Kompetenzen auf der Baustelle digital vermitteln
Saarbrücken, Februar 2018 – Die Digitalisierung verändert nicht nur Bürojobs. Auch im Baugewerbe und Handwerk spielt Unterstützung am Arbeitsplatz durch moderne IT heutzutage eine wesentliche Rolle. Häufig arbeiten auf einer Baustelle Unternehmen und Handwerker aus unterschiedlichen Gewerken zusammen und oft überschneiden sich dabei sogar die einzelnen Arbeitsbereiche. Macht also beispielsweise ein Elektriker einen Fehler oder übersieht eine mögliche Gefahrenquelle, so ergeben sich zwangsläufig Risiken für andere Personen, die sich auf der Baustelle bewegen.
Maßnahmen zur Sicherheit auf der Baustelle sind gesetzlich vorgeschrieben. Nichtsdestotrotz verraten zahlreiche Statistiken, dass es auf deutschen Baustellen häufig zu Unfällen kommt. Es besteht also ein großer Bedarf an neuen und optimierten Maßnahmen zur Förderung der Sicherheit im Baugewerbe.
Wie auch in anderen fehleranfälligen Bereichen sollte auch auf der Baustelle der Grundsatz "Vier Augen sehen mehr als zwei" gelten, weshalb jeder Baustellenbereich grundsätzlich von mehr als einer Person im Hinblick auf mögliche Risiken und Gefahrenquellen untersucht werden sollte. Doch damit ist es noch nicht getan, denn um Unfällen auf der Baustelle tatsächlich vorbeugen zu können, braucht es eine präzise und konsequente Dokumentation der vorhandenen Gefahrenquellen sowie der zur Behebung des Problems getroffenen Maßnahme. In der Regel wird die Fehlerdokumentation neben dem ganz normalen Tagesgeschäft allerdings als lästiger Zeitfresser empfunden und deshalb leider oft vernachlässigt.
Die Lösung: Eine mobile App zur Gefahrenerkennung und Dokumentation der Behebung
Um eine einfach zu bedienende und verlässliche Lösung für diese Herausforderung zu finden, hat IMC im Rahmen des Forschungsprojektes SmartWerk mit Partnern wie dem DFKI und der TU Kaiserslautern mobile Apps entwickelt, die Handwerkern, Ingenieuren und weiteren Personen auf der Baustelle Unterstützung in folgenden Bereichen bieten:
- Baustellenerstbegehung
- Maschinenbedienung und Fehlerbehebung
- Gefahrenerkennung
Die Hauptziele des Projektes lagen in der Dokumentation von Arbeitsprozessen, der Assistenz bei der Nutzung komplexer Geräte sowie der Förderung der Sicherheit auf der Baustelle. Durch das Zusammenspiel dieser drei Bereiche schlagen die entwickelten Lösungen die Brücke zwischen Compliance- und Workplace Learning. Über die Projektlaufzeit wurde für jeden Anwendungsfall eine Lösung erarbeitet und in einem Testbetrieb erprobt. IMC AG war als Technologiepartner für die Entwicklung der Prototypen verantwortlich.
Anwendungsbeispiel Gefahrenerkennung
Die App bietet Arbeitern auf der Baustelle die Möglichkeit, Kollegen über mögliche Gefahren aufzuklären und Sicherheitsmaßnahmen zu definieren. Um sie nutzen zu können, genügt es, über ein mobiles Endgerät an der jeweiligen Baustelle einen QR-Code einzuscannen, über den dem Nutzer sofort alle für diese Baustelle relevanten Hinweise und Gefahrenquellen angezeigt werden. Vor Ort können die Arbeiter die Sicherheitslage auf der Baustelle dokumentieren. Fotos von Gefahrenquellen, wie offenliegende Kabel, können geteilt und Lösungen unmittelbar diskutiert und entwickelt werden. Ist eine Lösung für ein Problem auf der Baustelle gefunden, so kann mit wenigen Klicks im System dokumentiert werden, wie und durch wen das Problem gelöst wurde.
Übertragbarkeit auf andere Branchen
Die Vorteile einer mobilen und interaktiven Lösung wie der SmartWerk-App liegen auf der Hand. Durch die einfache Fehlerdokumentation ohne komplizierte Zettelwirtschaft entsteht Transparenz auf der Baustelle und die Arbeiter fühlen sich sicherer. Da sich die App gewerkeübergreifend nutzen lässt, können Probleme im gemeinsamen Austausch angegangen und in Zweifelsfällen entschieden werden, welches Unternehmen einen bestimmten Fehler auf der Baustelle zu beheben hat. So lässt sich innerhalb kurzer Zeit klären, welche Aufgabe in welchen Zuständigkeitsbereich fällt. Hat sich beispielweise ein Maurerbetrieb im Chat dazu verpflichtet, Schäden an einer Treppe zu reparieren, so muss er dies in jedem Fall erledigen und den Kollegen anschließend Bescheid geben, dass die Mängel behoben wurden.
Durchaus denkbar wäre es, eine mobile App zur Fehlerdokumentation und Gefahrenmeldung auch für andere Branchen nutzbar zu machen. Dabei ließe sich die Technologie zweifelsohne in hochregulierten Industriezweigen mit möglichen Gefahrenszenarien wie der Chemie- bzw. Pharmaindustrie oder der Automobilbranche nutzen.
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