Call for Papers

(Aus)Bildungskongress der Bundeswehr 2025: Medienkompetenz und Critical Thinking

Hamburg, Dezember 2024 - Vom 2. bis 4. September 2025 findet der (Aus)Bildungskongress der Bundeswehr 2025 an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg statt. Das Thema des (Aus)Bildungskongresses der Bundeswehr für das Jahr 2025 lautet: "Wahrheit, Fiktion und Lüge – Medienkompetenz und Critical Thinking als gesamtgesellschaftliche Herausforderung". Der Call for Papers läuft bis 31. Januar 2025.

Es herrscht Krieg in Europa und im Nahen Osten. Die Ukraine, so Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius in einer Rede vor dem litauischen Parlament im September 2024, sei ein Weckruf "vielleicht der letzte, den wir bekommen werden". Auch der Aufstieg Chinas fordert den Status quo der gegenwärtigen internationalen Ordnung heraus. All diese Auseinandersetzungen und Konfliktherde sind auch in der Bundesrepublik Deutschland spürbar. So ist unter anderem laut Jahresbericht des Militärischen Abschirmdienstes 2023 ein erhöhtes Aufklärungsinteresse russischer Nachrichtendienste erkennbar.
Dabei richten sich die ständigen Angriffe nicht nur gegen militärische Ziele, sondern gegen unsere freiheitliche Gesellschaft und damit gegen eine westliche Werteordnung insgesamt. Zusätzlich beschreibt der Global Risk Report aus dem Jahr 2023, wie der Klimawandel die lokalen, nationalen und internationalen Akteure durch seine Folgen zunehmend unter Druck setzt und die globalen Migrationsbewegungen beschleunigt. Verstärkt wird all dies noch einmal durch die "Globalisierte Digitalisierung", die immer weiter in alle Lebensbereiche vordringt.

In der Konsequenz rücken zum einen das Thema "Verteidigungsfähigkeit der Streitkräfte" und die ressortgemeinsame Zusammenarbeit im Sinne gesamtstaatlicher und gesellschaftlicher Resilienz zwangsläufig in den Fokus, denn die Interdependenzen sind nicht trivial und müssen umfassender denn je gedacht werden. Dies erfordert eine stetige Weiterentwicklung der Aus-, Fort- und Weiterbildung, auch von Einsatzkräften. Zur "Verteidigungsfähigkeit" zählt dabei nicht nur das Vorhandensein gut ausgebildeter und ausgerüsteter Streitkräfte, sondern auch von anderen Einsatzkräften und natürlich einer resilienten Zivilbevölkerung. 

Zum anderen gilt es, bereits jetzt die Widerstandsfähigkeit und "KI Defence" unserer gesamten Gesellschaft gegen ungewollte äußere Einflussnahme und hybride Angriffe, auch für die "Digitale Souveränität" und individuelle "Digital Literacy", auf- und auszubauen.

Dabei gewinnen insbesondere Medienkompetenzen und die Fähigkeit zum Critical Thinking vermehrt an Relevanz, denn hybride Gefahren lauern nicht nur im Alltag von Einsatzkräften, sondern diese Herausforderungen betreffen alle Bürgerinnen und Bürger unserer Demokratie, da die Grenzen zwischen Wahrheit, Fiktion und Lüge zunehmend verschwimmen.

Ein Dialog innerhalb der Bundeswehr, zwischen den Einsatzkräften sowie mit Wissenschaft, Wirtschaft, staatlicher Administration und der Öffentlichkeit über zielführende Kooperationen angesichts der gegenwärtigen Lage könnte einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Zusammenarbeit leisten – es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und erfordert daher auch eine gesamtgesellschaftliche Mitgestaltung. Der (Aus)Bildungskongress der Bundeswehr 2025 widmet sich drei zentralen Schwerpunkten dieser Thematik:

1. "Globalisierte Digitalisierung" und "KI Defence"

"…flood the zone with shit" – so wird eine neue Art der Medienkampagne durch sogenannte verrauschte Informationsumgebungen charakterisiert. In dieser Zone-flooding-Strategie geht es nicht mehr darum zu überzeugen, sondern zu verwirren! Sie ist nur eine neue Form im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung unter Nutzung von Social Media und KI-basierten Verfahren, die Fähigkeit, Wahrheit von Unwahrheit zu unterscheiden und die Einsichtigkeit in die Notwendigkeit dieser Unterscheidung zu erodieren.

Übergreifend stellen sich die grundsätzlichen Fragen: Wie kann möglicher, auch KI-gestützter Manipulation und Desinformation durch organisierten Kompetenzerwerb in (Aus)Bildungsszenarien begegnet werden? Was sollte hierfür in die (Aus)Bildung einfließen und was nicht? Wie können (Aus)Bildungsinhalte hybrid und dennoch sicher, verlässlich didaktisch, aber auch technisch zugänglich gemacht werden, um den Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere auch den Soldatinnen und Soldaten zu ermöglichen, sich rasch und eigenverantwortlich zu informieren.  

2. Gesamtstaatliche Verteidigung

Wie muss die Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Bereichen der Einsatzkräfte, der Wissenschaft, der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung aussehen, damit Medienkompetenz und Critical Thinking umfassend gefördert wird und die Zusammenarbeit im "Ernstfall" möglichst reibungslos funktioniert? Wie kann im Spannungs- und Verteidigungsfall schnell und situationsgerecht, auch ressortgemeinsam, ausgebildet werden?
Was kann oder muss in die (Aus)Bildungsplanungen und -konzepte einfließen, um einem akut erhöhten Personal- und Qualifizierungsbedarf im Spannungs- und Verteidigungsfall gerecht zu werden? Wie kann das Zusammenwirken militärischer und nichtmilitärischer Aktivitäten von Einsatzkräften, Behörden, Wirtschaft und der Öffentlichkeit gezielt aufeinander abgestimmt und die Potenziale der Digitalisierung effektiv genutzt werden?

3. Theorie, Methodik und Design

Wie können Erkenntnisse verschiedener Disziplinen (Bildungswissenschaften, Sozialwissenschaften, Ingenieurswissenschaften etc.) verschränkt und vernetzt werden, um insbesondere möglichen Manipulationsversuchen, hybriden Angriffen und Einflussnahmen im und über das Internet, vor allem in den sozialen Medien, oder auf Ausbildungs- und Lehr-/Lernplattformen zu begegnen? Welche Methoden in der Erforschung, Umsetzung oder Vorausschau der Aus-, Fort- und Weiterbildung sind angesichts der Digitalisierung, des technologischen Fortschrittes und der notwendigen Resilienzsteigerung auch aus Sicht der Lernenden und Lehrenden von besonderer Relevanz? 

Zielgruppe sind Forschende, Führungskräfte, Bildungsverantwortliche sowie Lehrende in der  Aus-, Fort- und Weiterbildung, insbesondere von Einsatzkräften, aber auch darüber hinaus.

 

Im Jahr 2025 wird der (Aus)Bildungskongress der Bundeswehr erneut im hybriden Veranstaltungsformat geplant, wobei der Schwerpunkt in Präsenz stattfindet. Die Organisation erfolgt bundeswehrgemeinsam mit der Abteilung Ausbildung Streitkräfte im Streitkräfteamt, dem Bildungszentrum der Bundeswehr sowie der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg als Gastgeberin und wissenschaftlich verantwortlicher Instanz.

Als Teilnehmende werden die Entscheidungs-, Planungs- und Durchführungsebene der Aus-, Fort- und Weiterbildung innerhalb und außerhalb der Bundeswehr adressiert. Auch in Ausbildungsabschnitten befindliches Personal, darunter Studierende und Auszubildende, ist natürlich willkommen. Damit sind selbstverständlich auch Vertreterinnen und Vertreter von Einrichtungen in verschiedensten Einsatzbereichen (insbesondere Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben / Blaulicht-, Rettungsorganisationen) sowie Planende und Lehrende in allgemeinbildenden wie berufsbildenden Einrichtungen mit einschlägiger Praxiserfahrung sowohl zur Einreichung eines Papers als auch zum Besuch herzlich eingeladen.

Die Begutachtung und Auswahl der eingereichten Paper erfolgt durch das "Programmkomitee des (Aus)Bildungskongresses der Bundeswehr", einem Fachgremium aus Wissenschaft, Bildungspraxis und Streitkräften. Allen ausgewählten Beitragenden zum Tagungsprogramm des (Aus)Bildungskongresses der Bundeswehr 2025 steht grundsätzlich die Möglichkeit für einen Kurzbeitrag in unserem Kongresskatalog und eines Fachbeitrages (mit Double-Blind-Review-Verfahren) in unserem Kongressband 2025 offen.

Begleitend zum wissenschaftlichen Tagungsprogramm präsentieren auf einer Fachausstellung die Bundeswehr, andere internationale Streitkräfte und Einsatzorganisationen sowie renommierte Unternehmen aktuelle Entwicklungen und Möglichkeiten "zum Anfassen und Ausprobieren" auf dem (Aus)Bildungskongress der Bundeswehr.