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Direct Coaching via Internet

Berlin, November 2005 - (von Anja Janus) Ist eLearning ein Plus für die Studienberatung? Mittlerweile nutzen viele Hochschulen das Internet zur Studieninformation. Vor dem Hintergrund, dass Hochschulen sich ihre Studierenden selbst aussuchen können, ist die Online-Beratung unumgänglich. Inwieweit eLearning sich für Beratungs- und Betreuungsangebote eignet und was eventuell besser wäre, wurde auf einer bundesweiten Tagung an der Freien Universität (FU) Berlin diskutiert. Ein neues Beratungsmodell ist das Online-Coaching.




Gerade in der Studienberatung gibt es viele zwischenmenschliche Komponenten. Die virtuelle Beratung der Studierenden ist daher umstritten. eLearning und technologiegestützte Beratungsangebote seien lediglich eine Unterstützung, so der Psychologe Christian Montel, der das Beratungssystem an der Ruhr-Universität Bochum untersucht hat. "Kein Modul ist in der Lage, persönliche Beratung und Interaktion zu ersetzen."

Studieninformationen und -grundlagen durch eLearning


Als positives Beispiel für Online Beratung steht die FU Berlin. Die Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung der FU bietet Einsteigern und Studierenden ein eLearning-Portal an. Vom Auswahlgespräch über Zulassung, Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens bis hin zum Studienabschluss werden zentrale Themen per Videostream im Internet erklärt. Anfänger und Fortgeschrittene bekommen Verhaltenstipps und Information sowie Instrumente zur Selbsteinschätzung oder zum Zeitmanagement. Aber zusätzlich bietet die Studienberatung neben Veranstaltungen und psychologischer Beratung per eMail nach wie vor Einzelgespräche an.

Webbasierter Selbsttest


Ein weiteres Beispiel für Online Beratung ist das Hochschul e-Assessment-Project (HEAP). Seit Anfang 2005 gibt es Pilotprojekte an der Universität Hamburg für die Fachbereiche Psychologie, und Wirtschaftswissenschaften, an der TU Hamburg für Informatik und ab Sommer 2006 an der HAW Hamburg für Maschinenbau. HEAP will Studieninteressierten durch Selbsteinschätzung (self-assessment) helfen herauszufinden, ob sie für den betreffenden Studiengang geeignet sind. Unter dem Motto: Kennen, Können Wollen sind die drei Säulen von HEAP: Multimediale Präsentation des jeweiligen Studiengangs, Übungen und Tests, um eigene Kompetenzen mit den Anforderungen des Studiengangs abzugleichen sowie kritische Reflexion der eigenen Motivation.

Direct Coaching - das virtuelle Einzelgespräch


Ein Versuch, das persönliche Beratungsgespräch online zu führen ist das Direct Coaching-Modell von Rolf Schulmeister, Professor an der Universität Hamburg. Ziel sei es doch, so der Mediendidaktiker, gut beratene Studierende zu haben, die sich bewusst für ihren Studiengang entschieden haben. eLearning und Teleteaching seien dafür nicht optimal. Vielmehr sei ein virtueller Klassenraum viel geeigneter, um direkt auf die Fragen und Nöte der Einzelnen eingehen zu können und soweit möglich zwischenmenschliche Interaktion herzustellen. 90 Prozent der Studienberatung sei im Bereich Kommunikation angesiedelt.


Die Zukunft virtueller Studienberatung sieht Schulmeister im direkten Einzel- oder auch Kleingruppen-Coaching. Für die Online-Variante gebe es bisher noch keine passende Coaching-Software. Die entwickelt Schulmeister und sein Team derzeit. Mit "Active Dialogue" kann der Berater oder Coach aus der Gruppe beliebig viele Untergruppen bilden, um einzelne Probleme mit einem Teilnehmer oder einer kleinen Gruppe zu besprechen. Die Gruppen können beliebig getrennt und wieder zusammengeschaltet werden, um möglichst flexibel agieren zu können.

Virtuelle Beratung oder Online-Coaching deckt sicher den Bedarf der meisten Studierenden ab. Schnelle und umfassende Informationen über Uni, Studiengang und Bewerbung für Einsteiger, Arbeitstechniken und Abschlusshilfen für Studierende. Für persönliche Fragen und Unsicherheiten das Einzelcoaching. Das persönliche Gespräch ist dann eigentlich nur in besonderen Fällen noch nötig.