Nahost-Konflikt

Virtuelle Recherche im Krisengebiet

Kopenhagen, Mai 2008 - In der Rolle eines Reporters recherchiert der Spieler in der Politik-Simulation "Global Conflicts - Palestine" das brisante Thema Nahost-Konflikt. Der dänische Entwickler Serious Games Interactive beweist, dass man auch mit ernsthaften Inhalten unterhaltsame Spiele produzieren kann. Palestine wurde in 50 Länder verkauft. Rund 100.000 Menschen weltweit haben das Serious Game bereits gespielt.




Konzipiert hat der dänische Produzent Serious Games Interactive (SGI) das Spiel "Global Conflicts - Palestine" ursprünglich für den Geschichts- oder Sozialkundeunterricht an Schulen. Der Geschäftsführer und Gründer Simon Egenfeldt-Nielsen, Psychologe mit Doktortitel im Bereich Computer Games und Learning, fand Lernsoftware so langweilig. Doch nun findet Palestine einen reißenden Absatz im so genannten Nachmittagsmarkt.

Für die aufwendige Produktion suchte sich SGI eine Reihe von Partnern, unter ihnen der dänische Nahost-Experte Herbert Pundik. In der Kooperation mit der IT-University Copenhagen, den Vereinten Nationen, Electronic Arts Europe und Gentofte Kommune sollen nach dem Erfolg nun weitere Serious Games dieser Art entstehen.

Recherche-Tour durch das Heilige Land


Das Spiel "Global Conflicts - Palestine" basiert im Wesentlichen auf Recherchearbeit. In der Rolle eines ausländischen Reporters sammelt der Spieler Informationen über den Konflikt und subjektive Aussagen von Beteiligten, aus denen er dann einen Zeitungsartikel verfasst.

Zu Beginn steht Wahl des Auftraggebers und damit die Entscheidung, durch welche Brille der Reporter den Konflikt betrachtet. Zur Auswahl stehen drei Blätter. Eine europäische Zeitung, die sich eine neutrale Berichterstattung wünscht, während die Zeitungen "Israeli Post" und "Palestine Today" Reportagen erwarten, die ihre jeweilige Klientel bedienen.

Nach jeder der sechs Missionen muss der Reporter einen Zeitungsartikel verfassen. Und es wird schnell deutlich, dass es keine objektive Wahrheit gibt. Vielmehr ist die Wahrheit immer den Interessen der Zeitung und deren Leserschaft untergeordnet, für die der Reporter schreibt.

Bei seiner Recherche bewegt sich der Spieler per Mausklick durch eine dreidimensionale Spieleumgebung. Eine jederzeit aufrufbare Karte erleichtert die Koordination und das Auffinden von Kontaktpersonen, die Aufschluss über das Geschehen geben.

Der Reporter befragt Kontaktpersonen in Jerusalem, in jüdischen Siedlungen, den Westbanks und an den Checkpoints. Dabei kennzeichnen verschiedenfarbige Balken den Sympathiewert bei den verfeindeten Parteien und beim jeweiligen Interviewpartner. Bei zu kritischen Fragen verfärbt sich der Balken und die misstrauische Kontaktperson verweigert weitere Kommentare.

Als Grundlage für seinen Artikel, muss der Spieler Aussagen seiner Gesprächspartner in einem Notizbuch notieren. Aber nur fünf Aussagen gleichzeitig finden darin Platz. Der Reporter muss sich also entscheiden. Soll er den Gefangenen befragen, der gerade als potenzieller Terrorist verhaftet wird oder den israelischen Soldaten, der ihn wegschleppt? Lobt der Reporter in seinem Artikel das harte Durchgreifen der israelischen Armee oder kritisiert er das brutale Vorgehen?

Lernziel: Toleranz


Das Spiel zwingt den Spieler, seine eigene Position zu definieren. Denn die "Israeli News" interessiert nicht, wie verächtlich isrealische Soldaten palästinensische Passanten an den Checkpoints behandeln. Der Reporter soll über die erfolgreiche Abwehr von Selbstmordattentätern berichten - vor allem, wenn einer von ihnen bei einem Zwischenfall erschossen wurde.

Palestine bietet keine Lösung der Probleme. Es ist auch nicht Ziel des Spieles, den Konflikt zu lösen. Vielmehr ist das Spiel ein Plädoyer für Toleranz gegenüber den unterschiedlichen Beweggründen der Konfliktparteien. Der Spieler soll den Konflikt am eigenen Leib erleben und aus ihm lernen.