Scoyo: Geheimnisumwobene eLearning-Entwicklung
Hamburg, April 2008 - Die Hamburger Bertelsmann-Tochter Scoyo GmbH versucht mit interaktiven Lern- und Spielwelten den eLearning-Markt für Kinder zu erobern. Rund 50 Mitarbeiter entwickeln derzeit an einer Lernplattform für den Nachmittagsmarkt.
"Take the lead. Go for growth. Create value", so beschreibt Hartmut Ostrowski, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG bei seinem Antritt die Unternehmenstrategie für die kommenden Jahre. Durch den Einstieg in neue Geschäftsfelder, wie den globalen Megatrend Bildung, will der Medienkonzern neue Potenziale erschließen. "Hier sehen wir sehr gute Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten für Bertelsmann", erklärt Ostrowski.
Eines dieser Projekte im Bildungsbereich scheint die Hamburger Bertelsmann-Tochter Scoyo GmbH zu sein, die derzeit jegliche Auskunft über Absicht und Stand ihrer Projektentwicklung ablehnt. Wie der Branchendienst kress meldete, arbeitet Scoyo aktuell - mit einem Investitionsvolumen von rund 15 bis 20 Mio. Euro - an einem neuen eLearning-Angebot für Kinder bzw. Schüler.
Ein Stab von rund 50 Mitarbeitern entwickelt, laut kress, zur Zeit verschiedene Online-Formate, die Kinder und Jugendliche animieren sollen, schulische Lerninhalte anhand von Lernspielen, Comics und collaborativen Tools zu vertiefen.
Dem Vernehmen nach liegt die Geschäftsführung bei Ralf Schremper, dem Strategieberater des Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende, was darauf schließen lässt, dass es sich bei Scoyo um ein strategisches Projekt im Bildungsbereich handelt. Die Chefredaktion hat offenbar der frühere "PCgo"- und "Bravo Screenfun"-Chef Andreas von Lepel inne. Leiter der Produktentwicklung ist seit Mitte März Ulrich Schmid, zuletzt Geschäftsführer des Hochschul-IT-Dienstleisters Multimedia Kontor Hamburg (MMKH).
Naheliegend ist, dass es sich bei Scoyo um die Weiterentwicklung eines Konzepts des erfahrenen eLearning-Entwicklers MIT newmedia GmbH aus Friedrichsdorf handeln könnte. Das vor einem Jahr hinter verschlossenen Türen entwickelte Projekt war als Nachhilfe-Portal für den Nachmittagsmarkt geplant. Themenbezogene kurze Lerneinheiten zu gängigen Schulfächern, angereichert mit bunten Illustrationen und animierten Games, sollten Schulkindern der 5. bis 9. Klasse das Lernen versüßen. Angedacht war seinerzeit ein Abonnentenmodell.
Traditionelle Schulbuchverlage wie Klett oder Cornelsen sehen dem Projekt eher gelassen entgegen. Durch die Präsenz ihrer Schulbücher haben ihre multimedialen Produkte auch auf dem Nachmittagsmarkt einen guten Namen.
Beide Verlage haben außerdem ihre Erfahrungen mit Online-Angeboten für Kinder und Jugendliche bereits gemacht. Über die Jahre entwickelten Klett und Cornelsen deshalb alternative Strategien, die ihre Online-Aktivitäten wenigsten teilweise refinanzieren.
Markt ist nicht entwickelt
Wolf-Rüdiger Feldmann, Geschäftsführer des Cornelsen Verlag, meint dazu: "Kostenpflichtige Online-Angebote für Kinder und Jugendliche als Produktformate durchzusetzen, ist kein einfaches Unterfangen, zumal für das Thema Lernen. Dennoch dürfen wir davon ausgehen, dass qualitativ hochwertiger Content, der für effizientes Lernen immer notwendig ist, nicht dauerhaft kostenlos im Internet angeboten werden kann und wird, auch nicht in Zeiten von Web 2.0.
Bisher ist dieser Markt noch nicht ausreichend entwickelt, um aus unserer Sicht größere Investitionen zu rechtfertigen, dies zeigen unsere Erfahrungen mit Learnetix .
Die andere Wahrheit ist, dass sich auch das Thema 'Lernen', nicht nur das Thema 'Wissen', weiter ins Netz transformieren wird. Wir dürfen gemeinsam gespannt sein, welche Geschäftsmodelle sich in diesem Kontext entwickeln lassen.
Dies ist natürlich auch ein Thema für Cornelsen, wir beobachten den Markt und die Entwicklungen permanent sehr genau."
Klett setzt auf Medienverbund
Thomas Baumann, Vorsitzender Geschäftsführer im Ernst Klett Verlag, merkt an: "Im Bereich der schulischen Bildung setzt der Ernst Klett Verlag auf den Medienverbund: Zu einem Großteil der Schulbücher und Materialien werden elektronische Medien angeboten, die alternativ oder ergänzend eingesetzt werden können.
CD-ROMS enthalten nicht nur Inhalte aus den gedruckten Produkten, sondern auch nützliche Zusatzinformationen. Die Verbindung zum Internet ermöglicht darüber hinaus den gezielten Zugang zu weiterführenden und tagesaktuellen Informationsquellen."
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