Konzepte aus der Praxis für die Praxis
Bad Homburg, April 2007 - Kapazitätsengpässe und hohe Arbeitsbelastungen - so sieht die Situation innerhalb der betrieblichen Personalentwicklung und Weiterbildung inzwischen nahezu flächendeckend aus. Ein möglicher Ausweg ist die teilweise Vergabe der Personalentwicklung und Weiterbildung an einen externen Dienstleister. Diese Praxis hat sich erst in jüngster Zeit etabliert und wird als "Bildungsoutsourcing" oder "Managed Training Services" bezeichnet. Welche Konzepte sich bisher bewährt haben, erläutert Michael Walz, Leiter der HP-Kundenschulung in Deutschland.
Für viele Unternehmen beschränkt sich das Outsourcing im Bereich der Personalentwicklung auf ein professionelles Lieferantenmanagement. Der Trainingsanbieter wird damit beauftragt, die Auswahl und Steuerung der Lieferanten zu übernehmen. "Wer glaubt, dass sich die Kostensenkungsziele durch einen externen Trainereinkauf allein realisieren lassen, der wird schnell enttäuscht sein", warnt Michael Walz. In der Folge skizziert er fünf verschiedene Modelle und Szenarien, wie sich Managed Training Services in der Praxis erfolgreich realisieren lassen.
Training Brokerage Model
Das Training Brokerage Model beinhaltet zwar auch Beschaffungsleistungen, geht aber deutlich über das klassische Lieferantenmanagement hinaus. "Auch die Zielgruppe ist eine andere", erläutert Michael Walz. "Kleine und mittelständische Unternehmen haben oftmals keine systematische Personalentwicklung. Gründe sind beispielsweise ihre geringe Größe oder ihre finanziellen Ressourcen. Dies bedeutet, dass die betriebliche Personalentwicklung quasi 'nebenbei' organisiert werden muss. Doch diese Art der Personalführung ist auf lange Sicht nicht mehr wettbewerbsfähig."
Im Training Brokerage Model stellt der Trainingsanbieter eine systematische Personalentwicklung sicher und sorgt für eine kontinuierliche betriebliche Qualifizierung der Mitarbeiter. Im Mittelpunkt seiner Dienstleistungen steht der Einkauf von Seminaren oder die Vermittlung von Trainern. In diesem Modell ermöglicht der Trainingsanbieter vorwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen eine finanzierbare Personalentwicklung.
Training Management Model
Die Mitarbeiter der Personalentwicklung verbringen ihre Zeit meist mit Seminarbuchungen, Stornierungen, Umbuchungen, Reservierung von Unterkünften, Rechtschreibfehlern auf Zertifikaten, Prüfung von Rechungsabweichungen, Kostenstellenzuordnungen und ähnlichem. "Das operative Tagesgeschäft im Trainingsmanagement geht immer mehr zu Lasten der eigentlichen Aufgaben", erklärt Michael Walz. "Durch die Auslagerung nicht erfolgskritischer Aufgaben bei gleichzeitiger Vereinbarung von Service Levels dreht man diesen Teufelskreis einfach um."
"Wir wollen unseren Kunden sämtliche organisatorischen Aufgaben abnehmen, schließlich ist die komplette Seminarlogistik unser tägliches Geschäft", hebt Michael Walz hervor. Das Angebot reicht dann von der Buchung der Seminarräume über die Bestellung der Ausstattung bis hin zum Einkauf von Seminarunterlagen.
Nicht selten kommt auch die Teilnehmerbetreuung hinzu, d.h. die Administration und Verwaltung der gesamten Anmeldeprozedur. "Meist sind es mittlere und große Unternehmen, für die diese Form der Managed Training Services angesichts des Umfangs an administrativen Aufgaben interessant wird", resümiert Michael Walz.
Portfolio Delivery Model
Das Portfolio Delivery Modell sieht vor, dass der Trainingsanbieter die komplette Trainingsorganisation für ausgewählte Portfolios bzw. Curricula übernimmt. "Wir planen in enger Abstimmung mit unseren Kunden die Trainingstermine," erläutert Michael Walz. "Im Anschluss kümmern wir uns um die gesamte Veranstaltungsorganisation, die Teilnehmerkommunikation, Teilnehmerbetreuung, das Lieferantenmanagement sowie die Rechnungsstellung."
Nicht selten greifen Unternehmen im Rahmen von strategischen Qualifizierungsprojekten auf diese Form der Managed Training Services zurück. Möchte ein Unternehmen beispielsweise im Rahmen eines mehrmonatigen Weiterbildungsprogramms für Projektmanager nicht nur die Trainings extern vergeben, sondern auch alle unterstützenden Prozesse extern managen lassen, dann sind Trainingsanbieter gefragt, die ein ganzes Programm oder Portfolio umfassend managen können.
Client Engagement Model
"Im Client Engagement Model stellen wir einer eher strategisch ausgerichteten Personalentwicklung einen unserer Bildungsberater zur Seite", skizziert Michael Walz die Rolle des Client Engagement Managers. "Er soll den Kunden bei der Konzeption von Trainingsprogrammen zu beraten."
Aufgabe des Client Engagement Managers ist aber auch das Herstellen einer einheitlichen Methodik und Didaktik sowie die Sicherstellung einer einheitlichen Sprache und eines durchgängigen Management-Verständnisses in allen Maßnahmen und Modulen. Er bestückt die Programme mit Trainern und gewährleistet die inhaltliche Kontinuität.
"Freilich gilt, wie bei allen Outsourcing-Geschäften: Gute Auslagerung will gesteuert sein", gibt Michael Walz zu bedenken. "Unternehmen, die Teile ihrer Weiterbildungsprozess und -dienstleistungen auslagern nach dem Motto 'Aus den Augen, aus dem Sinn' laufen Gefahr, dass das Outsourcing-Projekt in die falsche Richtung läuft." Die sorgfältige (Aus-)Wahl des richtigen Sourcing-Modells ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.
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