Chatbot und Teleroboter im Kampf gegen Kriegstraumata
Berlin, Januar 2025 - Die zunehmenden psychischen Belastungen im Ukraine-Krieg führten bereits 2022 zum SOLOMIYA-Projekt. Prof. Malek Bajbouj von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Berliner Charité und Projektleiter richtete seinen Blick dabei u.a. auf mentales Gesundheitstraining und die Förderung digitaler Lösungen. So hat SOLOMIYA auch eine eLearning-Plattform entwickelt, um ukrainische Ärzte in den Bereichen psychische Gesundheit, Rehabilitation und Schmerzmanagement fortzubilden.
Ursprünglich für ukrainische Gesundheitsdienstleister konzipiert, steht die Plattform nun vor einer internationalen Erweiterung. Geplant ist die Übersetzung der Inhalte in mehrere Sprachen. Darüber hinaus haben ukrainische Fachkräfte ein spezialisiertes Trainingsprogramm mit dem Titel "Psychische Gesundheit von gewaltsam Vertriebenen" entwickelt, das sich an Fachleute richtet, die Expertise in kriegsbedingter medizinischer Versorgung suchen.
Digitalisierung wird gefördert
Ein weiterer Zweig des SOLOMIYA-Projekts konzentriert sich auf die Förderung der Digitalisierung in der Ukraine, einschließlich des Einsatzes sogenannter Tele-Roboter, Chatbots und speziellen Apps. "Mit dem Beginn des Krieges sahen sich viele ukrainische Ärzte damit konfrontiert, Patienten außerhalb ihrer üblichen Fachgebiete zu behandeln, und der Zugang zu Krankenhäusern wurde aufgrund des Krieges zunehmend eingeschränkt", erklärt Dr. Valentyna Mazhbits.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, schickte die Charité zehn medizinische Teleroboter in die Ukraine. Sie haben eine doppelte Funktion: Sie ermöglichen es ukrainischen Ärzten, sich mit ihren deutschen Kollegen zu beraten – und sie helfen Ärzten, Patienten in ländlichen Gebieten zu erreichen. Seit ihrer Versendung wurden 103 Konsultationen mit deutschen Fachärzten über die Teleroboter durchgeführt.
Chatbot "Friend. First Aid"
SOLOMIYA hat außerdem digitale Tools entwickelt, um den psychologischen Auswirkungen des Krieges entgegenzuwirken. Der "Friend. First Aid"-Chatbot, der auf Telegram basiert, hilft Menschen, akuten Stress zu bewältigen. Nachdem der Nutzer Fragen zu seiner Stimmung beantwortet hat, empfiehlt der Bot Übungen, die auf Protokollen der WHO und den Golden Hours-Protokollen des European College of Neuropsychopharmacology basieren.
Wenn Nutzer sich weiterhin belastet fühlen, können sie an einen Psychotherapeuten oder Psychologen verwiesen werden, um zusätzliche Unterstützung zu erhalten. Dies bietet Menschen "innerhalb von Sekunden Zugang zu psychischer Hilfe", erklärt Dr. Bajbouj.