Pssst - Streng geheime Audio-Show!
April 2006 - "Schlaflos in München" heißt der berühmteste deutsche Podcast. Schlaflose Nächte dürften Radiomacher, Marketingspezialisten und Bildungsanbieter auch weiterhin haben. Denn der 1. Deutsche Podcast-Kongress in München machte deutlich: Die mp3-Audio-Shows sind ein Trend, den niemand verpassen möchte. Wie sich damit Geschäfte machen lassen und in welchen Szenarien Mehrwert liegt, bleibt weiterhin im Dunkeln. Auch weil sich niemand so richtig in die Karten schauen lassen will.
Die Neugier am 1. Deutschen Podcast-Kongress, den der ECO-Verband der deutschen Internetwirtschaft Anfang April in München veranstaltete, war groß. Fast 300 Teilnehmer meldeten sich an, nur rund die Hälfte konnte in den Königssaal der Bayrischen Staatsoper vorgelassen werden, um die Themen Private Podcasting, Corporate Podcasting und E-Learning zu diskutieren.
Schätzungsweise 500 private und zwei Dutzend kommerzielle Podcasts gibt es in Deutschland. Die noch überschaubare Szene traf sich zum allerersten Mal. Endlich konnte man die Personen, die normalerweise hinter Computerbildschirmen verschanzt ihre Audio-Shows produzieren und sie im Internet zum automatisierten Download anbieten, kennen lernen und das Gesicht zur Stimme sehen. Mit Annik Rubens ("Schlaflos in München") und Alexander Wunschel ("Pimp my Brain") waren zwei der berühmtesten Stimmen auf dem mp3-Äther vor Ort. Mit Tony Douglas, Marketing Innovations BMW Group, stellte ein Firmenvertreter einen Podcast vor, der es auf Google immerhin auf den ersten Rang der Suchergebnisse geschafft hat.
Wer von den Spezialisten eine Antwort auf die Frage erwartete, ob und vor allem wie das neue Internet-Phänomen das ihm zugetraute Potenzial entfalten kann, sah sich allerdings enttäuscht. Das neue Medium ist gerade einmal seit zwei Jahren erfunden und steckt konzeptionell noch in den Kinderschuhen. Alex Wunschel konnte noch mit Zahlen beeindrucken. Laut einer Prognose der Reichweiten-Agentur Bridge Ratings soll sich die Zahl der Podcast-Hörer in den USA von ca. 4,5 Mio. im Jahr 2005 auf 9,3 Mio. im Jahr 2006 mehr als verdoppeln. Marc Schmidt vom Redaktionsbüro Fresh Info stellte Selbstverständliches klar: einen Sprecher, ein Studio und ein Drehbuch braucht es, will man erfolgreich produzieren.
Selbst BMW, sehr erfolgreich mit Podcasts zur IAA und weiteren Automessen, setzt das neue Format nur punktuell ein. Produziert mit einfachen Mitteln - Tony Douglas spricht meistens selbst - kalkuliert man dennoch pro Sendung zwischen 800 und 1.000 Euro an Kosten. Eine Firmenvertreterin im Publikum, die anonym bleiben wollte, brachte auf den Punkt, was viele dachten: "Wir können nicht jede Woche 800 € ausgeben für etwas, von dem wir nicht wissen, was es eigentlich bringt. Doch wenn die Konkurrenz damit startet, müssen wir nachziehen."
Auch bei den Aus- und Weiterbildungsverantwortlichen hört man nur hinter vorgehaltener Hand von ersten Gehversuchen. So setzt ein großer deutscher Konzern Podcasts als Mitarbeiterradio ein und verzeichnet damit Zugriffsraten wie nie zuvor. Andere lassen Podcasts von Azubis für Azubis basteln und staunen, wie motiviert und geschickt die Jugendlichen zu Werke gehen. Mitveranstalter Beck et al. Services stellte ein IT-Projekt vor, in dem Podcasts zur Projektkommunikation und Wissensvermittlung eingesetzt werden. Hier unterhalten sich fiktive IT-Manager, es werden Wissensträger interviewt und die News der Woche vorgestellt. Die Erfahrung auch hier: Garniert mit einem Quiz und einem Reisebericht macht das Spaß und kommt gut an.
Vorher lag der Vorbereitungs- und Meeting-Aufwand bei 10 Stunden. Inklusive acht-stündiger Podcast-Produktion liegt er bei 14 Stunden. "Der Vorteil ist die höhere Effektivität für die Teilnehmer des Meetings. Sie können sich die Podcasts zeitunabhängig anhören. So vorbereitet verringert sich die tatsächliche Meetingzeit für sie im Schnitt um 2 Stunden. Außerdem geht das Meeting dank des Podcasts in die Dokumentation der Firma ein", so Andreas Weinbrecht von Beck et al. Services.
Der Münchner Dienstleister gewährte einen ersten Blick auf die Plattform im Hintergrund. Diverse Unternehmen machten sich schlau, wie die einfache Handhabung auf Nutzerseite, die sichere Datenübertragung, die Verwaltung der Zugriffsrechte und die Informationskontrolle sicherstellt ist. Prompt bekam man es mit zwei Spionen in Nadelstreifen zu tun, die dreist gar die exakte Höhe der Entwicklungskosten wissen wollten. Warum sie sich dafür interessierten? "Streng geheimes Großprojekt!"
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