Coursera-Studie

Digitale Transformation durch mehrere Hürden ausgebremst

München, Dezember 2025 – Fast jeder zweite L&D- und HR-Verantwortliche in der DACH-Region (45 Prozent) fürchtet, für die digitale Transformation nicht gewappnet zu sein – so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Coursera, einer der weltweit größten Online-Lernplattformen. Gleichzeitig sieht die Hälfte (48 Prozent) Widerstand von Mitarbeitenden als Hürde bei der Umsetzung von Weiterbildungsmaßnahmen und schätzt ihre Lernkultur als nicht sehr stark ein (50 Prozent). Während das Hauptziel der befragten Führungskräfte die Entwicklung zu einer Skills-basierten Organisation ist (65 Prozent), erschwert die Identifizierung von Kompetenzlücken ihre Skills-Entwicklung am stärksten (37 Prozent). 
 

Deutschland hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2030 sollen 65 Prozent der Erwerbstätigen an Weiterbildungen teilnehmen – ein deutlicher Sprung gegenüber den bisherigen 54 Prozent. Doch zwischen politischem Anspruch und betrieblicher Realität klafft eine Lücke. Denn wie eine aktuelle Coursera-Umfrage unter Weiterbildungsverantwortlichen in der DACH-Region zeigt, stoßen Unternehmen bei der Umsetzung auf handfeste Widerstände. Fast jeder zweite Befragte (48 Prozent) kämpft mit der Skepsis der eigenen Belegschaft. Hinzu kommen fehlende Zeit (41 Prozent) und mangelnde interne Expertise (40 Prozent).
 
Fast die Hälfte nicht ausreichend auf digitale Transformation vorbereitet
Die geringe Lernbereitschaft ist auch vor dem Hintergrund der digitalen Transformation relevant: 45 Prozent der Weiterbildungsverantwortlichen halten ihr Unternehmen hierfür kompetenzseitig nicht ausreichend vorbereitet. Zusätzlich bewertet laut Coursera-Umfrage die Hälfte (50 Prozent) der DACH-Unternehmen die Lernkultur im Unternehmen als nicht sehr ausgeprägt. Ähnliches zeigt auch eine Bertelsmann-Umfrage, der zufolge rund 61 Prozent der Beschäftigten in Deutschland von mindestens einer kulturellen Barriere berichten, die Weiterbildung erschwert.
 
Skills-Ausrichtung, Leistungssteigerung und Talenterhalt im Fokus
Im Zusammenhang damit steht auch das Hauptziel der betrieblichen Weiterbildung: Für die meisten Unternehmensverantwortlichen ist es die Entwicklung hin zu einer Skills-getriebenen Organisation (65 Prozent), erst ein Viertel (25 Prozent) sieht sich hierbei auf einem guten oder sehr guten Weg. Knapp dahinter folgen Produktivitätssteigerung (56 Prozent) und Talententwicklung zwecks Bindung von Mitarbeitenden (54 Prozent). Weitere Ziele für jeweils rund ein Drittel:

  • 33 Prozent: die Business-Transformation vorantreiben,
  • 31 Prozent: Innovation fördern,
  • 30 Prozent: schnell und flexibel auf neue Marktanforderungen wie KI und Nachhaltigkeit reagieren.
     

Qualifizierungsbedarf festzustellen bremst Skills-Entwicklung am stärksten
Parallel dazu wird als größte Herausforderung bei der Skills-Entwicklung die Identifizierung von Kompetenzlücken benannt (37 Prozent). Gleichzeitig sind 74 Prozent von ihrem aktuellen Ansatz zur Bestimmung dieses Bedarfs überzeugt. Neben der Skalierbarkeit von Trainingsmaßnahmen (29 Prozent) wird von Unternehmen auch die Steigerung von Motivation und Engagement der Mitarbeitenden (28 Prozent) als Aufgabenfeld in der Skills-Entwicklung genannt.
 
Weitere Ergebnisse 

  • Die meisten Weiterbildungsverantwortlichen setzen auf eLearning: Ein Drittel (34 Prozent) möchte künftig auf Präsenztrainings verzichten. 88 Prozent möchten aktuell und zukünftig auf eLearning setzen, 65 Prozent auf Blended Learning.
  • KI und Personalisierung werden für die Kompetenzförderung immer wichtiger: 91 Prozent der Befragten halten persönliche KI-Assistenten für hilfreich oder sehr hilfreich zur Kompetenzentwicklung, 90 Prozent personalisierte Lernpfade und Inhalte.
  • Compliance-Management bleibt eine Herausforderung: Während 46 Prozent kaum oder gar nicht mit den Anforderungen des – nach Umfrageabschluss verschobenen – EU-AI-Acts vertraut sind, erwarten zugleich über 75 Prozent zumindest einen moderaten Einfluss auf ihre L&D-Planung. Das zeigt deutlich: Die Auswirkungen des EU-AI-Acts werden erkannt, doch der entsprechende Kenntnisstand fehlt vielerorts noch.

"Unsere Umfrage zeigt eine klare Diskrepanz zwischen Weiterbildungszielen und aktuellem Reifegrad in DACH-Unternehmen", erklärt Anthony Salcito, General Manager for Enterprise bei Coursera. "Die gute Nachricht: Sie haben erkannt, dass eine 'Skills-First-Strategie' der Schlüssel ist, um angesichts der anhaltenden KI-Disruption wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben. Die schlechte Nachricht: Von der Umsetzung sind die meisten deutlich entfernt und auch in der Belegschaft gibt es erheblichen Widerstand. So hapert es bereits bei der Verankerung einer ausgeprägten Lernkultur. Zudem scheint, trotz anderslautender Überzeugungen, der aktuelle Ansatz zur Identifizierung von Kompetenzlücken nicht ausreichend von Erfolg gekrönt.
Unternehmen sollten daher auf datengestützte, maßgeschneiderte Methoden setzen, um Lernlösungen für spezifische Rollen bereitzustellen, die dem sich schnell verändernden Kompetenzbedarf entsprechen. Dies verringert nicht nur mögliche Vorbehalte gegenüber Weiterbildung unter Mitarbeitenden, sondern sichert auch die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und hilft, die Ziele der Bundesregierung zu erreichen."