Managementsysteme auf Innovation ausrichten
Frankfurt, Juli 2009 - Erst wenn individuelle Kompetenzen durch die formelle und informelle Gestalt der Organisation ergänzt werden, sind Unternehmen für Veränderungen gewappnet, so Prof. Dr. Erich Barthel, Prodekan an der Frankfurt School of Finance & Management. Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen des Projektes "Integriertes Kompetenzmanagement" ein Modell erarbeitet, implementiert und evaluiert werden, mit dessen Hilfe sowohl die individuellen als auch die organisatorischen Voraussetzungen für Innovationen in Unternehmen bewertet werden können.
Was verstehen Sie unter integriertem Kompetenzmanagement?
Prof. Dr. Erich Barthel: Ausgangspunkt sind die Fragen nach der Gestaltung der Wettbewerbsfähigkeit von Organisationen. Die schnellen Änderungszyklen zwingen Unternehmen in immer neuen, nicht vorhergesehenen Umgebungen zu agieren. Manche Qualifikationen der Mitarbeiter werden nicht mehr benötigt, andere fehlen. Die Anwendung der gewohnten, bislang erfolgreichen Routinen führt nicht mehr zu den gewohnten Ergebnissen. Qualifikationen der Mitarbeiter müssen daher neu ausgerichtet werden, neue Routinen der Organisation entwickelt werden.
Effektiv und effizient ist es, die vorhandenen Qualifikationen und Routinen neu zu kombinieren. Die Fähigkeit zu diesen, der Situation angemessenen Neukombination, bezeichnen wir als Kompetenz. Kompetenzen entstehen nur selbstorganisiert.
Dies stellt besondere Anforderungen an ein Kompetenzmanagement, das letztlich nur die Bedingungen gestalten kann unter denen Kompetenzen entstehen. Deshalb gilt es, Rahmenbedingungen auf unterschiedlichen Ebenen zu schaffen: Der individuellen Ebene, der Teamebene und der Ebene der Organisation.
Integriertes Kompetenzmanagement scheint uns der richtige Ausdruck, um das Ineinandergreifen dieser Ebenen bei der Entwicklung von Kompetenzen zu betonen: Die Kompetenzen der Organisation wachsen nur, wenn die Mitarbeiter die Möglichkeit haben zu wachsen. Die Kompetenzen der Mitarbeiter entwickeln sich jeweils spezifisch in unterschiedlichen Rahmenbedingungen.
Welche Ziele verfolgt das Projekt "Integriertes Kompetenzmanagement"? Warum halten Sie integriertes Kompetenzmanagement für so wichtig?
Prof. Dr. Barthel: Unser Projekt ist eingebettet in eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfonds -œInnovationsstrategien jenseits des traditionellen Managements-œ. Mit unserem Beitrag sollen Wege aufgezeigt werden, wie Unternehmen diese Veränderungen durch Innovationen selbst aktiv steuern oder zumindest auf Umweltveränderungen besser reagieren können.
Hierzu reicht es künftig nicht mehr, einmal als richtig erkannte Qualifikationen und Routinen anzuwenden. Vielmehr gilt es diese ständig neu zu gestalten. Um die Aufmerksamkeit auf die gezielte Steuerung der relevanten Parameter bei Individuen und Organisationen zu richten wird die Entwicklung eines Kompetenzkapitalindex vorangetrieben
Welche Partner sind an dem Projekt beteiligt?
Prof. Dr. Barthel: An dem Projekt arbeiten Professoren aus drei Hochschulen zusammen. Jeder von ihnen kann in Anspruch nehmen, auf dem jeweiligen Gebiet entsprechende Vorarbeiten geleistet zu haben.
Frau Prof. Hanft von der Universität Oldenburg arbeitet an der Messung und Anerkennung von individuellen Kompetenzen. Prof. Hasebrook, wissenschaftliche Hochschule Lahr, war Mitinitiator und Partner in zwei Vorgängerprojekten, in denen die Grundlagen für das aktuelle Thema erarbeitet wurden. Er hat die Aufgabe übernommen, das Thema Diversity in das Kompetenzmanagement zu integrieren.
An der Frankfurt School of Finance & Management beschäftigen wir uns seit geraumer Zeit mit der Messung der intangiblen Werte im Unternehmen, um diese der Steuerung durch das Management besser zugänglich zu machen.
Für die Untersuchungen haben wir uns Partnerunternehmen gesucht, die unterschiedliche Fragen der Innovation vorantreiben möchten. Ihre Managementsysteme haben sie bereits auf diese Innovation ausgerichtet oder/und möchten sie noch stärker ausrichten.
Mit der Joseph Stiftung konnten wir ein mittelständisches Unternehmen gewinnen, das in seinem Umfeld bereits Innovationspreise gewonnen hat und den eingeschlagenen Weg noch gezielter beschreiten möchte. Fresenius Medical Care lebt von Innovationen auf unterschiedlichsten Ebenen und ist vor allem an der Unterstützung des Managements durch brauchbare Indikatoren interessiert.
Die Deka Bank steht exemplarisch für die Gestaltung von Innovationsmanagement in Banken und die besonderen Herausforderungen, eine Innovationskompetenz in Dienstleistungsunternehmen heranzubilden. Die Managementberatung zeb hat viel Erfahrung in der ständigen Neukombination von Ressourcen und wir versprechen uns wertvolle Hinweise für die Interpretation möglicher Differenzen.
Welche Vorarbeit war in den ausgewählten Organisationen zu bewältigen, um den formellen und informellen Rahmen zu schaffen?
Prof. Dr. Barthel: Die Vorarbeit hatten wir zunächst unterschätzt. Wir waren anfangs mit weiteren Unternehmen in Kontakt, die grundsätzlich ihre Bereitschaft zur Mitwirkung erklärt hatten, dann aber doch aus unterschiedlichen Gründen nicht teilnahmen.
In allen Organisationen wurden Informationspräsentationen vor der Geschäftsleitung gehalten. Die Geschäftsführung machte uns dann den Weg für die Zusammenarbeit mit den Abteilungen frei. Interviews mit den Leitern der Abteilungen und Workshops mit Mitarbeitern erleichterten die Vorbereitung der Online-Befragungen.
Abschließend wollen Sie einen Leitfaden zum Integrierten Kompetenzmanagement verfassen. Was soll dieser bewirken?
Prof. Dr. Barthel: Mit dem Leitfaden wollen wir den Unternehmen ein Instrument an die Hand geben, mit dem sie ihr Augenmerk auf die noch immer so genannten weichen Faktoren lenken. Bislang glaubt man, dass diese nicht zu messen seien - und in der Folge werden diese dann auch mehr schlecht als recht gesteuert. Wir sind überzeugt, dass das Aufzeigen von Indikatoren auf diese hoch relevanten Wettbewerbsfaktoren die Aufmerksamkeit des Managements erhöhen wird.
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