MOOC-Vorlesungen auf Udacity
Bielefeld, Februar 2013 - Prof. Dr. Jörn Loviscach, der an der Fachhochschule Bielefeld Ingenieurmathematik und technische Informatik lehrt, hat viele Fans. Nicht nur unter seinen Studenten, sondern auch im Internet. Hier betreibt er einen eigenen Youtube-Kanal, der inzwischen 16.000 Abonnenten zählt. Aber er hält auch MOOC-Vorlesungen auf Udacity ab. Bereits vor Kursbeginn hatten sich dort 6.000 Teilnehmer angemeldet.
Begonnen hat diese Erfolgsgeschichte noch recht unspektakulär. Vor einigen Jahren stellte Jörn Loviscach Screencasts seiner Vorlesungen ins Netz. Wer gefehlt hatte, konnte den Stoff dennoch nachbereiten. Und er änderte er seine Lehrmethode, weg vom Frontalunterricht hin zum Flipped Classroom. Er wollte auch im Sinne seiner Studenten "die gemeinsame Zeit maximieren", so der Hochschullehrer. Deshalb sollten die angehenden Ingenieure seine Videos bereits vor der Vorlesung anschauen, damit im Hörsaal mehr Zeit für Interaktion, für Fragen und Diskussionen blieb. Heute beinhaltet sein Youtube-Kanal etwa 2.000 Videos, die bereits millionenfach geklickt werden. Was ihn stolz macht: "Sogar Professoren anderer Universitäten verweisen auf meine Online-Vorlesungen".
Doch inzwischen ist Loviscach auf dem Sprung zu internationalem Ruhm. Er wird sogar mit dem legendären Salman Khan verglichen, jenem Amerikaner indischer Abstammung, der die Khan Akademy gegründet hat. Anders als Khan, der auch Basics für Schüler lehrt, adressiert Loviscach ein universitäres Publikum - und er entwickelt fächerübergreifende Aufgabenstellungen.
Sein Kurs auf Udacity setzt auf Kenntnisse in Informatik, Algebra, Trigonometrie, Statistik und Physik. Der Mann aus Bielefeld bringt den Teilnehmern bei, mathematische Modelle zu entwickeln und mathematische Ausdrücke in die Programmiersprache Python zu übertragen. Das Ziel: Sie sollen echte Probleme lösen, etwa die Astronauten des Weltraumfluges Apollo 13 retten, Epidemien stoppen oder Waldbrände bekämpfen.
Wer aber stellt sich dieser Herausforderung? Auch der Vortragende wusste es zunächst nicht. Bis er in einem Forum erfuhr, dass ein Biologie-Professor mit von der Partie war, Studenten aus Pakistan, Malaysia, Deutschland, sogar ein Crew-Mitglied eines amerikanischen Atom-U-Bootes.
Jörn Loviscach ist längst ein Profi, was das Erstellen von Lehrvideos angeht. Er braucht nur wenige Minuten, um eine neue Lehreinheit zu fertigen. Sein Standardwerkzeug: ein Videorecorder und eine Spracherkennungssoftware.
Die Lehrvideos sind übrigens nicht nur auf Youtube, sondern auch auf einer eigenen Homepage abrufbar. Dort erfährt der Leser außerdem, dass Loviscach sich selbst als "Edupunk" bezeichnet.
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