Wird "edukative Kommunikation" zum Lerntrend?
Wiesbaden, Juli 2013 - Die HQ-Gruppe versteht sich als Spezialist für veränderungsorientierte Kommunikation, Qualifizierung und Wissensmanagement. Dabei setzt sie auf individuelle zeitgemäße Lösungen. Das bedeutet heute an vielen Stellen: Video. HQ-Geschäftsführer Marcus Weniger vertritt die Überzeugung, dass ein stärkerer Einsatz von Bewegtbildern, eLearning attraktiver macht. Wann es sinnvoll ist und wie es sich auswirkt beschreibt er im Gespräch.
Welche Rolle spielen Bewegtbilder heute im eLearning?
Marcus Weniger: Bewegtbilder haben schon immer eine große Rolle im eLearning gespielt. Denken wir nur an Multimedia, an Bildplatten und CD-ROMs zurück, mit denen das Lernen am Computer in den 1990er Jahren groß geworden ist. Dann bremsten ja die knappen Bandbreiten des Netzes diese Entwicklung etwas. Heute dominieren Filme und Videos das Internet. Das zeigt die Popularität der großen Video-Plattformen wie YouTube und Vimeo.
Aber auch in der Bildung dreht sich vieles um Video. So haben zum Beispiel Salman Khan und die Khan Academy gezeigt, dass man mit Videos wunderbar auch anspruchsvolle Themen wie die Grundlagen der Mathematik vermitteln kann. In den aktuell so viel diskutierten Massive Open Online Courses (MOOCs) sind es fast ausschließlich kurze Filme, die zur Inhaltsvermittlung eingesetzt werden. Auch die "normalen" WBTs erleben durch die Anreicherung mit Videos jetzt einen Qualitätssprung, was die Inhaltsvermittlung, aber auch, was das Design betrifft.
Wo werden sie am sinnvollsten eingesetzt?
Marcus Weniger: Vor allem dort, wo die praktische Umsetzung oder Anwendung eines Sachverhalts im Vordergrund steht. Oder die Darstellung eines Prozesses, der zeigt, wie einzelne Schritte aufeinander aufbauen. Andersherum macht es wenig Sinn, einen Gesetzestext oder eine Richtlinie filmisch abzubilden. Aber wenn wir an die verschiedenen Formate im Videobereich denken, gibt es kaum noch Grenzen: Schließlich sind auch die Simulation einer Softwareanwendung, also das Screencasting, oder das gefilmte Interview mit dem Fachexperten oder die Animation eines Produktionsschrittes am Bildschirm letzten Endes Bewegtbilder.
Der amerikanische eLearning-Experte Elliott Masie hat kürzlich einmal folgende Einsatzszenarien für Video in der Weiterbildung aufgezählt:
- Video in Webinaren
- User-Generated Video und Video-Stories
- Video als Baustein in eLearning-Modulen
- Video im Präsenztraining
- Video Chats und Video Conferencing
- Video Expertise und Video Coaching
- Live- und Streaming Video im Präsenztraining
Und diese Aufzählung ist sicher nicht abschließend!
Lässt sich durch Bewegtbild-Einsatz das Lernergebnis oder die Motivation verbessern?
Marcus Weniger: Wer morgen in die Arbeitswelt einsteigt, ist mit dem Internet und YouTube groß geworden. Die sogenannte "net generation" kommt mit eigenen Erfahrungen, Erwartungen und Anforderungen, denen sich die Weiterbildung nicht verschließen kann. Hinzukommt, dass heute längere Lerneinheiten, wie wir sie von Web-based Trainings her kennen, immer häufiger von kurzen Learning Nuggets abgelöst oder zumindest begleitet werden. Auch hier sind kurze Videos, meist zwischen drei und fünf Minuten lang, die erste Wahl. Nicht zuletzt sprechen Videos, gute Videos, emotional an, was sich unmittelbar auf die Motivation der Lerner und somit in der Regel auch auf das Lernergebnis niederschlägt.
Was bedeutet das für den Produktionsprozess?
Marcus Weniger: Vorneweg: Die Entwicklung von Videos hebt die grundsätzlichen Fragen nach den Zielen, die erreicht werden sollen, nach der Zielgruppe, den Inhalten usw. nicht auf. Dann gibt es Formate, wie z.B. das Interview, die Diskussion oder die Software-Simulation, die oft einer klaren Struktur folgen. Wenn wir allerdings an Erklärfilme oder Short Movies denken, die ja oft an der Grenze von Weiterbildung, Kommunikation und Marketing angesiedelt sind, müssen heute andere Formen der Produktion angewendet werden: Die Abstimmungen sind intensiver, man arbeitet parallel, Kunden sind stärker eingebunden, das Vorgehen ist iterativer und agiler, um so schnell wie möglich ein gemeinsames Bild vom Endprodukt zu entwickeln.
Wird eLearning dadurch in erster Linie attraktiver oder vor allem teurer?
Marcus Weniger: Durch den stärkeren Einsatz von Bewegtbildern ist eLearning zweifelsohne attraktiver geworden. Es ist ja fast schon umgekehrt: Wer bei der Entwicklung eines Lernangebots oder einer Lernumgebung auf den Einsatz von Bewegtbildern jeder Art verzichtet, muss schon gute Gründe dafür haben. Weil halt die Palette an Möglichkeiten, Bewegtbild einzusetzen, so groß geworden ist.
Die Entwicklungskosten für Bewegtbild werden in der Regel durch den Einsatzrahmen bestimmt: Will man mit einem Lernvideo die externen Vertriebspartner erreichen, gibt es oft klare Vorgaben, was das Format, seine Qualität und damit die professionelle Umsetzung betrifft. Am anderen Ende der Skala steht möglicherweise das, was gerne auch als "user-generated content" bezeichnet wird: Mitarbeiter nutzen selbst die Möglichkeiten einer Aufzeichnungssoftware, um einen Arbeitsschritt für ihre Kollegen abzufilmen; oder Azubis interviewen mit dem Smartphone ihren CEO oder einen Experten.
Hier rücken dann auch andere Fragestellungen für die Weiterbildung in den Vordergrund: Braucht es hier bestimmte Medienkompetenzen? Kann man sich Hard- und Software ausleihen oder eine Medienabteilung um Unterstützung bitten? Macht eine unternehmensinterne Video-Plattform á la YouTube Sinn? Oder überträgt man den Job einem professionellen Dienstleister?
Wie positioniert sich HQ?
Marcus Weniger: Wir sehen ein Ineinandergreifen von Corporate Learning und Corporate Communication. Denken wir zum Beispiel an die unzähligen eLearning Sequenzen für die Mitarbeiterqualifizierung. Mit solchen "nuggets" lässt sich die interne Kommunikation mit Substanz untermauern oder es lassen sich daraus auch wunderbar "customer edutainment" Einheiten ableiten, um eine innovative Kundenakademie zu entwickeln. In Zeiten von Transparenz und aufgeklärten Kunden ein wirkungsvolles Instrument, um Kunden zu bilden und zu binden. Hier helfen wir als HQ mit unserer Beratungsexpertise und der Entwicklerkompetenz der Agentur aus über 25 Jahren. Wir nennen das edukative Kommunikation und innovative Kompetenzentwicklung.
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