Akuter Wissensbedarf

Microlearning: Lernen in kleinen Einheiten

Berlin, April 2018 - (von Lena Després, HTTC e.V.) Microlearning ist eine Lernform, die nur rund fünf Minuten Lernzeit in Anspruch nimmt. Es kann gut in berufliche oder auch in Alltagsaktivitäten integriert werden. Angestellte und Führungskräfte können beispielsweise Wartezeiten mit Lernaktivitäten füllen. Mircolearning kann aber auch genutzt werden, wenn bei der Bearbeitung einer Aufgabe ein akuter Wissensbedarf besteht. Voraussetzung für das Microlearning ist, dass entsprechend aufbereitete Lernmaterialien vorhanden sind. Heutzutage nutzt man in der Regel digital aufbereitete Lernmaterialien, die zunehmend auch über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets zur Verfügung stehen - sogenannte Learning Nuggets.

Microlearning bezeichnet eine Methode, in der sich Lernende in eigener Verantwortung in kurzen Lernsequenzen Handlungskompetenzen aneignen oder einzelne Konzepte kennenlernen. Die Lernsequenzen dauern dabei typischerweise fünf bis maximal zehn Minuten. Sie können somit sehr gut in berufliche oder Alltagsaktivitäten integriert werden. Microlearning erfolgt meist mit Hilfe von digital aufbereiteten Lernmaterialien. Diese stellen ein einzelnes Konzept oder eine Handlung vor. Beispiele für mittels Microlearning vermittelbare Handlungskompetenzen sind die Einrichtung einer Maschine oder die Erläuterung einer Funktion einer Softwarelösung. Zu vermittelnde Konzepte dürfen nicht zu komplex sein, wie beispielsweise der Aufbau von Codes, wie der IBAN, oder Vorschriften, wie Sicherheitsvorschriften in einer Produktionsumgebung. Die via Microlearning vermittelten Inhalte sind in sich abgeschlossen und für die Zielgruppe ohne weitere Informationen verständlich. Sie können aber durchaus lose gekoppelt sein, wie beispielsweise beim Lernen von Fremdsprachen.

In welchen Szenarien eignet sich Microlearning?

Microlearning eignet sich in ganz verschiedenen Szenarien:

  • Die Motivation zum Erwerb von Handlungswissen ergibt sich häufig aus der konkreten Fragestellung "Wie mache ich etwas?" heraus. Man spricht dann auch von Lernen "Just-in-Time". Aus einer Sammlung von Lernmaterialien kann der Lernende dann diejenigen auswählen und bearbeiten, die ihm Unterstützung bieten.

  • Bei der Vermittlung von Handlungswissen mittels Microlearning kann es sich aber auch um einen lose geplanten Prozess handeln, wenn sich beispielsweise ein Mitarbeiter auf eine neue Aufgabe vorbereiten soll. Dann kann er in eigener Verantwortung entscheiden, wann und wo er lernt und sich so mittels Microlearning für die neue Aufgabe notwendige Kompetenzen aneignen.

  • Auch bei der Vermittlung von Konzepten gilt, dass der Lernende selbst bestimmen kann, wann und wo er lernt. Er nutzt dann Freiräume um Lernepisoden, beispielsweise das Trainieren von Vokabeln, durchzuführen. Hinsichtlich der Auswahl der Lerninhalte kann der Lernende ebenfalls frei sein, es kann aber auch Vorgaben geben, bis wann welche Lerninhalte bearbeiten werden sollen.

  • Microlearning benötigt Lernmaterialien, in denen die Lerninhalte aufbereitet sind. Grundsätzlich ist man hinsichtlich der Form der Aufbereitung flexibel. Es kann auch ein gedrucktes Dokument sein. Zunehmend werden aber digitale Medien verwendet. Für die Vermittlung von Handlungskompetenzen eignen sich häufig Videoformate. Die digitalen Lernmaterialien können dann am PC, am Arbeitsplatz oder zu Hause bearbeitet werden, zunehmend aber auch am Tablet oder Smartphone. Durch die Bereitstellung über mobile Endgeräte wird die zeitliche und räumliche Flexibilität noch umfangreicher.

Wie sollten Materialien für Microlearning gestaltet sein?

Die Lernmaterialien für Microlearning müssen alle Informationen enthalten, die für die Zielgruppe zum Verständnis notwendig sind. Sie müssen also in sich geschlossen sein. Sie sollten ansprechend, abwechslungsreich und motivierend gestaltet sein. Wichtig ist, dass durch die Lernmaterialien eine unmittelbare Kontrolle des Lernerfolgs möglich ist. Bei der Vermittlung von Konzepten dient diese Kontrolle, zum Beispiel mit Fragen, dem Feedback und der weiteren Motivation. Das gilt weniger bei Just-in-Time Szenarien; hier werden die Handlungskompetenzen direkt bei der Arbeit vermittelt. In einer Dokumentation sollte klar beschrieben werden, welche Inhalte im Lernmaterial vermittelt werden.

Wie können Materialien für Microlearning erstellt werden?

Hochwertige Materialien für Microlearning, die die zuvor genannten Anforderungen erfüllen, müssen in der Regel durch einen inhaltlichen Fachexperten in Zusammenarbeit mit einem in der Erstellung von Medien kompetenten Mitarbeiter erstellt werden. Welche Werkzeuge für die Erstellung der Materialien verwendet werden, hängt vom Zielformat (Audio, Video, Text mit Bildern) ab. Es gibt spezialisierte Werkzeuge, mit denen man digitales Lernmaterial vergleichsweise einfach erstellen kann.
Zusätzlich können beim Microlearning auch bereits vorhandene Lernmaterialien verwendet werden. Das gilt insbesondere für Audio- oder Videoformate. Auf Videoplattformen wie YouTube sind beispielsweise eine Vielzahl von Videos zu finden, die Handlungskompetenzen vermitteln. Die Qualität dieser nutzergenerierten Lernmaterialien schwankt aber stark. In verschiedenen Projekten werden auch Methoden und Werkzeuge entwickelt und erprobt, die Mitarbeiter selbst in die Lage versetzen sollen, für ihre Kollegen Materialien zu erstellen.

Kann Microlearning in umfassendere Lernangebote eingebunden werden?

Microlearning-Episoden lassen sich sehr gut in umfangreichere Lernangebote einbinden, wenn Microlearning geplant zur Vermittlung von Konzepten oder Kompetenzen eingesetzt wird. Sie können zum Beispiel zur Vor- oder Nachbereitung von Präsenztrainings dienen. So können die Materialien zur Verfügung gestellt werden, um den Lernstoff zu vertiefen.

Wird Microlearning zum Erwerb von Handlungswissen Just-in-Time eingesetzt, bietet es sich oftmals an, neben den Lernmaterialien selbst ergänzende Möglichkeiten zu schaffen, die dem Lernenden erlauben, mit anderen Lernenden oder auch den Inhaltsexperten, im jeweiligen Thema in Kontakt zu treten. Beispielsweise können Foren oder Frage & Antwort-Systeme genutzt werden, in denen der Mitarbeiter Nachfragen formulieren kann, die dann von Kollegen beantwortet werden können.

Wie können die Mitarbeiter auf Lernmaterialien im Microlearning zugreifen?

Lernmaterialien für Microlearning kann Mitarbeitern in verschiedenen Formen zur Verfügung gestellt werden. In der Regel sollte der Zugriff auf die Inhalte aber über das Internet möglich sein. So können die vorhandenen Angebote in Listen auf Webseiten beschrieben und verlinkt werden und die Mitarbeiter wählen dementsprechend aus dem Angebot aus. Alternativ können Suchschnittstellen realisiert werden, die den Mitarbeitern eine Suche nach Materialien ermöglicht. Häufig werden auch Lernmanagementsysteme verwendet, die Lernmaterialien inhaltlich gruppieren oder auch zeitlich strukturieren und zusätzlich dokumentieren, welche Materialien der Mitarbeiter bereits bearbeitet hat. Das ist dann sinnvoll, wenn der Mitarbeiter die Lernmaterialien in einem festgelegten Zeitraum bearbeiten muss.