"Alles auf einmal zu wollen, lässt Projekte scheitern"
Karlsruhe, Mai 2013 - Doris Birgin, Inhaberin der birgin GmbH, Software und Beratung, befasst sich unter anderem mit der Implementierung von eLearning. Ein Gespräch über Powerpoint-Präsentationen und Überzeugungsarbeit.
Wie ist die Bereitschaft klassischer Weiterbilder, eLearning-Anwendungen zu addieren bzw. Inhalte zu überführen?
Doris Birgin: Der klassische Trainer agiert heute immer noch im Wesentlichen mit PowerPoint-Folien und mit seinen Fähigkeiten im Entertainment. Zusammen mit seinem Fachwissen ergibt dies eine stabile Grundlage für Präsenz und Training face-to-face. Wir beobachten eine zunehmende Bereitschaft, eLearning in das Portfolio aufzunehmen. Doch immer unter der Voraussetzung, dass schon vorhandene PowerPoint-Inhalte per Klick in das neue Medium übernommen werden können. Nur aus diesem Grund haben wir bei unserem Softwarerelease die Möglichkeit des PowerPoint-Imports realisiert. Als eLearning-Experten und sehen wir mit Blick auf die Mediendidaktik PPT-Folien nicht gerne. Die Resultate sind zwar häufig repräsentativ, für eine Wissensvermittlung aber weniger brauchbar. Die Überzeugungsarbeit, ein Autorentool einzusetzen, ist meist ein zäher und beschwerlicher Weg.
In welchen Lernfeldern ist die Einführung von eLearning immer noch eher zögerlich?
Doris Birgin: Wenn sich Unternehmen dem Thema eLearning nähern, ist ein wesentlicher Schritt getan. Aber der Entscheidungsprozess dauert lange - zwölf Monate und mehr sind keine Seltenheit. Die Mitarbeiter merken, je mehr sie sich mit eLearning beschäftigen, dass damit der laufende Schulungsprozess und auch das gesamte Haus von Veränderungen betroffen sind. Das schreckt ab, zumal oft die Einstellung vorherrscht, dass eLearning schnell und nebenher eingeführt werden kann. Ein aktueller Druck zur Durchführung einer Schulung und Ressourcenmangel beschleunigen so manche Entscheidung - und erhöhen die Bereitschaft zu pragmatischen Lösungen.
An welchen Punkten tun sich potenzielle Anwender von eLearning heute generell noch schwer?
Doris Birgin: Wenn IT eLearning einführen will, geht es in der Regel nur um die gebotenen Funktionen und die Systemvoraussetzungen. Werden diese erfüllt, ist die Entscheidung meist schnell getroffen. Wenn der Anbieter angeforderte Funktionen oder Techniken nicht nachweisen kann, ist das fast ein KO-Kriterium. Anders in der Personalentwicklung: Hier geht es meist um ganz spezielle Vorgaben von "oben", zu einer Lernmanagementplattform und zu anspruchsvollen Lernprogrammen. Die bestehende Schulungsphilosophie des Unternehmens darf nicht verändert werden - eine schwierige und umfassende Aufgabenstellung, mit der viele betroffenen Mitarbeiter überfordert sind.
Was sind dabei typische Stolpersteine?
Doris Birgin: Alles auf einmal zu wollen und komplett umzusetzen, lässt Projekte scheitern. Wir präferieren die Implementierung von eLearning in kleinen Schritten. Damit erreichten die Mitarbeiter schnell erste Erfolge. Und daraus ergeben sich eigene Anreize zu mehr. Die Mitarbeiter wachsen mit dem Thema und bestimmen so die Geschwindigkeit der Umsetzungen selbst.
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