Erste Erfolgsnachrichten im Bologna-Prozess
Hannover, März 2008 - Studierende, die einen Bachelor anstreben, sind tendenziell zufriedener als ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in traditionellen Studiengängen. Die Unterschiede sind nicht dramatisch hoch, aber in vielen Studienbereichen deutlich. Zu diesem Ergebnis kommt der "Studienqualitätsmonitor 2007" der HIS,der kürzlich veröffentlicht wurde.
Beispielsweise bei den Wirtschaftswissenschaftlern: Das Lehrangebot ist im Bachelor besser (60 % sind mit diesem zufrieden oder sehr zufrieden, in traditionellen Studiengängen sind dies nur 52 %), auch mit der Teilnehmerzahl in den Veranstaltungen sind die Bachelor-Studierenden deutlich zufriedener (53 % versus 39 %), gleiches gilt für die sachlich-räumliche Ausstattung (58 % versus 45 %).
Bachelor-Studierende sind zufriedener - dies gilt nicht in jedem einzelnen Fall - aber es gilt generell, wenn auch nicht überall in gleichem Umfang. Dabei stehen die Hochschulen mit der Umstellung auf die neue Studienstruktur vielfach noch am Anfang, häufig sind die Geburtswehen der Bachelor-Einführung noch nicht richtig abgeklungen und noch sehen sich viele Bachelor-Studierende in der unkomfortablen Rolle eines Versuchskaninchens. Es hätte daher nicht überrascht, wenn die Zufriedenheit unter den Kollateralschäden der Umstellung gelitten hätte.
Sehr deutlich bessere Ausbildungsbedingungen finden sich in den Bachelor-Studiengängen der Fächergruppe Rechtswissenschaften: So sind z. B. mit 61 % doppelt soviele Studierende mit der Betreuung durch die Lehrenden zufrieden (traditionelle Studiengänge: 31 %). Allerdings sind diese Studiengänge nur bedingt mit den klassischen zum Staatsexamen führenden Rechtswissenschaften vergleichbar.
Immerhin: Die auf breiter Front sehr niedrige Lehrqualität in den Rechtswissenschaften scheint nicht zwingend an den Lehrgegenstand gebunden zu sein. Möglicherweise lassen sich gerade bei den Juristen mit einer Neuorganisation der Studienstruktur sehr starke Verbesserungen erzielen.
Noch zufriedener sind die Studierenden im Master-Studium. In allen untersuchten Dimensionen der Studienqualität finden sich bei ihnen deutlich höhere Zustimmungsquoten. Aus Sicht der Studierenden und mit Blick auf die Studienqualität lässt sich sagen: Bologna ist schon jetzt ein Erfolg, die Studienstrukturreform hat, obgleich sie vielfach noch am Anfang steht, zu einer deutlichen Verbesserung der Studiensituation geführt.
Dies sind wichtige Ergebnisse des Studienqualitätsmonitors 2007, mit dem die HIS Hochschul-Informations-System GmbH und die AG Hochschulforschung der Universität Konstanz knapp 22.000 Studierende von 150 Hochschulen befragt haben.
In Zukunft wird diese Befragung jährlich durchgeführt (das nächste Mal im April 2008) und im Vergleich mit den jetzt erhobenen Daten darüber Aufschluss geben, wie sich die Studienbedingungen in Deutschland durch die Einführung von Studiengebühren und die Umstellung auf die Abschlüsse Bachelor und Master verändert haben. Hochschulen, die sich 2007 nicht an der Befragung beteiligt haben, können sich jetzt noch um eine Beteiligung beim Studienqualitätsmonitor 2008 bewerben.