Trendstudie

Dramatischen Qualifizierungsbedarf im Einkauf

Bonn, August 2007 - Zwischen den zukünftigen Anforderungen der Unternehmensfunktion Einkauf und den vorhandenen Qualifikationen der Mitarbeiter klafft eine weite Lücke. So das Ergebnis der Studie "QUEST - Perspektiven strategischer Qualifizierung im Einkauf und in der Supply Chain" von BrainNet Campus. Ohne spezifische Qualifizierung wird in drei Jahren die Hälfte der Einkaufsmitarbeiter den Herausforderungen nicht mehr gewachsen sein. Doch es fehlt an geeigneten Weiterbildungskonzepten.




BrainNet befragte über 40 Chief Procurement Officers (CPO) und HR Manager weltweit führender Unternehmen wie Bombardier, Coca Cola oder Lufthansa in mehrstündigen Tiefeninterviews. Der Fokus der lag dabei auf den Herausforderungen des Einkaufs und welche Konsequenzen sich daraus für die Mitarbeiterqualifizierung ergeben.

Veränderte Märkte fordern neue Einkäufer-Typen


Unternehmen erlebten in den letzten Jahren große Veränderungen in ihrem Wettbewerbsumfeld, den Technologien und den Märkten. Dies blieb nicht ohne massive Auswirkungen auf den Einkauf. Von der rein administrativen Beschaffungsabteilung hat er sich zu einer strategisch zentralen Unternehmensfunktion in der Supply Chain entwickelt. Befragt nach den größten Herausforderungen für ihren Unternehmensbereich, nannten die CPO an vorderster Stelle Globalisierung, die größere Verantwortung des Einkaufs innerhalb der Supply Chain und Outsourcing.


Zentraler Faktor in diesem Veränderungsprozess sind die Mitarbeiter und ihre Kompetenzen, denn sie agieren in immer internationaleren und komplexeren Wertschöpfungsnetzwerken
innerhalb und außerhalb ihrer Unternehmen.

Unzureichende Qualifizierung gefährdet Wettbewerbsfähigkeit


Einkäufer von morgen müssen Trends und Risiken erkennen sowie prozessorientierter agieren. Nach Einschätzung der CPO ist jedoch die Hälfte der Einkaufsmitarbeiter mit den derzeitigen Qualifikationen den neuen Anforderungen in drei Jahren nicht mehr gewachsen.


Dies ist ein ernstzunehmendes Risiko. Es verwundert daher nicht, dass 80 Prozent der Befragten eine einkaufsspezifischere Qualifizierung als sehr wichtigen Faktor zur Bewältigung der künftigen Aufgaben ansehen.

"Eine Steigerung der Performance der Einkaufsmitarbeiter ohne eine strategische Qualifizierung ist fast nicht machbar," bringt einer der befragten CPO das Dilemma auf den Punkt.
Bislang beschränkt sich Qualifizierung jedoch auf punktuelle Einzeltrainings mit generischen Inhalten, wie zum Beispiel Sprachkurse oder Verhandlungstrainings. Die CPO vermissen am
Markt umfassende und cross-funktionale Qualifizierungsprogramme, die zum Beispiel einkaufsspezifische Inhalte, aber auch Führungskompetenzen vermitteln.


Einkaufsqualifizierung nicht auf der Top Agenda


Die Qualifizierungsbudgets im Einkauf sprechen eine deutliche Sprache. Sie belaufen sich im Durchschnitt auf nur 876 Euro je Einkaufsmitarbeiter.


Im Vergleich dazu liegt das Qualifizierungsbudget für Mitarbeiter im Vertrieb neunmal höher. Spiegelt das die Relevanz des Themas innerhalb der Personalentwicklungstrategie der Unternehmen? In fast drei Viertel der Unternehmen ist der CPO allein für die Planung von Trainings verantwortlich und in 30 Prozent der Unternehmen suchen sich die Mitarbeiter ihre
Qualifizierung sogar selbst aus. Dementsprechend negativ bewerten die Befragten den Support durch HR.

CPO ergreifen Initiative


Als Konsequenz des Mangels an adäquaten Angeboten und Budgets finden derzeit 64 Prozent der Trainings hausintern statt. Als Trainer fungieren meist Kollegen im Einkauf. "Interne
Trainings sind sinnvoll, jedoch nur bedingt geeignet, den Paradigmenwechsel im Einkauf einzuleiten und zu begleiten. Denn liebgewonnene Prozesse müssen überdacht und verändert werden. Dies ist nur durch Impulse von Außen und vom Management möglich," kommentiert Nicole Gaiziunas, Direktorin für den Bereich Qualifizierung bei BrainNet und Autorin
der Studie.


Erste Unternehmen haben daher bereits Initiative ergriffen: ein Drittel der befragten CPO hat schon Erfahrungen mit Lerngemeinschaften in Kooperation mit anderen Unternehmen gemacht. Sie ermöglichen nicht nur die Bündelung von Ressourcen, sondern sind auch eine Chance, neue Sichtweisen und Erfahrungen kennen zu lernen.


Die Studienergebnisse zeigen, dass CPO ein sehr differenziertes Bild von der Qualifizierungs- und Qualifikationssituation in ihren Abteilungen haben. Sie schöpfen die unzureichend vorhandenen Mittel bestmöglich aus. Dass dies in Zukunft nicht mehr ausreicht, ist ihnen
dabei sehr bewusst.


"Sollen Mitarbeiter im Einkauf auch künftig erfolgreich sein, müssen die Qualifizierungsprogramme strategisch und langfristig angelegt sein. Dies beginnt bei der Soll-Ist-Analyse und operativen Verzahnung der Maßnahmen mit angrenzenden Unternehmensbereichen in der Supply Chain. Flankierendes Feedback und Coaching stellen dann
den Erfolg sicher," so Nicole Gaiziunas.