Sandra Maischberger ist die didacta-Bildungsbotschafterin 2020
Stuttgart, Januar 2020 - Sandra Maischberger ist eine der bekanntesten Fernsehjournalistinnen des Landes. Heute bereut sie, das Bildungsangebot ihrer Schule zu wenig genutzt zu haben. Als Gründerin des Vereins "Vincentino" für benachteiligte Kinder und Jugendliche wird die Moderatorin auf der didacta – die Bildungsmesse 2020 als Bildungsbotschafterin ausgezeichnet.
Frau Maischberger, Sie sind didacta-Bildungsbotschafterin 2020. Welche Rolle spielt Bildung heutzutage?
Sandra Maischberger: Ohne Bildung gibt es kein Wissen, keine Demokratie, keinen Fortschritt. Ich glaube, ohne Bildung gibt es auch weniger Lebenszufriedenheit. Die Schulzeit ist der Lebenszeitraum, in dem für einen jeden Menschen die Weichen gestellt werden. Was wir in der Schulzeit verpassen, ist unheimlich schwer oder gar nicht mehr aufzuholen.
Wie haben Sie Ihre Schulzeit erlebt?
Sandra Maischberger: Ich war keine besonders herausragende Schülerin, was den Fleiß angeht. Ich habe immer nur das gemacht, was mir Spaß bereitete und bin so durchgekommen. Aber ich habe von den nebenschulischen Aktivitäten unglaublich profitiert: Ich war im Schulorchester, bei der Schülerzeitung und der Theatergruppe und ich war Klassen- und Schülersprecherin. Für mein eigenständiges Denken wurde der Grundstein in der Schule gelegt. Ich bin heute nur enttäuscht von mir selbst, weil ich die klassischen Bildungsangebote meiner Schule allesamt ausgeschlagen habe. Ich kann kein einziges Gedicht aufsagen. Die große deutsche Literatur ist in der Schule völlig an mir vorbeigegangen. Ich habe mir in meinen 30 Jahren als Journalistin häufig gewünscht, ich hätte zwischendurch ein bisschen besser aufgepasst.
2008 haben Sie den Verein "Vincentino" gegründet, der Berliner Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen Kultur und Bildung näherbringen möchte. Was hat Sie dazu bewogen?
Sandra Maischberger: Mit der Geburt meines Sohnes habe ich beschlossen, dass ich alle ehrenamtlichen Aufgaben, für die ich vorher viel reisen musste, auf Berlin fokussieren möchte. Dabei konzentriere ich mich auf das Thema Bildung, das mir sehr wichtig ist. Unser Verein kann nicht in die schulische Bildung eingreifen, weil das eine staatliche Aufgabe ist. Aber wir können da helfen, wo es um kulturelle Bildung geht und Angebote wie Musikpädagogik oder Medienbildung stärken. Wir möchten Lehrer bei ihrem schweren Weg unterstützen, auch Kinder aus bildungsfernen Familien zu erreichen. Das war unser Grundgedanke.
Als Journalistin sehen Sie sich zurzeit öfters "Lügenpresse"- oder "Fake News"-Vorwürfen ausgesetzt. Wie können Kinder und Jugendliche in der heutigen Zeit mehr Medienkompetenz erlernen?
Sandra Maischberger: Indem Sie nicht nur konsumieren, sondern selbst Inhalte verbreiten, weiterleiten oder sich informieren. Kinder und Jugendliche müssen vor allem lernen, hinter die Kulissen zu blicken. Woher kommen die Dinge, die sie sich auf YouTube ansehen? Was ist meine Verantwortung, wenn ich selbst etwas ins Netz stelle? Wie kann ich kreativ mit Medien umgehen und nicht nur die Kreativität anderer konsumieren? Dazu bietet "Vincentino" beispielsweise eine Medienwerkstatt an.
Wo sehen Sie generell in Deutschlands Bildungssystem den größten Handlungsbedarf?
Sandra Maischberger: Der Personalmangel ist das Augenfälligste. Den sehe ich auch jeden Tag als Mutter eines Schulkindes in Berlin oder bemerke ihn im Zuge der Vereinsarbeit. In Deutschland suchen wir händeringend nach Pädagogen. Es ist ein Versäumnis, dass man nicht frühzeitig genug junge Leute animiert hat, diesen Beruf zu ergreifen. Man könnte sicherlich bürokratische oder auch universitäre Hindernisse abbauen, um umzusteuern.
Vom 24. bis 28. März 2020 führt die didacta als weltweit größte und Deutschlands wichtigste Bildungsmesse wieder Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Stuttgart zusammen.
Ehrung der didacta-Bildungsbotschafter 2020: Sandra Maischberger und der Verein Vincentino am 26.03.2020 um 14 Uhr im Forum didacta aktuell.