Lernen mit Geschichten
München, November 2019 - (von Jana Rathert, Fischer, Knoblauch & Co) Warum sind Informationen, die über eine Geschichten kommuniziert werden, so erfolgreich? Das hat vor allem mit unserer Art zu denken zu tun. Geschichten vereinfachen es dem Gehirn, Informationen aufzunehmen. Denn Geschichten werden so verarbeitet, als würden wir die Dinge tatsächlich erleben. Außerdem erzeugen Geschichten Bilder. Und Bilder wecken Emotionen. Je spannender und involvierender sie sind, desto stärker taucht der Zuschauer bzw. Leser in die Geschichte ein.
"It makes you think and feel at the same time" - damit hat Bob Dylan das Wirken von guten Geschichten treffend beschrieben. Und je stärker der Zuschauer eintaucht, desto eher wird Gelerntes auch behalten.
Aber wie sieht eine gute Geschichte aus?
Eine Geschichte braucht immer einen Helden, also eine Hauptperson, an der sich die Geschichte entlanghangelt. Der Held muss nicht mutig, toll oder stark sein, er soll einfach nur die Geschichte vorantreiben. Das kann z.B. ein Kunde oder ein Mitarbeiter sein, auf jeden Fall eine Person, die mit dem, was wir inhaltlich transportieren wollen, eng verknüpft ist. Möglichst soll der Held dabei auch noch spannend sein. Das sind Menschen, die zum Beispiel ihr Ziel erreichen oder scheitern. Oder aber auch Menschen, die Probleme haben und diese in Angriff nehmen. Neben dem Helden kann es auch einen Gegenspieler geben – insgesamt soll die Zahl der Personen aber möglichst klein sein, damit der Lerner nicht den Überblick über die Geschichte verliert.
Des Weiteren sollte die Geschichte einen Spannungsbogen haben. Im Groben beginnt dieser mit der Einführung einer Situation und der Charaktere des Helden. Häufig ist das zunächst eine Ruhesituation, der gewohnte Alltag. Der Beginn kann aber auch eine Explosion, also eine Extremsituation sein. Der Höhepunkt der Geschichte kann die Lösung eines Problems oder Konflikts darstellen. Dieser endet mit der Auflösung. Idealerweise taucht der Lerner hier so tief ein, dass er über interaktive Aufgaben die Geschichte beeinflussen und dem Helden bei einer Problemlösung helfen kann.
Die Geschichte selbst ist linear, sie folgt der Reihenfolge des Erlebens. Aber erzählt werden kann sie auf unterschiedliche Weise. So kann z.B. zuerst das Ende erzählt werden und dann wird berichtet, wie es dazu kam. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für den Aufbau: Chronologisch, mit Rückblenden, mit Wechsel von Perspektiven oder auch im Kreis, indem der Lerner ankommt, wo er gestartet ist. Möglich ist auch ein offenes Ende, dann wird der Lernende zusätzlich zum Weiterdenken animiert.
Nicht zu vergessen ist die Rolle des Erzählers. Wo will er stehen: Soll er mitten im Geschehen sein? Oder allwissend obendrüber stehen? So gibt es zahlreiche Möglichkeiten eine Geschichte zu erzählen.
Für welche Themen ist Storytelling geeignet?
Viele Themen lassen sich individuell mit Geschichten umsetzen, auch wenn sie auf den ersten Blick zu trocken und theoretisch erscheinen. Mit etwas Kreativität lassen sich nicht nur Sachverhalte oder Prozesse für Mitarbeitertrainings, Software- oder Prozessschulungen in Geschichten verpacken, auch Softskills, interne Unternehmensprozesse und wissenschaftliche Themen finden sich in tollen Geschichten wieder.
Probieren Sie es einfach mal aus: Denken Sie quer, aus anderen Perspektiven oder schauen Sie einfach einmal mit den Augen eines Kindes – Sie werden erstaunt sein, welche Geschichten sich auftun.
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