Digitaler Bildungsansatz für den Mittelstand
Saarbrücken, Mai 2018 – Seit 2008 bieten Andrea Ponter und ihr Team von PS Sprachenservice Sprachkurse für Erwachsene an. Die meisten der Sprachschüler brauchen das Upgrade zum Schulenglisch für den Beruf. Besonders wichtig ist den Arbeitgebern, die in Sprachtrainings für ihre Belegschaft investieren, dass in den Trainings gezielt das Fachvokabular für die jeweilige Branche erweitert wird und die Mitarbeiter lernen, souverän in der Businesssprache zu kommunizieren: im persönlichen Gespräch oder per eMail. Im Interview spricht Andrea Ponter darüber, wie sie die Präsenztrainings in ihrer Sprachschule durch digitale Lernangebote ergänzt und wie der Unterricht im Kursraum vom innovativen Blended Learning Konzept profitiert.
Die PS-Sprachschule verfügt über zahlreiche Unternehmenskunden, die vor allem Englischkurse in Anspruch nehmen. Können mittlerweile nicht die meisten Mitarbeiter Englisch?
Andrea Ponter: Ja, das stimmt. Die meisten Teilnehmer bringen noch Englischkenntnisse aus ihrer Schulzeit mit. Dieses Schulenglisch ist aber in der Regel eingerostet und bietet kein stabiles Fundament, alle Aufgaben am Arbeitsplatz souverän auch auf Englisch zu bewältigen. In unseren Englischkursen wird diese Kompetenz aufgefrischt und erweitert. Ergänzend bauen wir bei den Teilnehmern gezielt das Fachvokabular auf, das für ihre Branche relevant ist.
Was zeichnet Ihre Sprachschule besonders aus?
Andrea Ponter: Unsere Stärke sehe ich im Aufbau der branchenspezifischen beziehungsweise berufsrelevanten Sprachkompetenz. Unsere Teilnehmer arbeiten oft in speziellen Bereichen wie Finanzen, Logistik oder in der Produktentwicklung. Mitarbeiter, die bei uns trainieren, wünschen sich deshalb Lernformate und Inhalte, bei denen auf die Anforderungen ihres Berufs eingegangen wird. Das bedeutet zum Beispiel, intensiv am Aufbau eines fachspezifischen Wortschatzes zu arbeiten. Auf diesen Bedarf gehen wir ein, indem wir für jedes Unternehmen maßgeschneiderte Kurse konzipieren. Wenn die Teilnehmer nach ein paar Trainingseinheiten bereits merken "Hey, das kann ich ja tatsächlich oft anwenden", dann stärkt das das Selbstbewusstsein und motiviert zum Weiterlernen.
Ergänzend zu den Präsenzkursen bieten wir als flexibles Blended Learning Konzept auch auf das Unternehmen zugeschnittene Online-Kurse an. Das ist aus meiner Sicht auch der größte Unterschied zu vielen anderen Sprachschulen.
Welche Vorteile bietet die Verbindung von Präsenztrainings und Onlinetrainings? Nehmen wir zum Beispiel an, ein Unternehmen wird von einem amerikanischen Konzern übernommen. Nach der Übernahme wird gefordert, dass alle Mitarbeiter innerhalb kurzer Zeit perfektes Business Englisch beherrschen sollen. Wie kann Blended Learning bei dieser Herausforderung unterstützen?
Andrea Ponter: Die Sprache schnell aufzubauen ist so eine Sache. Es braucht natürlich seine Zeit und ist leider auch mit Grammatik und Vokabellernen verbunden. Das ist oft denkbar unbeliebt. Lieber möchten die Teilnehmer die Zeit mit dem Trainer zum Sprechen nutzen, sich fachspezifische Themen erschließen, eMails schreiben üben oder ihr Hörverständnis trainieren.
Da sind Online Kurse die perfekte Ergänzung, denn die Teilnehmer können dort Vokabeln und Grammatik vertiefen und haben dann ausreichend Zeit, um sich mit dem Trainer auf individuelle Lerninhalte zu konzentrieren. Daher ist Blended Learning die ideale Lösung für alle, die schnell weiterkommen möchten.
Der Mix macht es also. Dennoch entwickelt sich der Trend immer mehr dahin, Inhalte zu digitalisieren. Ihre Sprachschule gibt es ja nun seit bereits zehn Jahren. Stellen Sie auch eine Entwicklung hin zu mehr Online-Training fest?
Andrea Ponter: Die Entwicklung hin zu digitalen Lerninhalten ist ein klarer Trend. Das merken wir auch, weshalb wir uns entschieden haben, uns stärker in diese Richtung zu entwickeln. Ich kann diesen Trend sehr gut nachvollziehen, denn das Lernumfeld wird dadurch dynamischer. Unternehmen haben die Vorteile ebenfalls erkannt, Kurse nachvollziehbar managen zu können und auch bei den Teilnehmern von Sprachkursen wird das individuelle Lernmanagement immer beliebter. Daher binden wir auch alle Sprachtrainer in das Online Training mit ein.
An der Erstellung der Online Trainings arbeiten bislang drei Mitarbeiter, die unser Kursangebot stetig ausbauen. Eines steht für uns jedoch fest: Es bleibt Blended, denn ganz digitalisiert kann man eine Sprache nun mal nicht lernen.
Worauf achten Sie bei der Erstellung der Online-Trainings? Nutzen Sie zum Beispiel Gamification, damit die Teilnehmer am Ball bleiben?
Andrea Ponter: Digitale Lerninhalte müssen relevant, nachvollziehbar und abwechslungsreich sein. Gamification nutzen wir im Moment zwar noch nicht, aber wir greifen auf die vielen Gestaltungsmöglichkeiten zurück, die unser Autorentool anbietet. Multiple choice, Drag & Drop, Freitextaufgaben, Memory Spiele, um nur einige zu nennen. Mit diesem modernen Tool stellen wir Übungen so interessant zusammen, dass den Teilnehmern auch beim Wiederholen von Vokabeln und Grammatik garantiert nicht langweilig wird.
Und wie werden die digitalen Inhalte den Lernern im Unternehmen bereitgestellt?
Andrea Ponter: Wir stellen die Kursinhalte über eine moderne Lernplattform zur Verfügung. Hier können die Lerner von jedem Endgerät zeit- und ortsunabhängig auf ihre Lerninhalte zugreifen, ihre Kurse verwalten und den eigenen Lernfortschritt nachvollziehen. Für uns als Veranstalter ist das Programm sehr intuitiv zu bedienen. Wir nutzen hier die bereits vordefinierten Kursformate oder passen diese an die Bedarfe unserer Kunden an.
Welche Vorteile bietet die Bereitstellung über ein Learning Management System für die Unternehmen?
Andrea Ponter: Unternehmen verfolgen mit den Sprachkursen klare strategische Ziele. Nämlich ihre Mitarbeiter fit zu machen oder zu halten für den internationalen Wettbewerb. Da ist Effizienz und Kostenkontrolle genau so wichtig wie in allen anderen Unternehmensbereichen, aber schwieriger zu realisieren. Daher ist meine Erfahrung, dass das Kursmanagement für Unternehmen vor allem im Hinblick auf messbare Ergebnisse interessant ist und darauf, das Lernen an die zeitlichen Verfügbarkeiten der Mitarbeiter anzupassen. Und da Lernen auch ein hohes Maß an Eigenmotivation voraussetzt, haben Unternehmen über das Learning Management System zusätzlich die Möglichkeit, die Relevanz der Inhalte an ihre Mitarbeiter anzupassen. Zum Beispiel über maßgeschneiderte Online-Kurse mit Logo und Bildern.
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