Uni Hohenheim baut digitale Lehre und ePrüfungen aus
Hohenheim, August 2021 - Die Corona-Pandemie hat ihre immense Bedeutung in den Fokus gerückt, doch an der Universität Hohenheim in Stuttgart war sie bereits davor ein zentrales Querschnittsthema: die Digitalisierung. Jetzt erhält die Universität Hohenheim insgesamt fast 4,5 Millionen Euro Fördergelder von der Stiftung "Innovation in der Hochschullehre", um ihre bisherigen Aktivitäten auf diesem Gebiet weiter auszubauen.
In der Ausschreibung "Hochschullehre durch Digitalisierung stärken" fördert die Stiftung das Projekt "Digitalisierung entlang Lehren, Lernen und Forschen integrieren (DeLLFi)" sowie das Verbundprojekt "Partnerschaft für innovative ePrüfungen. Projektverbund der baden-württembergischen Universitäten" (PePP).
Bedingt durch die Corona-Pandemie wurden im Sommersemester 2020 die digitalen Infrastrukturen an der Universität Hohenheim deutlich ausgebaut. Die große Herausforderung lag zu diesem Zeitpunkt in der Bewältigung von operativen Fragen in der einzelnen Lehrveranstaltung, der Lehrorganisation, dem Ausbau der Infrastruktur und des rechtlichen Rahmens.
Für eine grundlegende Verständigung über die übergeordneten Ziele und von Qualitätskriterien für eine gute digitale Lehre oder die systematische Bearbeitung ganzer Studiengänge und Module waren in der ersten Zeit der Pandemie wenig Kapazitäten vorhanden. Nun rückt der Blick nach vorne wieder in den Fokus.
Digitale Lehre ganzheitlich anlegen
Im Projekt "Digitalisierung entlang Lehren, Lernen und Forschen integrieren" (DeLLFi) sollen nun acht ineinandergreifende Maßnahmenpakete dazu beitragen, die digitale Lehre an der Universität Hohenheim ganzheitlich anzulegen: Angefangen bei der didaktischen Ausgestaltung der Lehre über technische Innovationen bis hin zu Veränderungen in der Lehrorganisation. Dafür erhält die Universität rund 4,2 Millionen Euro Fördergeld über eine Laufzeit von drei Jahren.
"Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung an der Universität Hohenheim bereits einen großen Schub gegeben", erklärt ihr Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert. "Diesen wollen wir nun nutzen und Lehre, Forschung und die universitäre Infrastruktur für die Zeit nach Corona zukunftsfähig aufstellen. Denn dann wird die Digitalisierung noch erheblich wichtiger sein als zuvor."
Prof. Dr. Korinna Huber, Prorektorin für Lehre an der Universität, ergänzt: "Die Pandemie hat uns gezeigt, dass wir die Lehre mit digitalen Formaten moderner und flexibler gestalten können. Deswegen freuen wir uns sehr über diese Förderung, denn dadurch werden unsere bisherigen Anstrengungen für ein attraktives Online-Lehrangebot honoriert. Mit ihrer Hilfe können wir die Entwicklung einer modernen und innovativen akademischen Lehre an der Universität Hohenheim weiter vorantreiben und unseren Studierenden auch ergänzende digitale Formate anbieten."
Dabei werden Lehrveranstaltungen nicht einfach nur durch digitale Bestandteile angereichert. Vielmehr sollen alle Facetten der Digitalisierung in der Lehre berücksichtigt und die neuen Lehrformate auch mit neuen Lehrinhalten verknüpft werden. Fachspezifische sowie über das Fachwissen hinausgehende digitale Kompetenzen werden ausdrücklich als Lernziele im Studium verankert. Dazu gehört auch, dass Studierende sich die Bedeutung der Auswirkungen von Digitalisierung und Globalisierung für sich selbst und die Gesellschaft bewusstmachen.
Forschendes Lehren und Lernen digital unterstützen
Ein Beispiel dafür, wie die konkrete Umsetzung aussehen könnte, ist das Forschende Lehren und Lernen, das in Hohenheim als "Humboldt reloaded" fest in der analogen Lehrkultur verankert ist. Dabei haben Bachelorstudierende aller Fakultäten die Möglichkeit, schon früh im Studium aktiv an Forschungsprojekten mitzuwirken. Die Betreuung der Projekte ist jedoch aufgrund des fehlenden Vorwissens bei den Studierenden sehr zeitaufwändig.
Um sie systematisch an die für den Forschungsprozess erforderlichen fachlichen und überfachlichen Fähigkeiten heranzuführen, sollen innerhalb von DeLLFi daher Blended Learning-Konzepte ausgearbeitet und erprobt werden. Dabei werden computergestütztes Lernen und klassische Präsenz-Lehre miteinander kombiniert. Die digitalen Lerneinheiten sollen vor allem grundlegendes Wissen über wissenschaftlichen Arbeiten, wie zum Beispiel das Aufstellen von Hypothesen oder wissenschaftliches Schreiben, aber auch die Auseinandersetzung mit dem Forschungsprozess an sich, vermitteln.
Qualitätsstandards für ein digital angereichertes Studium setzen
Gleichzeitig dient der neu eingerichtete Studiengang Digital Business Management als Modell, in dem digitale Lehr- und Prüfungsformate sowie Qualitätsstandards entwickelt werden, die auf andere Studiengänge oder Module übertragen werden können. Zudem soll eine Lernbegleiter-App Studierende beim Lernen individuell unterstützen. Darüber hinaus werden fachspezifische digitale Werkzeugkästen entwickelt und Digitalcoaches die Lehrenden bei ihren konkreten Vorhaben unterstützen.
Begleitet werden all diese Maßnahmen von kontinuierlichen Bewertungen sowie einer Wirkungsstudie, die mit breiter Beteiligung von Lehrenden und Studierenden wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse zum Einsatz und zur Wirkung digitalen Lehrens und Lernens liefert, beispielsweise ob sich die Studierenden die digitalen Kompetenzen effektiv aneignen.
Hochschulübergreifend digitale Prüfungskonzepte etablieren
Zudem haben sich im Verbundprojekt "Partnerschaft für innovative ePrüfungen. Projektverbund der baden-württembergischen Universitäten" (PePP) alle Universitäten im Land zusammengeschlossen. Die Projektleitung ist an der Universität Freiburg angesiedelt. Unterstützung leisten das Hochschulnetzwerk Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg (HND-BW) sowie das Hochschuldidaktikzentrum Baden-Württemberg (HDZ).
Das Ziel von PePP ist hochschulübergreifend bereits existierende, erfolgreiche Ansätze für digitale Prüfungen in dauerhafte Lösungen zu überführen. Dies soll mit Hilfe so genannter Reallabore geschehen, in denen technisch-didaktische Innovationen weiterentwickelt und an mehreren Universitätsstandorten in Baden-Württemberg in realen Situationen erprobt werden.
Die Erfahrungen dieser Reallabore sollen dann in allgemeine Empfehlungen münden. Wichtige Beurteilungsgrundlagen sind dabei die Akzeptanz von ePrüfungen durch die Studierenden, die Gestaltungsmöglichkeit der Prüfungen durch die Lehrenden, Prüfungsfairness, Rechtssicherheit sowie die technische Umsetzbarkeit und Effizienz.
Nach Projektabschluss entscheidet jede Hochschule für sich, welches der Formate sie dauerhaft bei sich einführen wird.
Einsatz von mobilen Endgeräten testen
So wird beispielsweise in Hohenheim in Zusammenarbeit mit den Universitäten Mannheim, Heidelberg und Ulm untersucht, inwieweit flexible Prüfungsszenarien mit eigenen, mobilen Geräten der Lernenden im Hörsaal oder auch zu Hause am eigenen Schreibtisch umgesetzt werden können. Denn für Universitäten, die zur Durchführung von ePrüfungen über keine ausreichend großen PC-Pools verfügen, versprechen diese Möglichkeiten eine hohe Flexibilität. Bislang liegen allerdings an deutschen Hochschulen nur wenige Praxiserfahrungen damit vor.
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