Corona-Impfungen: WHO trainiert mit Hilfe des HPI
Potsdam, Dezember 2020 - Mit Unterstützung des deutschen Hasso-Plattner-Instituts (HPI) hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) damit begonnen, medizinisches Personal aller Mitgliedsländer für schnelle und sichere Impfungen gegen das Coronavirus zu trainieren. Auf der Internet-Lernplattform OpenWHO, die das Potsdamer Institut bereitstellt und betreut, schaltete die Genfer Organisation dazu einen zweistündigen Kurs in englischer Sprache frei.
Der Kurs soll die notwendigen Grundkenntnisse und Fertigkeiten vermitteln, um besonders Gefährdete umgehend als erste gegen Covid-19-Erkrankungen zu impfen - je nach den Prioritätsregeln der Staaten.
Nicht nur Beschäftigte des Gesundheitswesens, sondern jeder Interessierte hat nach Anmeldung Zugriff auf die mittlerweile insgesamt 267 Angebote der Plattform OpenWHO. Dazu gehören in Kürze neben einem weiteren Kurs, der Anleitungen zum Erarbeiten nationaler Pläne für Impfungen gegen das Corona-Virus bereitstellt, auch eine so genannte Wissensbasis. Die darin versammelten Informationen auf wissenschaftlicher Grundlage sollen Verantwortlichen helfen, auf Ereignisse in ihren Ländern einzugehen, "die das Vertrauen in Impfungen und begleitende Kommunikation untergraben könnten".
"Wir sind froh es geschafft zu haben, dass die WHO mit unserer Plattform-Technologie durch derartige Kurse bereits mehr als zwei Millionen Experten des Gesundheitswesens aller Mitgliedsländer direkt erreichen und schnell schulen kann", sagt HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. "Seit Dezember 2019 schnellten die Nutzungszahlen in die Höhe - auf nunmehr gut 4,6 Millionen Kurseinschreibungen", berichtet der Institutsleiter.
Die WHO sprach auf einer Tagung des Hasso-Plattner-Instituts im Oktober 2020 von einem Wachstum um rund 2.000 Prozent. Für die massiv ausgeweitete Nutzung der OpenWHO-Plattform müssen die HPI-Server in Spitzenzeiten 30.000 Anfragen pro Minute "schultern".
Stresstest mit 2.000 Prozent Wachstum bestanden
"Diesen Stresstest während der Pandemie hat das offene Onlinekurs-Angebot der Weltorganisation genauso bestanden wie auch openHPI, unsere seit acht Jahren existierende eigene Lernplattform, welche die Technologie-Basis liefert", freut sich der Potsdamer Informatikwissenschaftler. Schon am 26. Januar, als das neuartige Virus noch gar keine offizielle Bezeichnung trug, habe bereits der erste OpenWHO-Kurs zu der Erkrankung online gehen können, so Meinel.
Sein Team am HPI-Fachgebiet Internet-Technologien und -Systeme betreut für die Weltorganisation auch den Helpdesk. Seit Januar sind dort rund 46.000 Anliegen von OpenWHO-Nutzern behandelt worden. Dabei geht es zum Beispiel darum, technische Fragen zu klären und Probleme zu lösen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr zuvor waren es lediglich gut 600 Anfragen.
Allein für das Echtzeit-Training zum Umgang mit Covid-19-Erkrankungen gibt es auf OpenWHO mittlerweile rund 143 Onlinekurse zu 20 verschiedenen Themen in 42 Sprachen. Auffallend ist, dass während der Coronavirus-Pandemie ein verhältnismäßig hoher Anteil von Senioren in aller Welt die Lernplattform der Weltgesundheitsorganisation nutzt. Laut Angaben von OpenWHO-Mitarbeiterin Heini Utunen beträgt der Anteil der Personen, die im Alter von mehr als 70 Jahren an entsprechenden Onlinekursen teilnehmen, fünf Prozent. 70 Prozent sind zwischen 20 und 39 Jahren alt.
Wöchentlich werden die Covid-19-Onlinekurse inhaltlich angepasst
Zu jeweils einem Drittel handelt es sich bei den Teilnehmenden um Beschäftigte im Gesundheitswesen und um Studierende. Als Staaten, aus denen die meisten Nutzer stammen, nennt die WHO Indien (22 Prozent), Ecuador (zehn Prozent), USA und Mexiko (jeweils rund fünf Prozent) sowie Bangladesch (vier Prozent).
"Praktisch in wöchentlichem Abstand passen wir wegen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse unsere Inhalte an", sagte Utunen im Oktober auf dem openHPI-Forum in Potsdam. Ziel sei es, von derzeit 42 Sprachversionen der Covid-19-Kurse auf 60 zu kommen. Die kostenlosen OpenWHO-Angebote können auch genutzt werden, wenn es keine Internetverbindung oder eine mit nur geringer Bandbreite gibt.
"Wir freuen uns, der Weltgesundheitsorganisation mit unserer leicht an den Nachfrage-Boom anpassbaren Plattform-Technologie eine verlässliche Hilfestellung im herausfordernden Kampf gegen die Pandemie bieten zu können", betont HPI-Direktor Meinel. Auch häufig notwendig werdende inhaltliche Veränderungen der Kurse könnten problemlos bewältigt werden.
WHO-Generaldirektor: "Gewaltige Leistung"
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte es sich am 27. März dieses Jahres nicht nehmen lassen, über den Kurznachrichtendienst Twitter zur einmillionsten OpenWHO-Einschreibung zu gratulieren. Der Äthiopier schrieb: "Das ist eine gewaltige Leistung". Wiederholt verwies Tedros in Pressekonferenzen und auf Twitter auf die hohe Bedeutung der Plattform seiner Organisation für die Fachkräfte in den Gesundheitssystemen aller Länder: "Wissen ist der Schlüssel, um die öffentliche Gesundheit voranzubringen und #COVID19 zu besiegen", twitterte er.
Auch auf einer Sitzung des Executive Boards lobte der Generaldirektor den Beitrag des Lernportals zur Pandemiebewältigung. Es helfe bei der Infektionsprävention, Bekämpfung von Infektionen, Einsatzplanung und Datenerfassung. Die Verfügbarkeit von Kursen in mehr als 40 Sprachen sei ein Bekenntnis zur Vielsprachigkeit, so der WHO-Chef.
Weltweite Anerkennung bekamen die Partner OpenWHO und openHPI jüngst zudem durch den "Learning Technologies Award 2020" in Gold. Die Auszeichnung wurde im November in London überreicht. Besonders beeindruckte die 61-köpfige Jury die schnelle Skalierbarkeit der Plattform-Technologie.
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