Planspiele als "entwicklungsförderliche Lernumwelten"
Stuttgart, Oktober 2008 - Prof. Dr. Friedrich Trautwein ist Wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Managementsimulationen in Stuttgart. Er plädiert nachdrücklich für den Einsatz von Planspielen in betriebswirtschaftlichen und technischen Studiengängen. Für CHECK.point eLearning erläutert er seine Überzeugung, dass Planspiele eine stärkere Verzahnung wissenschaftlich-theoretischer und realitätsorientierter Lehrinhalte ermöglichen.
Warum wird das Planspielzentrum aufgebaut?
Prof. Dr. Friedrich Trautwein: Planspiele stellen traditionell einen wichtigen Bestandteil des Studiums an der Berufsakademie Stuttgart dar. Ziel des Planspielzentrums ist es, den Studierenden durch optimale Räumlichkeiten, neueste Hard- und Software sowie hochqualifizierte Dozenten beste Lernbedingungen zu garantieren. Gleichzeitig gewährleistet das Zentrum durch planspielbezogene Forschung in Verbindung mit der systematischen Lehrveranstaltungsevaluation die Umsetzung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Wer nimmt das Planspielzentrum in Anspruch?
Prof. Dr. Friedrich Trautwein: Das Planspielzentrum wird insbesondere von Studierenden betriebswirtschaftlicher Studiengänge genutzt. In simulierten Szenarien können diese ihr betriebswirtschaftliches Wissen vertiefen und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Darüber hinaus ermöglicht das Planspielzentrum Studierenden beispielsweise technischer Studiengänge sich betriebswirtschaftliches Grundlagenwissen anzueignen. Dabei steht den Studiengängen ein umfassendes und bewährtes Spektrum von Unternehmenssimulationen insbesondere der TOPSIM Reihe zur Verfügung, die es erlauben, den Anforderungen der unterschiedlichen Zielgruppen gerecht werden.
Welche Rolle spielen Planspiele im Rahmen des Bologna-Prozesses?
Prof. Dr. Friedrich Trautwein: Der Bologna Prozess stärkt den Wettbewerb zwischen den Hochschulen. Gleichzeitig wird die stärkere Verzahnung wissenschaftlich-theoretischer und realitätsorientierter Lehrinhalte gefordert. In diesem Kontext stellen Planspiele eine ideale Ergänzung klassischer Lehrveranstaltungen dar. Sie werden den Anforderungen an entwicklungsförderliche Lernumwelten in besonderem Maße gerecht und unterstützen den Transfer theoretischen Wissens. Planspiel bieten authentische und soziale Lernkontexte, erlauben es, den Umfang der Instruktion individuell an die Bedürfnisse der Lernenden anzupassen und verhindern durch die Variation der Rahmenbedingungen die Entstehung von trägem Wissen.
Welche Chance bieten Planspiele zur Differenzierung von Studiengängen?
Prof. Dr. Friedrich Trautwein: Noch immer werden Planspiele an manchen Hochschulen kaum oder gar nicht eingesetzt. Planspiele erlauben es daher sowohl Hochschulen als auch einzelnen Studiengängen sich positiv von anderen abzuheben. Dies gilt in besonderem Maße dann, wenn es studentischen Teams gelingt, auf Landes- oder gar Bundesebene erfolgreich an Planspielwettbewerben teilzunehmen. So hat der Doppelsieg von gleich zwei Teams der Berufsakademie Stuttgart im Bundesfinale des Mobile Award 2008 ein bundesweites Medienecho gefunden.
Welche Bedeutung hat die Seminarleiterausbildung?
Prof. Dr. Friedrich Trautwein: Komplexe Lehr-Lern-Arrangements wie Planspiele stellen sehr hohe Anforderungen sowohl an die fachliche als auch didaktische Kompetenz der Lehrenden. Daher kommt der Ausbildung der Dozenten zentrale Bedeutung zu, damit das Potential von Planspielen zur Geltung kommen kann. Entsprechend wichtig sind dem Planspielzentrum an der Berufsakademie Stuttgart die Auswahl und Schulung der Lehrenden und die umfassende Evaluation der Lehrveranstaltungen.
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