Netzwerkeffekte an der Wirtschaftsuniversität Wien
Wien, März 2008 - (von Bettina Deininger) Learn@WU, die eLearning-Plattform der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, gehört zu den größten Universitäts-Communities weltweit. Fakultätsübergreifende Zusammenarbeit, ein gemeinsamer Pool an Lehr- und Lernmaterialien sowie die didaktische und technische Unterstützung der Lehrenden führten zum Erfolg des Projekts.
Bis zu 600.000 Übungen täglich lösen die User von Learn@WU, das mit über 50.000 Lehr- und Lernmaterialien zu den größten Angeboten an klassischen Universitäten weltweit gilt. Wie Projektleiter Professor Dr. Gustaf Neumann vom Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien an der WU Wien schildert, nutzen vor allem Studierende im Grundstudium die Übungsaufgaben und Musterklausuren.
Im Jahr 2001 begleitend zu einer Studienreform konzipiert und eingeführt, bewältigt die WU Wien so den Ansturm von 4.000 Erstsemestern pro Studienjahr. Standardisierte Lehrveranstaltungen und Multiple-Choice-Tests ermöglichen Massenprüfungen, deren Ergebnisse die Korrektoren innerhalb einer Stunde ermitteln und die 1.000 Teilnehmer einsehen können.
"Der eLearning-Ansatz der WU hat nicht das Ziel, die Wissensvermittlung auf Distanzlehre zu verlagern, auch nicht, Bücher durch Online-Materialien zu ersetzen, sondern Präsenzlehre, Bücher und elektronische Hilfsmittel dort einzusetzen, wo diese die größten Vorteile haben", erläutert Professor Dr. Neumann. "Wir betrachten den Lehr- und Lernprozess insgesamt."
An der Entwicklung von Learn@WU beteiligten sich ein Großteil der akademischen Einrichtungen. Didaktische, informationstechnische und fachlich-inhaltliche Überlegungen ergänzten einander, so dass neben dem Web-based-Training auch umfangreiche Kommunikations-, Koordinierungs- und Qualitätssicherungsfunktionen in Learn@WU verwirklicht wurden.
Dem Mehraufwand zur Vorbereitung von eLearning-Elementen in den Lehrveranstaltungen begegnete die WU Wien mit der Gründung der eLearning-Academy, die die Lehrenden im didaktischen Einsatz der IT-Tools schult und unterstützt. "Der Erfolg einer eLearning-Plattform hängt vor allem von der Akzeptanz und der Nutzung bei den Lehrenden ab." Mittlerweile können die Professoren und Dozenten auf einen großen Bestand von Materialien zugreifen, den sie gemeinsam nutzen und neu bestücken.
Während früher Parallelveranstaltungen getrennt vorbereitet und geprüft wurden, finden heute die Prüfungen gemeinsam statt. "Dadurch ist ein Lehrender weniger ein Prüfer des eigenen Stoffes, sondern eher ein Trainer oder Coach, der Interesse daran hat, dass seine Studierenden möglichst gut bei den Prüfungen abschneiden", benennt Professor Dr. Neumann einen weiteren positiven Netzwerkeffekt.
Insgesamt werden 800 Kurse derzeit über Learn@WU unterstützt, das entspricht rund 45% aller Lehrveranstaltungen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz im Grundstudium, wo er mittlerweile als selbstverständlich gilt. Als eines der mittelfristigen Ziele nennt Professor Dr. Neumann einen verstärkten Einsatz von eLearning auch in höheren Semestern.
Um erfolgreiche Lösungen international vorzustellen, nimmt Learn@WU an den jährlichen Konferenzen des DotLRN-Konsortiums teil. Die gemeinsame Nutzung der gleichen Lehr- und Lernplattform wie z.B. MIT Sloan School of Business, JFK School of Government in Harvard oder die Universitäten Mannheim und Heidelberg setzen gemeinsame Neuentwicklungen in Gang.
Da die technischen Komponenten von Learn@WU unter open-source-Lizenzen entstehen, kann jede beliebige Universität davon profitieren. Das Unternehmen Knowledge Markets als Ausgründung der WU Wien bietet darüber hinaus Wissenstransfer und Service-Dienstleistungen für Universitäten und Wirtschaftsunternehmen an. So hat die Universität Innsbruck das Massenprüfungssystem und die Medizinische Universität Wien die Lehrveranstaltungsevaluation der WU Wien adaptiert.
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