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PC-basierte Mediziner-Prüfung

Witten/Herdecke, August 2003 - Der Modellstudiengang Medizin an der Universität Witten/Herdecke bietet neben neuen Lernformen jetzt auch alternative Prüfungen. Statt mit Ankreuzbögen à la Fahrschulprüfung absolvierten die Wittener Mediziner erstmals Prüfungen, in denen sie eigene Texte formulieren mussten.

MEQ - Modified Essay Questions - heisst die Prüfung, in der der theoretische Wissensstand abgefragt wird. Diese Prüfungsform haben die Wissenschaftler und Didaktiker des Projektes medicMed jetzt auf den Computer übertragen.

Wie sieht so eine Prüfung aus? Alle Kandidaten sitzen vor einem Rechner und bekommen einen medizinischen Fall geschildert: Anni König (78) ist in ihrer Wohnung über eine Teppichkante gefallen, liegt mit starken Schmerzen im rechten Oberschenkel am Boden, das Bein steht "unnormal" zum Körper. Die erste Aufgabe an den Prüfling lautete: "Was tun Sie?" Die Studierenden mussten ihre Antwort eintippen und "blätterten" dann mit einem Mausklick auf die nächste Seite. Dort konnten sie zunächst die richtige Lösung nachlesen: "Sie stellen sich rasch als Notärztin vor und überprüfen gleichzeitig die Herz-Kreislauf-Situation. Welche Möglichkeiten dazu haben Sie?" Zurückblättern war allerdings unmöglich. Die Auflösungen verhindert, dass sich die Studierenden durch eine falsche Antwort zu Beginn der Prüfung in eine aussichtslose Lage bringen, auch wenn eine nachträgliche Korrektur der eigen Antwort nicht möglich ist.

Diese Form der Prüfung verlangt den Studierenden eine aktive Wiedergabe des Erlernten ab. Die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen und Bezüge herzustellen, entspricht den Anforderungen im ärztlichen Alltag. Bislang schrecken die meisten Hochschulen allerdings vor dem MEQ zurück, da Vorbereitung und Korrektur ohne PC-Einsatz extrem arbeitsaufwendig waren.