Ausbildungskonzepte für die Zukunft der Bundeswehr
Hamburg, Juli 2011 - Mit effektivem Wissensmanagement und einer Ausweitung von Ausbildungskooperationen mit der Wirtschaft will das Streitkräfteamt die Einsatzorientierung der Streitkräfte erhöhen und die Attraktivität des Arbeitgebers
Bundeswehr steigern. In einem Gespräch stellen Brigadegeneral Volker Barth und Oberst i.G. Dieter Weigold vor, wie ein modernes Aus‐, Fort‐ und Weiterbildungskonzept der Bundeswehr in Zukunft aussehen kann.
Die zunehmend breiter und komplexer werdenden Aufgaben der Bundeswehr erfordern neue Konzepte zur Krisen‐ und Konfliktbewältigung. Dies gilt vor allem für die einsatzvorbereitende und -begleitende Aus‐, Fort‐ und Weiterbildung. "Dafür benötigen wir neue streitkräftegemeinsame, bundeswehrgemeinsame,
ressortübergreifende und multinational abgestimmte Ansätze", sagt der für die Streitkräftegemeinsame Ausbildung zuständige Abteilungsleiter im Streitkräfteamt, Oberst i.G. Dieter Weigold.
"Sicherheitspolitik im 21.Jahrhundert ist mit einer im Vergleich zu früher immens gesteigerten Komplexität an Herausforderungen und Lösungsansätzen konfrontiert. Wir sehen heute den "strategischen Gefreiten" auf Patrouille, von dessen in Sekunden zu treffenden Entscheidung Wohl und Wehe eines ganzen Einsatzes abhängen kann."
Jeder Soldat, ob einfacher Gefreiter oder Offizier, muss heute u.a. über Fremdsprachenkenntnisse und kulturelle Kompetenz verfügen. Er muss nicht nur die komplexe Technik und schwierige Rechtsgrundlagen beherrschen, er muss im Einsatz auch alle relevanten Kenntnisse und Informationen ad hoc anwenden und das Erlebte bewältigen können. Damit dies gelingen kann, muss die streitkräftegemeinsame Ausbildung stärker als bisher auf den Einsatz ausgerichtet werden.
Dabei stehen technologiegestützte Konzepte im Vordergrund, die es dem Lernenden im Rahmen eines moderierten Wissensmanagement erlauben, möglichst viele Einsatzerfahrungen praxisnah auszuprobieren, ohne die Folgen real tragen zu müssen. "Denn jeder Entschluss des 'strategischen Gefreiten' kann Leben kosten", sagt Weigold.
Mithilfe der vernetzten Ausbildung soll den neuen Anforderungen begegnet werden. Oberst i.G. Dieter Weigold sieht in der Technologiegestützte Ausbildung ein zukunftsfähiges Instrument für die effiziente, handlungsorientierte einsatzvorbereitende und -begleitende Ausbildung. "In einer sehr komplexen Ausbildungswelt ist es notwendig, dass sich der Ausbilder zum Wissensmanager weiterentwickelt. Er sorgt dafür, dass Experten sich zu einem Thema vernetzen und stellt deren geballtes Wissen in
aufbereiteter Form zeitgerecht dort zur Verfügung, wo es benötigt wird."
Dabei muss die Ausbildung nicht allein in die Fläche gehen - Erfahrungen und Erkenntnisse sollten vielmehr auch in die
Ausbildungseinrichtung zurückfließen, um sie so für andere Soldaten und zivile Mitarbeiter nutzbar zu machen.
Wichtigste Bausteine zur Attraktivitätssteigerung der Bundeswehr als Arbeitgeber sind nach Ansicht von Oberst Weigold und dem Stellvertreter des Amtschefs Streitkräfteamt, Brigadegeneral Volker Barth, moderne technologiegestützte Ausbildungskonzepte sowie der Einsatz neuer Medien.
"Im Wettbewerb mit der Industrie um die jungen Talente müssen wir Ausbildung so gestalten, dass die jungen Frauen und Männer später gute Chancen haben, in der Wirtschaft Fuß zu fassen", betont Brigadegeneral Barth. Gerade die Soldaten auf Zeit seien die Säule der Bundeswehr. Sie nach Auslaufen
der Wehrpflicht für den Dienst in der Truppe zu gewinnen, ist eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft.
Für Oberst i.G. Dieter Weigold kann dies über Ausbildungskooperationen mit der Wirtschaft gelingen. Er
schlägt vor, im Zusammenwirken von Industrie, jungen Talenten und Bundeswehr einen Plan zu erarbeiten, "wer wann welche Fähigkeit ausbildet und nutzt, um in einer dann erreichten 'win‐winwin'‐Situation durch eine gemeinsam gestaltete Ausbildungs‐ und Verwendungsplanung die junge Kraft zu nutzen".
Statt ineffiziente Konkurrenzsituationen zu zivilen Arbeitgebern der Region heraufzubeschwören, sollten im Rahmen einer Kosten‐Nutzen‐Rechnung die Vorteile für alle Beteiligten herausgestellt werden. Ähnliche Ausbildungskooperationen werden bereits im Wehrbereich II erfolgreich umgesetzt. "Aus meiner Sicht sollten sie aber unbedingt weiterentwickelt werden!"
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