Wissensbilanz

Wissensmanagement als strategischer Erfolgsfaktor

Braunschweig, Juni 2008 - Das mittelständische Unternehmen Braunschweigische Maschinenbauanstalt AG (BMA) hat im Rahmen des Pilotprojektes "Wissensbilanz - Made in Germany" erstmals eine Wissensbilanz erstellt. Hartmut Stolte, Leiter der Abteilung Assistance/Service, berichtet, wie das Unternehmen darauf eine schlüssige Wissensmanagement-Strategie aufbaut.




Die 1853 gegründete Braunschweigische Maschinenbauanstalt AG (BMA) liefert Maschinen und Ausrüstungen für die Be- und Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe in industriellem Maßstab. Globalisierung gehört für die 500 Mitarbeiter des mittelständischen Unternehmens zum täglichen Geschäft, schließlich exportiert BMA in mehr als 70 Länder.

In diesem globalen Wettbewerb ist der effektive Umgang mit Wissen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Daher hat BMA im Jahr 2006 den Entschluss gefasst, im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) initiierten Projekts "Wissensbilanz - Made in Germany" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) eine umfassende Wissensbilanz zu erheben.

Der Prozess der Wissensbilanz


Eine Wissensbilanz sorgt für die transparente Darstellung der so genannten "weichen" Erfolgsfaktoren wie Mitarbeiterqualifikation, Kundenbeziehungen, Firmenphilosophie und Tradition.

Erhoben wurde bei BMA das intellektuelle Kapital in den drei Feldern Human-, Struktur- und Beziehungskapital: Das heißt, Wissen, Fähigkeiten und soziales Verhalten der Mitarbeiter (Humankapital) sowie das Wissen über, die Organisations-, Kommunikations- und technische Infrastruktur (Strukturkapital). Gesammelt und bewertet hat man auch das Beziehungskapital, also das Wissen über die Stakeholder, d.h. Kunden, Mitarbeiter, externe Partner und Lieferanten.

BMA beteiligte Mitarbeiter quer durch alle Hierarchien und Bereiche des Unternehmens an der Wissensbilanz. Und schon in den vorbereitenden Workshops, die mit Hilfe eines externen Moderators durchgeführt wurden, wuchs das Team besser zusammen. Mitarbeiter entwickelten ein tieferes Verständnis für die Probleme anderer Abteilungen.

Für die Erstellung der Wissensbilanz hatte das BMWi auf Anregung der Pilotanwender die Software "Wissensmanagement-Toolbox" entwickelt. Diese führt den Anwender Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess und hilft bei der Erfassung der Faktoren und Indikatoren des intellektuellen Kapitals sowie bei der Visualisierung der Daten. Das Ergebnis ist ein vollständiger Wissensbilanzbericht.

Grundstein für Wissensmanagement


Für die Geschäftsleitung der BMA liegt der Nutzen der Wissensbilanz klar auf der Hand. Die Wissensbilanzierung fungierte als unternehmensinterne Unternehmensberatung, förderte Schwächen, Stärken und Potenziale zutage und dient weiterhin als strategisches Frühwarnsystem. Das "Bauchgefühl" wurde in klare und transparente Kenngrößen übersetzt.

Anstatt den Blick auf Vergangenes (Umsatz und Ergebnis) zu richten, geht es nun darum, die Innovationskraft und Entwicklung des Unternehmens zu ermitteln und zu stärken. Mit Hilfe der Bilanz war klar zu erkennen, an welchen Stellgrößen die Geschäftsleitung arbeiten musste, um den Geschäftserfolg zu steigern.

Die aus der Wissensbilanz erwachsenen Erkenntnisse überführt das Braunschweiger Unternehmen nach und nach in ein effektives Wissensmanagement. Die Projekte sollen nachhaltig die Kommunikation mit Stakeholdern verbessern.

Inzwischen hat BMA eine Terminologie-Datenbank aufgebaut, die für die Vereinheitlichung von Begriffe in der Kommunikation mit Kunden und Lieferanten sorgt. Das Berichtswesen der Außendienstmitarbeiter wurde ebenfalls standardisiert und ist nun auf Knopfdruck auch in anderen Sprachen abrufbar.

Um den Service zu verbessern, entwickelte BMA einen Leitfaden für die Inbetriebnahme der Maschinen und Apparate, der die bereits vollzogenen Schritte anhand eines Punkteplanes nachvollziehbar macht. In einem elektronischen Fehlerhandbuch werden aufgetretene Fehler und Lösungswege gespeichert.

Im Rahmen des Projekts "ProWis", das ebenfalls vom BMWi und den Fraunhofer Instituten IPK und IFF initiiert wurde, entwickelt BMA gerade ein "Wiki", das den firmeninternen Wissensaustausch der Mitarbeiter an den weltweiten Standorten fördern und dokumentieren soll.