Elternsicht

Dirigent bleibt der Lernbegleiter

Birgit ZaunerSalem, September 2018 - Die Lernplattform DiLer reüssiert nicht zuletzt durch ihre Funktion, den Eltern einen Einblick in die Geschehnisse der gebundenen Ganztagsschule zu geben. Ein Gespräch mit Birgit Zauner, Elternbeiratsvorsitzende der Gemeinschaftsschule in Salem am Bodensee.

Sie sind Elternbeiratsvorsitzende an einer Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg. Was passiert an Ihrer Schule in Sachen eLearning?

Birgit Zauner: Die bei uns eingesetzte digitale Lernplattform DiLer ist zunächst vor allem für die Lehrerinnen und Lehrer ein großer Materialfundus, den Pädagogen aus rund 40 Schulen gemeinsam als digitale Bibliothek aus Arbeitsblättern, Lehrfilmen und Beispielaufgaben erarbeitet haben. 

Doch dieser didaktische Aspekt interessiert mich eigentlich weniger. Für mich stellt sich die Frage:  Wie nutzt die Lernplattform uns Eltern? Auf welche Weise wird die vielzitierte - und durchaus auch strapazierte - Erziehungspartnerschaft systematisch unterstützt? Mein Fazit: DiLer bringt uns da tatsächlich entscheidend weiter.

Wie müssen wir uns das vorstellen?

Birgit Zauner: Das System bietet einen Rundumblick auf den Lernstand des Kindes in allen Fächern. Unsere Kinder bringen durch die Ganztagsschule ja keine Schularbeiten mehr nach Hause. Ihre Testergebnisse werden in Punkten und Prozenten und mit einer individuellen Kurzbeurteilung in der Plattform hinterlegt. Die Kinder rufen ihr DiLer-Profil  entweder auf den schuleigenen Tablets oder auch daheim auf ihren Smartphones auf. Die Eltern lesen auf ihren Eltern-Accounts mit.

Alle können über ein internes Nachrichtensystem miteinander kommunizieren, das ist in unserem hektischen Familienalltag Gold wert. Alltagsnah und praktisch ist dies insbesondere für Patchwork-Familien mit getrennt lebenden Elternteilen, da jeder ortsunabhängig auf die Informationen zugreifen kann.

Gibt es sonst noch Punkte, die Sie besonders überzeugen?

Birgit Zauner: DiLer bietet Zusatzfunktionen wie Google-Schul- und Klassenkalender oder ein Schwarzes Brett und wird so zum Dreh- und Angelpunkt der Schulkommunikation. Melde ich mein Kind krank, sehen alle Lehrer meines Kindes dies in der Klassenübersicht. Die Aushanglisten im Lehrerzimmer gehören der Vergangenheit an. Auch wenn mein Kind keine Entschuldigung abliefert (diese erfolgt bei uns klassisch per handschriftlichem Brief), ist das offiziell gemeldete Fehlen für jeden ersichtlich. Man könnte spöttisch  sagen: Wir sind auf dem Weg zum gläsernen Schüler.  

Gibt es diesbezüglich denn auch kritische Stimmen?

Birgit Zauner: Nein, die Akzeptanz bei den Eltern ist gut. In der Umsetzung hapert es eher an anderen Punkten: Unsere Schulleiterin zum Beispiel gibt nach wie vor lange Elternbriefe in die Ranzenpost statt DiLer-Nachrichten zu verfassen. Einige Lehrer führen lieber eigene Notenbüchlein und vertrödeln die Rückmeldungen in DiLer. Als Elternbeiratsvorsitzende muss ich da immer wieder nachhaken, weil diese Infos viel zu oft an uns Eltern vorbei gehen.

Außerdem möchte ich gerne allen meinen ElternvertreterInnen die Rechte freischalten lassen, innerhalb ihrer Lerngruppe Sammelnachrichten zu verfassen. Das konnte ich bisher nicht erreichen, obwohl es technisch umsetzbar wäre. Und dann gibt es natürlich Eltern, die die Informationen in DiLer einfach nicht abrufen. Manchmal scheitert es da schlicht und einfach an Anwenderkompetenz, daran muss man auch denken.

Wie begegnen Sie diesen vielfältigen Herausforderungen?

Birgit Zauner: Mit Schulungsabenden jedenfalls nicht. Das war eher frustrierend: es kamen wenige und außerdem die Falschen. Eltern haben offenbar große Hemmungen, vor Lehrern ihre Wissenslücken zu offenbaren. Wir haben mittlerweile Elterntutoren, die man im geschützten Rahmen anrufen kann, und die Schülerinnen und Schüler machen sozusagen inhouse-Schulungen. Sie sind ja die eigentlichen Experten.

Für die Pflege und Anpassung der Plattform gilt das Gleiche, was für die Digitalisierung an Schulen generell gilt: Hard- und Software nutzen wenig,  wenn die Ressourcen für die Systemadministration fehlen.

Und wie bringt das alles die digitalisierte Welt in die Schule?

Birgit Zauner: Natürlich werden auch Arbeitsaufträge digital übermittelt und Aufgaben digital überstellt. Vom papierlosen Lernen sind wir noch weit entfernt, aber auf den Lernwegelisten sind fast immer QR-Codes mit drauf. Oder die Kinder bekommen eine Nachricht mit einem Youtube-Link als  Einstieg in ein neues Unterrichtsthema. Für mich als Mutter ist klar: Eine gute Lernplattform orchestriert die Lernmethoden und Medien, Dirigent bleibt aber immer der Lernbegleiter.