Positive Hands-on Erlebnisse fördern den Einsatz von AR
Dresden, Dezember 2018 - Jens Hofmann ist Ausbilder und Projektmanager bei der SBG Dresden, einem der größten überbetrieblichen Bildungsträger für Chemie/Pharmazie in Ostdeutschland. Er ist verantwortlich für die Konzeption und Erprobung neuer Lehr- und Lernmethoden in der beruflichen Erstaus- und Weiterbildung. Im Rahmen des LEARNTEC-Kongress spricht er über seine Erfahrungen mit dem Einsatz von Augmented Reality am 30. Januar 2019 um 16.15 Uhr in der Sektion "Bereit für ARBT? – Lehr- und Lernszenarien für Augmented Reality basierte Trainings im Bereich der beruflichen Bildung".
Welche konkreten Lehr-/Lernszenarien setzen Sie bereits ein?
Jens Hofmann: Der Fokus liegt hier auf der Chemie bzw. dem/der ChemikantIn. Hier gibt es seit dem 01.08.2018 eine neue Wahlqualifikation: Digitalisierung und vernetzte Produktion.
Wie verändert sich dadurch der berufliche Unterricht und wie können sich Lehrkräfte darauf vorbereiten?
Jens Hofmann: Ich weiß nicht, ob verändern das richtige Wort ist. Ich würde eher sagen der Unterricht wird ein wenig vielfältiger, aber die Grundstruktur bleibt bestehen. Wir sind derzeit Verfechter des integrativen Ansatzes in unserer praktischen Ausbildung im chemischen Labor. D.h. zu den bestehenden Lernstationen – meist Geräte für die Analyse verschiedener chemischer Verbindungen – kommt jetzt eine Neue dazu.
Lehrkräfte brauchen ein positives Hands-on Erlebnis, z. B. im Rahmen eines Anwenderworkshops. Wir sind dabei, ausgewählte AusbilderInnen mit einem maßgeschneiderten Programm zu qualifizieren. Der Fokus liegt hier besonders auf der Kursplanung bzw. der Inhaltegenerierung und der Bestimmung der Lernhaltigkeit von Augmented Reality (AR) - Anwendungen.
Wir lassen also dem AusbilderIn selbst die Möglichkeit ob und wie er AR einsetzt. Uns ist vollkommen klar, dass komplexe Simulationen zu entwickeln nicht die Aufgabe unserer Ausbilder/-innen sein kann. Auch hier sind einfache AR Lehr- und Lernszenarien für den Anfang sinnvoll.
Für welche Berufsgruppen halten Sie den Einsatz von AR-basierten Trainings für besonders sinnvoll oder wünschenswert?
Jens Hofmann: Ich würde hier keine Berufsgruppen ausgrenzen. Es hängt sehr stark vom spezifischen Setting bzw. den Zielen für ein AR basiertes oder mit AR angereichertes Trainingsszenario ab. Es ist ein bisschen wie mit einem Maßanzug. Wenn die Maße falsch genommen wurden, sitzt der Anzug nachher nicht oder nicht richtig.
Wer trägt die Kosten der AR-Produktionen für den beruflichen Unterricht?
Jens Hofmann: Wir sind der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA BIBB) sehr dankbar für die Förderung unseres Vorhabens AR4VET im Rahmen einer europäischen Partnerschaft (Erasmus Plus Strategische Partnerschaft).
Kann AR in diesem Umfeld in absehbarer Zeit flächendeckend eingesetzt werden?
Jens Hofmann: Hier ist keine allgemeine Aussage möglich. Es ist eher ein klares JEIN bzw. es hängt immer von den speziellen Bedürfnissen der Anwender ab. AR muss in der beruflichen Aus- und Weiterbildung einen didaktischen Mehrwert bieten, sonst ist der Einsatz zu hinterfragen. Meistens sind die einfachen Lösungen die Besten. Wichtig dabei ist, die Anwender mitzunehmen. Also eher Bottom-up als Top-down bei Planung und Umsetzung.
Wir sehen für die praktische Berufsausbildung mehr Potenzial beim Einsatz von Augmented Reality Brillen als von Smartphone-basierten Anwendungen, da beide Hände frei sein sollten. In Kombination mit entsprechender Schutzausrüstung steht der Nutzung in der Produktion etc. nichts im Wege.
Die Brillen sind derzeit noch relativ teuer. Wir erwarten aber, dass diese in Zukunft billiger werden und so eine weitere Verbreitung finden. Die zukünftigen Modelle sind sicher auch leichter, leistungsfähiger und haben mit acht Stunden und mehr eine längere Batterielaufzeit
Eine weitere Flanke ist sicher der Umgang mit personenbezogenen Trainingsdaten der Anwender. Hier ist eine Abstimmung mit dem Betriebsrat oder den entsprechenden Verantwortlichen erforderlich.
Kurz: Bisher ist AR eher eine Nischenanwendung, die das Potenzial für eine breitere Anwendung hat. Die Investitions- und Entwicklungsaktivitäten von Microsoft und Apple sowie weiteren Unternehmen deuten darauf hin. AR hat das Potenzial "the next big thing" zu sein, das hält was es verspricht. Dafür müssen aber entsprechende Use-Cases bzw. branchen- oder organisationsspezifische Erfahrungswerte in entsprechender Tiefe und Breite vorliegen. Ein Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren ist hier sicher realistisch.
2024 neigt sich dem Ende zu und damit starten die Vorbereitungen für das nächste Jahr. Welche Trends werden in 2025 die L&D Branche prägen? Was sind die größten Herausforderungen für Personalentwickler:innen und wie können sie ihnen begegnen? Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit!