Ist eLearning auf dem Weg zum Massenmarkt?
München, Februar 2008 - Die LEARNTEC 2008 hinterlässt mehr Fragen als sie Antworten geben konnte. Im 16. Jahr ihrer Existenz als "Internationaler Kongress und Fachmesse für Bildungs- und Informationstechnologie" wurde der Besucherstrom noch einmal spärlicher. "Wir erwarten 7.000 Fachbesucher," kündigte Messechef Böse auf der Eröffnungspressekonferenz an. Der Schlussbericht weist 6.000 Dagewesene aus. Die "gefühlte Publikumsdichte" auf der Messe lag jedoch bei der Mehrheit unserer Gesprächspartner etwa ein Drittel darunter.
Und das, obwohl die neu formierte wissenschaftliche Leitung jedes annähernd trendverdächtige Thema in Eröffnung und Kongress aufgriff; obwohl neue Aussteller gewonnen werden konnten; obwohl gesteigerte Presse- und Öffentlichkeitsanstrengungen seitens der Messegesellschaft das Thema stärker in die Medien trug als je zuvor. Was ist geschehen?
Trotz des Publikumsschwunds waren die Aussteller zumeist zufrieden bis sehr zufrieden. Sie tätigten gute Geschäfte oder sammelten interessante Kontakte. Und sie bedienten einen Trend, den der BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) kürzlich bezifferte, als er für 2007 eine "geschätzte Umsatzsteigerung mit Lernsoftware um 16 Prozent" bekannt gab. - Bei deutlich steigendem Interesse der Endverbraucher.
So verwunderte es kaum, dass sich neuerdings auf der LEARNTEC eLearning-Anbieter mit Preislisten und Messevorzugspreisen auch an Einzellizenznehmer und selbständige Endanwender wenden. Natürlich ist das Corporate eLearning, also das B-to-B-Geschäft, auch 2008 die eindeutige Triebfeder, die den Umsatz in die Kasse spült. Doch erste Anzeichen deuten auf das noch zarte Pflänzchen Massenmarkt hin. - Sowohl, was die Produktpalette der Aussteller anbelangt, als auch was ihr Gebaren betrifft.
Wenn sich aber der eLearning-Markt in einem sozusagen schleichenden Prozess in einen Massenmarkt wandelt, dann "magnetisieren" akademische Diskussionen - mögen sie noch so hochwertig und trendgerecht sein - nur noch eine schrumpfende Zahl von Experten. Zumal von einem Massenmarkt erst dann die Rede sein kann, wenn die Anwender das Vertrauen gewonnen haben, keine "Experten" sein zu müssen.
Um eLearning aber in die Breite zu tragen, - worum sich die Branche ja seit Jahren bemüht -, bedarf es weniger der heute teilweise filigranen technischen Neuer- und Verbesserungen, die das LEARNTEC-Geschehen jahrelang dominierten. Wer auf Killerapplikationen wartet, wartet in der eLearning-Branche wohl eher vergebens. Statt dessen ist nutzenorientierte Darstellung in klarer Sprache und einfachen Kommunikationsstrukturen das Mittel der Wahl, um mit Langmut und Ausdauer die Vorzüge des eLearning immer mehr potenziellen Kunden nahe zu bringen.
Ob man diese Kunden zuhauf auf der LEARNTEC treffen wird, hängt meines Erachtens maßgeblich davon ab, ob und wie sich die Kongressmesse mit der Branche wandeln wird.
Thea Payome,
Chefredakteurin
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