Wanka: "Wir brauchen eine Berufsbildung 4.0"
Berlin, September 2016 - Nahezu jeder Betrieb in Deutschland verfügt heute über internetfähige Technik wie Desktop-PC, Laptops oder Tablet-Computer und setzt diese auch bei der betrieblichen Ausbildung ein. Dennoch werden spezielle digitale Lern- und Medienformate von den Betrieben in der Ausbildung noch sehr zurückhaltend eingesetzt, hier spielen weiter klassische Medienformate die größte Rolle. Das ist ein Ergebnis der ersten repräsentativen Untersuchung zur Bedeutung digitaler Medien in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Auftrag gegeben hat. Hierfür haben das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und TNS Infratest 3000 Betriebe in Deutschland zur Nutzung digitaler Medien befragt.
"Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung hat längst auch die Berufsbildung erfasst. Dachdecker inspizieren heute Gebäude mithilfe von Drohnen, Anlagenmechaniker bauen Smart-Home-Technik in Eigenheime ein. Der digitale Wandel schafft neue Anforderungen an die Qualifizierung von Fachkräften, eröffnet aber auch neue Möglichkeiten, Wissen mit digitalen Lern- und Lehrformaten zu vermitteln", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. "Wir brauchen eine Berufsbildung 4.0. Das BMBF legt deshalb einen besonderen Schwerpunkt darauf, die Digitalisierung in der beruflichen Bildung zu fördern. Besonders für dieses Thema sensibilisieren und unterstützen wollen wir dabei kleine und mittlere Unternehmen."
Die Studie "Digitale Medien in Betrieben - heute und morgen. Eine repräsentative Bestandsanalyse" ermöglicht erstmals einen Überblick über die aktuelle Nutzung digitaler Medien nach Branchen, Betriebsgrößenklassen und Regionen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. In der Studie wurde auch untersucht, wie die Betriebe die künftige Bedeutung von digitalen Medien in der Aus- und Weiterbildung einschätzen. In den kommenden drei Jahren sieht die Mehrzahl der befragten Betriebe demnach bei allen betrieblichen Tätigkeiten einen weiteren Bedeutungszuwachs digitaler Geräte. Unzufrieden ist dagegen fast jeder zweite Betrieb mit den IT-Kenntnissen seiner Auszubildenden und bewertet diese lediglich mit ausreichend. Weniger als ein Drittel bewertet die Kenntnisse als sehr gut oder gut.
Im Mittelpunkt der BMBF-Förderung zur Berufsbildung 4.0 steht das Programm "Digitale Medien in der beruflichen Bildung". Hier werden neue digitale Lösungsansätze entwickelt und erprobt, wie beispielsweise Lernen am Arbeitsplatz, ePortfolios und offene Bildungsmaterialien (Open Educational Resources). Auch die Stärkung der Medienkompetenz betrieblicher Ausbilderinnen und Ausbilder wird gefördert. Darüber hinaus fördert das BMBF die zukunftsfähige Qualifizierung von Fachkräften insbesondere für kleine- und mittlere Unternehmen mit einem Sonderprogramm für die Digitalisierung in den Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS). Mit der Initiative "Fachkräftequalifikation und Kompetenzen für die digitalisierte Arbeit von morgen" wird in Kooperation mit dem BIBB anhand von 13 exemplarisch ausgewählten Berufen untersucht, wie sich die Digitalisierung auf Arbeitsprozesse und Qualifizierungsanforderungen auswirkt und wie die Ausbildung entsprechend angepasst werden sollte.
Mit einer neuen Förderung sollen ab dem kommenden Jahr Verbreitung und Transfer guter Konzepte zum digitalen Lernen gefördert werden. Ziel ist ein Netzwerk für digitales Lernen, über das Unternehmen gemeinsam die notwendigen technischen Infrastrukturen und digitalen Lernangebote bereitstellen und nutzen können. Gefördert werden sollen auch die gemeinsame Entwicklung von Standards und Verfahren zur Qualitätssicherung sowie die Bereitstellung von hochwertigen Qualifizierungsangeboten. Zusätzlich zielt eine weitere neue Initiative ab dem kommenden Jahr darauf ab, die digitale Medienkompetenz in der Weiterbildung zu verbessern.
2024 neigt sich dem Ende zu und damit starten die Vorbereitungen für das nächste Jahr. Welche Trends werden in 2025 die L&D Branche prägen? Was sind die größten Herausforderungen für Personalentwickler:innen und wie können sie ihnen begegnen? Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit!