Auch die grauen Zellen trainieren
Düsseldorf, November 2008 - Der frühere Bundesliga-Torwart Thomas Ernst arbeitet seit Beginn der aktuellen Saison als Sportvorstand beim Fußball-Erstligisten VfL Bochum. Gegen Ende seiner aktiven Karriere hat Ernst erfolgreich ein Fernstudium zum Sportmanager absolviert. Wir sprachen mit ihm über diese Weiterbildung, den Wechsel vom "Rasen an den Schreibtisch", seine Aufgaben im Management und die Wichtigkeit für Fußballer, sich auf die Zeit nach der aktiven Karriere vorzubereiten.
Herr Ernst, Sie haben beim IST-Studieninstitut das 18-monatige Fernstudium "Sportmanagement" belegt. Warum haben Sie sich für dieses Angebot entschieden?
Thomas Ernst: Durch die Kooperation des IST-Studieninstituts mit der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV) konnte ich mir ein gutes Bild vom IST machen. Alle Infos, die ich bekam, waren positiv. Außerdem hat mich das Konzept von Anfang an überzeugt.
Wie hat Ihnen die Weiterbildung gefallen?
Thomas Ernst: Ich habe Anfang der neunziger Jahre schon einmal ein Fernstudium an der Fernuni Hagen begonnen und relativ schnell aufgrund des trockenen Aufbaus der Studienunterlagen sowie der Tatsache, dass man völlig auf sich alleine gestellt war, kapituliert. Beim IST war das komplett anders: Der Stoff war weitestgehend sehr realitätsbezogen und nur in seltenen Fällen wirklich dröge.
Die Lernhefte waren sehr gut strukturiert und zeitgemäß formuliert. Als ein großes Plus empfand ich die Betreuung. Man konnte sich jederzeit mit Fragen an das IST-Team wenden. Es wurde einem immer hilfsbereit weitergeholfen und man hatte nie das Gefühl, auf sich alleine gestellt zu sein.
Sie haben Ihre Weiterbildung 2005 begonnen. Wann haben Sie sich das erste Mal Gedanken über eine Weiterbildung bzw. die Zeit nach der Karriere gemacht?
Thomas Ernst: Es gab keinen bestimmten Anlass wie eine Verletzung oder Ähnliches. Ich habe mir schon zu Beginn meiner Karriere oft Gedanken über verschiedene zusätzliche Ausbildungen gemacht. So war ich wie bereits gesagt eine Zeit lang an der Fernuni in Hagen eingeschrieben oder zu meiner Zeit als Profi in Bochum an der Ruhr Uni. Mir war immer klar: Um auch nach der aktiven Karriere erfolgreich zu sein, muss ich mich auch da wieder voll reinhängen.
Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach Weiterbildung und das Beschäftigen mit der Zeit nach der Karriere für Fußballer grundsätzlich?
Thomas Ernst: Generell sollte man mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen und auch seine Zukunft im Blick haben. Eine passende Weiterbildung neben dem eigentlichen Beruf ist bei aller Konzentration auf seinen Job als Fußballer immer gut möglich und trainiert die "grauen Zellen". Von daher bringt einem das immer was, zumal die wenigsten Fußballer nach ihrer Karriere ausgesorgt haben.
Sie haben nach Beendigung Ihrer aktiven Karriere im Sommer 2006 erst als Torwarttrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gearbeitet und dann als Team-Manager beim FSV Frankfurt. Wie kam es zu dieser ersten Management-Anstellung?
Thomas Ernst: Ich hatte erfahren, dass der FSV seinen administrativen Bereich um einen Mitarbeiter aufstocken wollte. Daraufhin habe ich Kontakt mit Herrn Reisig, dem Manager, aufgenommen. Wir konnten unsere Vorstellung über das Jobprofil nahezu angleichen. So waren wir uns schnell einig.
Ich war letztendlich als Teammanager verantwortlich für alle organisatorischen Belange rund um die beiden Herrenmannschaften, als Marketingmitarbeiter für die Abwicklung und Einhaltung der Sponsorenverträge sowie als Eventmanager für Sponsorenaktionen am Spieltag und die Mitorganisation von Vereinsveranstaltungen.
Wie kam es dann zum Beginn dieser Saison zum Wechsel zum VfL Bochum, wo Sie als Sportvorstand tätig sind?
Thomas Ernst: Die Anstellung kam nach Kontaktaufnahme durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Altegoer und einigen Gesprächsrunden, auch mit dem gesamten Aufsichtsrat, zustande. Beide Seiten haben schnell eine gemeinsame Basis erkannt.
Und was sind Ihre Aufgaben in Bochum?
Thomas Ernst: Ich bin als Vorstand Sport und Medien in erster Linie für diese beiden Bereiche verantwortlich. Ich arbeite mit meinem Vorstandskollegen Ansgar Schwenken, der die Bereiche Finanzen und Organisation verantwortet, sehr eng und vertrauensvoll zusammen, sodass wir uns ständig austauschen und alle Entscheidungen gemeinsam treffen.
Waren Ihre Weiterbildung und das IST-Diplom "Sportmanagement" hilfreich, diese Anstellungen zu bekommen?
Thomas Ernst: Es war mit Sicherheit ein Mosaikstein. Dieser Abschluss macht deutlich, dass ich mir Wissen angeeignet habe und hat mir vor allem den Einstieg beim FSV erleichtert. Aber auch bestimmt hier beim VfL.
Und helfen Ihnen der Abschluss bzw. die dabei erworbenen Kenntnisse in der täglichen Arbeit?
Thomas Ernst: Durch den praxisbezogenen Aufbau des Studiums hat man in der Tagesarbeit immer wieder mit Aufgaben zu tun, die einem während des Studiums schon begegnet sind. Das ist natürlich hilfreich.
Mit Stefan Kuntz - der ebenfalls eine Weiterbildung beim IST-Studieninstitut absolviert hat und heute als Vorstandsvorsitzender beim 1. FC Kaiserslautern arbeitet - folgen Sie in Bochum einem bei Fans und Kollegen beliebtem Vorgänger. Kann das problematisch sein?
Thomas Ernst: Nein, das denke ich nicht. Stefan hatte hier zu Beginn seiner Tätigkeit mit ähnlichen Bedenken zu kämpfen wie ich derzeit: Wir beide hätten den Job nur unserer Kompatibilität zu Herrn Altegoer zu verdanken. Was natürlich Quatsch ist. Stefan hat dies durch seine Arbeit in den fast zwei Jahren bereits bewiesen und ich werde es in den nächsten Jahren zeigen. Ich hoffe, den VfL durch meine Arbeit in dem ruhigen Fahrwasser zu halten in dem er sich gerade befindet. Gelingt das, wird niemand mit Wehmut zurückblicken.
Was sind Ihre Ziele mit dem VfL Bochum für die laufende Saison?
Thomas Ernst: Es gilt den VfL weiterhin in der ersten Liga zu etablieren. Unser Ziel für diese Saison ist es 45 Punkte zu erreichen. Darüber hinaus wollen wir dauerhaft erstklassig sein, sportlich wie wirtschaftlich.
Eine kurze Frage zum Abschluss: Was ist für Sie das Reizvolle an Ihrem Job?
Thomas Ernst: Dass die Arbeit sehr vielschichtig und abwechslungsreich ist und dass der Job sich weiterhin um Fußball dreht. Das ist nach wie vor meine große Leidenschaft.
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