Regionales Bildungsmanagement für Lebenslanges Lernen
Berlin, Februar 2010 - (von Kirsten Seegmüller) Zentrale Vorgaben für die Aus- und Weiterbildung haben sich nicht bewährt, denn jede Region, Kommune, Zielgruppe und Einzelperson lernt anders. Deshalb unterstützt das educo Institut für Bildung und Beruf e.V. regionales Bildungsmanagement und räumt den Lernern und Lehrern vor Ort mehr Gestaltungsspielraum ein.
"Aus Brandenburg wandern jedes Jahr viele tausend Menschen ab, dadurch wird die Infrastruktur ganzer Landstriche ausgedünnt", erklärt Dr. Konrad Berger, Vorstandssprecher von educo. Es ist ein Teufelskreis: Je weniger Menschen, desto weniger Investitionen, und umgekehrt. Wer in der Region bleibt, braucht trotzdem eine professionelle Aus- und Weiterbildung. "Man kann nicht alles von Potsdam aus bestimmen, Leute vor Ort wissen am besten, was sie in der Kommune brauchen", betont Berger.
Regionalisierung der Bildung führt zu einem ganz neuen Verständnis von Zielgruppen. Während sich viele Bildungsanbieter an eine bestimmte Klientel wenden, begleitet educo die Lernenden quasi von der Wiege bis zur Bahre. "Bei der Regionalisierung ist die Zielgruppe immer dieselbe, allerdings in unterschiedlichen Lebensphasen", erklärt Berger. Ziel sei es, dass Schüler, die mit Hilfe von educo den Einstieg in die Berufswelt finden, sich als Rentner immer noch in der Virtuellen Akademie Brandenburg (VIA-BB) fortbilden, die von educo betrieben wird. "Die Angebote für die Zielgruppe 60+ sind allerdings noch nicht fertig", so Berger.
Wichtig beim Lebenslangen Lernen ist es, die Zielgruppe nicht nur in ihrem jeweiligen Alter, sondern auch in entscheidenden beruflichen und privaten Entwicklungsphasen zu begleiten - egal ob sie heiraten, Kinder bekommen, krank werden, den Arbeitsplatz wechseln oder ihn verlieren. educo hat einen engen Draht zum Institut für Arbeit und Technik an der FH Gelsenkirchen, das eine Studiengruppe Lebenslanges Lernen gegründet hat.
Berger hält nicht viel von den Produkten, die es bisher auf dem Markt gibt: "Content, Autorentools und Lernplattformen sind didaktisch noch nicht hinreichend durchdrungen." Er vergleicht die heutige eLearning-Landschaft mit einer Autobahn: "Die Auffahrt ist verordnet und man muss einem Zwangsweg folgen bis zur vorgeschriebenen Abfahrt. Das hat mit Didaktik nichts zu tun." Wenn man sich auf die Besonderheiten der Lern- und Altersgruppen didaktisch einlassen wolle, brauche man Entsprechungen auf Content- und Technikebene.
Berger ist ein ausgesprochener Moodle-Fan: "Es lässt sich leicht konfigurieren, allerdings benötigt man dazu didaktische Kompetenzen."
ELearning ist aber in den Schulen nicht sonderlich ausgeprägt: "Lehrer sollten vor Medienkompetenz glühen", findet Berger, "leider gibt es aber nur einzelne Rechner- und Internet-Freaks, und der Rest des Kollegiums kennt sich vielfach kaum damit aus." Also übernehmen die Schüler den Aufbau ihres eLearning-Contents selbst.
In Absprache mit den Schulen führt educo Projekte durch, in denen Schüler Betriebe in ihrer Region entdecken, welche Produkte sie für welche Kunden herstellen, welche Berufe und Qualifikationen die Mitarbeiter haben und ob der Betrieb ausbildet. "Dazu müssen die Schüler die Geschäftsführung direkt ansprechen und die richtigen Fragen stellen", erklärt Berger, "dadurch lernen sie eine konkrete und präzise Kommunikation." Die Erfahrungsberichte werden auf der Web-Seite Berufsprofis ins Internet gestellt und in der Schule reflektiert.
Die Präsenz- und Online-Tutoren sind keine Lehrer, sondern Journalistinnen, die sich auf Bildung spezialisiert haben. "Sie können mit Schulabgängern und Berufsanfängern gut umgehen und führen zum Beispiel Stärken-Schwächen-Analysen durch. Das hilft Schülern, ihre Persönlichkeit zu reflektieren", so Berger. Lernberater rekrutiert er auch bei Bildungsdienstleistern. "Das können nicht einfach nur Dozenten sein, sondern sie brauchen Erfahrungen in Erwachsenenpädagogik und sollten Unternehmen von innen kennen."
Es lassen sich jedoch nicht alle Themen mit eLearning bewältigen: Soziale Kompetenzen und persönliche Interaktionen wie etwa Konfliktmanagement, Kommunikationsmethoden und Zeitmanagement lassen sich schwer über das Internet vermitteln. Je faktischer und wissensbasierter die Inhalte, desto leichter funktioniert eLearning.
"Vokabeln kann man auch online pauken", bringt es Berger auf den Punkt, "wenn es aber um die Aussprache geht, stößt Technik noch an Grenzen." Und während sich Berufsanfänger online über die Funktionsweise von CNC-Drehen, -Fräsen, Laserschneiden oder Schweißen informieren, muss die eigentliche Arbeitshandlung wie etwa das Einspannen von Werkzeugen an der Maschine geübt werden. Berger: "Solche Handgriffe müssen in Fleisch und Blut übergehen."
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