Im Wettbewerb

"Die Zukunft einer öffentlichen Hochschule gestalten"

Hamburg, November 2008 - Sascha Spoun ist Präsident der Leuphana Universität Lüneburg. Mit seiner Keynote "Die Zukunft einer öffentlichen Hochschule gestalten - Veränderungsprozesse am Beispiel der Leuphana Universität Lüneburg" eröffnet er die gemeinsame Veranstaltung von Campus Innovation 2008 und dem V. Konferenztag Studium und Lehre - am Donnerstag, den 20. November 2008.




Herr Spoun, Sie sind als Keynote Speaker sehr gefragt und diesen Herbst auf mehreren Konferenzen vertreten, die sich mit dem Themenkomplex Zukunft der Hochschule beschäftigen. Was macht das Beispiel der Leuphana Universität zum Vorbild für andere Hochschulen?

Sascha Spoun: In der Tat ist das Interesse an dem Reformprozess, den die Leuphana Universität Lüneburg begonnen hat, sehr groß. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen haben wir in Lüneburg mit dem Leuphana Bachelor ein neues Studienmodell eingeführt, das den Bologna-Prozess anders interpretiert, als dies bisher in Deutschland üblich war.


Zum zweiten haben wir damit begonnen, ein neues Universitätsmodell mit College, Graduate und Professional School zu realisieren, das nicht länger nur eine Gliederung nach wissenschaftlichen Disziplinen im Vordergrund sieht, sondern direkt auf die Interessen der Zielgruppen einer Universität reagiert.

Wir möchten mit unserer Arbeit einen Beitrag leisten zur Diskussion um die zukunftsfähige Entwicklung der öffentlichen Universitäten in Deutschland und freuen uns deshalb sehr über das Interesse, die Anerkennung und die Unterstützung, die wir dabei erfahren.

Was müssen Hochschulen tun, um ihre Veränderungsprozesse effektiv umzusetzen?

Sascha Spoun: Für die Umsetzung von Veränderungsprozessen haben Hochschulen ganz unterschiedliche Ausgangsbedingungen. Existierende Stärken einer Institution ernst- und aufzunehmen, auch in neuen Formen, kann Menschen, die schließlich eine Universität ausmachen, für ein Engagement in Veränderungsprozessen gewinnen. Eine gute Steuerung der Prozesse und die Schaffung vielfältiger Partizipationsmöglichkeiten für die Universitätsmitglieder sind weitere wichtige Faktoren.


Schließlich mobilisiert auch die Qualität der Vision zusätzliche Kräfte, d.h. eine entsprechend klare und konkrete Aussicht, dass die Zukunft interessante Möglichkeiten bietet und die eigene Universität darin eine wichtige Aufgabe und Rolle übernehmen kann, weil sie sich entsprechend geeignet aufstellt. Wenn Ideen eingebracht und gelebt werden können, die nicht nur individuell erfüllend sind, sondern auch Anerkennung von Dritten erfahren, bestätigt das Ziele und Weg eines Veränderungsprozesses.

In wie weit sehen Sie die Hochschulen bereits im gegenseitigen Wettbewerb, und entstehen durch die Föderalismusreform Verzerrungen des Wettbewerbs?

Sascha Spoun: Natürlich befinden sich die Hochschulen in einem Wettbewerb, übrigens schon seit jeher, denken Sie an die Tradition der Berufungsverfahren als Bestenauswahl. Es geht dabei um die Gewinnung von hervorragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ebenso wie um die Anziehungskraft für ausgezeichnete Studierende. Hochschulen müssen attraktiv sein, um im Wettbewerb bestehen zu können.


Die Attraktivität erzeugen sie durch gute Konzepte, die auch von der Politik und den Fördereinrichtungen unterstützt werden. Insofern wäre ich der Meinung, dass Qualität das entscheidende Kriterium bleibt, um im Wettbewerb erfolgreich zu sein, unabhängig davon, ob man auf Bundes- oder Länderebene agiert.