Was Führungskräfte von Eheberatern lernen können
Hamburg, März 2015 - Missverständnisse, fehlgeleitete Kommunikation oder die Unfähigkeit, dem Gegenüber die eigene Wertschätzung zu zeigen - viele Probleme aus Partnerschaften beeinträchtigen auch die gute Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern und ihren Chefs. Was gelungene partnerschaftliche Führung ausmacht, erklärt der Jurist und Compliance-Berater Dr. Bernd Buchholz in einem Keynote-Vortrag auf der Messe PERSONAL2015 Nord. Dabei lässt er auch seine Erfahrungen als Vorstandsvorsitzender des Medienkonzerns Gruner + Jahr einfließen.
"Eine Führung, die den Mitarbeiter auf Augenhöhe als mitveranwortlichen Partner wahrnimmt und nicht als Befehlsempfänger, der einfach nur das macht, was man ihm sagt" – diesen Ansatz hält Dr. Bernd Buchholz für das Gebot der Stunde. Für "partnerschaftliche Führung" argumentiert er mit betriebswirtschaftlichen Fakten: Mitarbeiter seien motivierter, wenn sie selbst Dinge mitentscheiden und verantworten könnten. "Nur dann entwickeln sie ihr volles Potential und holen das Beste aus sich heraus", so der ehemalige Vorstandsvorsitzender von Gruner + Jahr.
Führen nach Gutsherrenart noch weit verbreitet
"Das Führen nach Gutsherrenart ist heute noch in vielen Unternehmen üblich", räumt Dr. Buchholz ein. Ein Stolperstein sei das Bewusstsein dafür, wie man Verantwortung delegiere. Denn Führungskräfte seien oftmals der Meinung, dass sie den Mitarbeitern Verantwortung abgäben, übertrügen aber in Wahrheit nur bestimmte Aufgaben ohne den nötigen Spielraum. Noch immer sei es gang und gäbe, ein Schema F vorzugeben, nach dem der Mitarbeiter etwas abarbeiten soll. "Führungskräfte müssen partnerschaftliche Führung lernen und dafür sensibilisiert werden", ist Buchholz vor diesem Hintergrund überzeugt.
Partnerschaftlich führen lernen
"Der Kern von Personalführung ist zu allererst die Bewusstmachung dessen, was in uns als Führungskräften vorgeht und wie wir führen – das kommt nicht von allein", so der bekannte Führungsexperte. Damit Führungskräfte Ziele kontrollierten und nicht den Weg dorthin, sollten Personaler den Führungskräften passende Instrumente wie Mitarbeitergespräche, Regelungen und Zielvereinbarungen an die Hand geben. "Diese Instrumente müssen deutlich machen, dass es darum geht, nur den Rahmen für Aufgaben abzustecken." Hinzu komme die Herausforderung, überhaupt erst einmal ein selbstreflektiertes Verständnis der Chefs in Bezug auf partnerschaftliche Führung aufzubauen.
Der Eheberater am Arbeitsplatz: Praxisnähe schaffen
Partnerschaftliches Führen schaffe in der Regel partnerschaftliche Konflikte wie unausgesprochene Erwartungen, fehlende Anerkennung oder schlechte Kommunikation. „Deshalb habe ich in meiner Führungsarbeit Eheberater für Schulungen eingesetzt, allein um bei Führungskräften eine gewisse Aufmerksamkeit für das Thema zu erzeugen.“ Gerade männliche Führungskräfte seien nicht unbedingt dazu geneigt, sich täglich in Seminare zum Thema Führungspraxis zu setzen. „Wenn die Fragestellungen ungeheuer abstrakt sind, dann lehnen sie sich gern mit über der Brust verschränkten Armen zurück und lassen die Schulungsinhalte an sich vorüberziehen.“ Hingegen könnten Fragestellungen und Verhaltensweisen, die sie nicht nur im Beruf und am Arbeitsplatz, sondern auch privat erlebten, die Aufmerksamkeit deutlich erhöhen.
Vom Auszubildenden zum Unternehmenschef
In seinem Vortrag auf der Messe PERSONAL2015 Nord gibt Dr. Bernd Buchholz nicht nur Tipps für die eigene Führungsarbeit, sondern berichtet auch von seinen Erfahrungen in der Arbeitswelt. So war er etwa in einem Medienhaus zunächst als Trainee bei einer Tageszeitung und schon drei Monate später in der Position des Geschäftsführers. "Da habe ich sehr unterschiedliche Perspektiven in der Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern erlebt."
Keynote-Vortrag von Dr. Bernd Buchholz:
"Führen – nicht entmündigen! Wie man mit partnerschaftlicher Führung mehr aus dem Unternehmen macht"
Praxisforum 1, Halle A4, Hamburg Messe und Congress
Donnerstag, 7. Mai 2015, 15.45 – 16.30 Uhr
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