Der 4- bis 6-wöchige Klinikaufenthalt in Bad Orb ist für die Jugendlichen der fachliche Impuls zur Veränderung ihres Ess-, Bewegungs- und Sozialverhaltens. In der vertrauten Umgebung des Elternhauses kann es jedoch schnell zu einem Rückfall kommen: Die klassische Kombination aus falscher Ernährung und Bewegungsarmut macht erste Erfolge schnell zunichte. Die Nutzung einer entsprechenden Kommunikations- und Trainingsplattform online bietet nun erstmals Ansätze, eine individualisierte und integrierte Konzeption zur effektiven Therapienachbereitung anzubieten.


"Wir möchten die jungen Patienten bewusst auf Kommunikationswegen ansprechen, die oft der Auslöser von Bewegungsmangel und damit auch Mitursache der Erkrankung sind", so Edmund Fröhlich, Geschäftsführer der medinet Spessart-Klinik Bad Orb, der in seinem aktuellen Buch "Generation Chips" den fatalen Zusammenhang von Fastfood und Bewegungsmangel durch zu viel Medienkonsum anprangert.


Bereits während des Klinkaufenthaltes steht daher neben Lerneinheiten zu Themen wie Ernährung, Kochen und Bewegung auch der technische Umgang mit dem DLS Nachsorgesystem auf dem Stundenplan. Denn in der Regel sind die Jugendlichen bei Ihrer Entlassung aus der Klinik hoch motiviert, erste Therapieerfolge auszubauen. Mit dem System wird einerseits ihre Eigenaktivität gefördert, andererseits aber auch eine nachhaltige Betreuung und Kontrolle gewährleistet.


So ermöglichen betreute Chat-Foren und regelmäßige Online-Konferenzen stets den Kontakt und Erfahrungsaustausch mit gleichaltrigen Patienten und Therapeuten. Zusätzlich notieren die Jugendlichen in einem Online-Tagebuch Flüssigkeitskonsum, Essverhalten, Bewegungsaktivitäten und ihre Gefühlslagen, was wiederum von den Betreuern ausgewertet und zur Diskussionsgrundlage für Online-Therapiesitzungen wird. Zusätzliche Lernhilfen erhalten die Jugendlichen über Interaktive Web Based Trainings (WBT), z.B. zum Thema "Fetttabellen". Auch eine Einbindung der Eltern ist über WBTs, kleinere Aufgaben und Familiensprechstunden geplant.


Das Problem über eine seiner Ursachen zu bekämpfen, hat gleich mehrere Vorteile: Die Kinder werden auf einem für sie selbstverständlichen Kommunikationsweg angesprochen und zusammen mit Ihren Eltern dafür sensibilisiert, wie viel Zeit sie ohne Bewegung vor dem Computer verbringen. Durch eine Kontrolle der Online-Aufenthalte können die Betreuer schneller eingreifen, wenn zuviel Zeit im Netz verbracht wird. Die Strategie der Projektinitiatoren zielt also nicht nur auf die Entwicklung von Handlungskompetenzen ab, sondern hat vor allem nachhaltige Auswirkungen im Blick.


"Wir wollen die Lernenden nach dem Motto 'Hilfe zur Selbsthilfe' zu einem selbstbewussten und eigenverantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit anleiten. Und zusätzlich können die Familienangehörigen durch die Konzeption des Systems den Heilungsprozess unterstützend begleiten," erklärt Edmund Fröhlich.


Die medinet Spessart-Klinik möchte den Ansatz der telemedizinischen Nachsorge in Zukunft weiter ausbauen. Im nächsten Schritt soll eine Online-Lehrerfortbildung zum Thema "Gesundheit und Lernen" Pädagogen über Symptome, Hilfestellungen und vorbeugende Maßnahmen aufklären. Ebenfalls angedacht sind Weiterbildungsangebote für Ärzte zu Themen wie "Verschreibung von Rehabilitationsmaßnahmen".


Die Lernplattform DLS DistanceLearningSystem der e/t/s didactic media und das Gesamtprojekt zur klinischen Nachsorge von Adipositas-Patienten wurden in diesem Jahr mit dem Comenius Siegel ausgezeichnet.