"Umgedrehter Unterricht" hält Schüler wach
München, Mai 2011 - (von Ulrike Meinhardt) Was in einigen US-amerikanischen Schulen schon üblich ist, wird sicherlich auch bald den Weg in unsere Klassenzimmer finden: "The reversed classroom". Die Wissensaneignung findet dabei zu Hause oder unterwegs statt und nicht im Klassenzimmer, also "umgedrehter Unterricht". Die Schülerinnen und Schüler nutzen multimediale Unterlagen, die vom Lehrpersonal zur Verfügung gestellt werden und holen sich sozusagen die Unterrichtsstunde nach Hause. Die Schulstunden werden dann dazu genutzt, gezielt auf Fragen einzugehen, Probleme zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu finden.
Dies ist eine neue Art der Wissensvermittlung, die die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler stärken kann: mit virtuellen Übungsprogrammen, Lernpfaden, offenem Lernen, Aufgaben aus dem Berufsleben, Gruppenarbeiten, Erarbeitung eines Unterrichtsthemas durch gezielte Recherche, sowie projektorientiertem Lernen mit Internet und Multimedia. So könnte in Zukunft auch hierzulande der Unterricht lebendiger gestaltet werden, denn die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien eröffnen interessante Möglichkeiten und Chancen für das selbstgesteuerte Lernen.
Der interaktive Umgang mit multimedialen Lernmaterialien und die spielerische Simulation von Problemsituationen können den herkömmlichen Lernprozess begleiten und unterstützen. Die Selbstständigkeit von Schülern und Studenten kann mit Lernvideos verstärkt werden. So kann beispielsweise die Hausaufgabe erteilt werden, sich mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen, das heißt Lernvideos anzuschauen, Material zu recherchieren und eine Präsentation auszuarbeiten, die beim nächsten Mal der Klasse vorgestellt wird.
Diese Form des Unterrichtens ist aber auch eine besondere Herausforderung für das Lehrpersonal, denn sie müssen ihren Unterricht nicht nur inhaltlich vorbereiten sondern auch multimedial aufbereiten. Hierzu bietet es sich an, Lernvideos zu erstellen, weil man bekanntermaßen durch die Visualisierung von Lerninhalten besser und nachhaltiger lernen kann.
Im Vergleich zum Unterricht an der Tafel können Sachverhalte und Zusammenhänge mit Hilfe von Grafiken und Animationen besser verdeutlicht werden. Präsentationen, die auf dem Computer erstellt wurden, können mit spezieller Software, sogenannten Screencasting-Programmen, aufgezeichnet werden. Hierbei werden auch alle Tastatureingaben oder Mausbewegungen mit aufgenommen, so dass Abläufe besser dargestellt werden können. Auch die Sprache wird mit aufgezeichnet.
Die nachträgliche Bearbeitung dieser Videos ist nicht schwierig. Bei der Software Camtasia von TechSmith beispielsweise lassen sich im Nachhinein noch eine Vielzahl von grafischen Elementen zur Verdeutlichung einarbeiten, Untertexte einfügen, die Sprache bearbeiten, und vieles mehr.
Die Vorteile von Lernvideos sind für die Schülerinnen und Schüler vielfältig. Wurde der Inhalt beim ersten Mal nicht verstanden, kann die Unterrichtseinheit so oft wie nötig angesehen werden. Auch die Eltern werden mit einbezogen und verstehen besser, welche Fragestellungen sich für ihre Kinder ergeben.
Ein Beispiel aus den USA illustriert, wie solch ein umgedrehter Unterricht funktionieren kann: Lernen mit dem Apple iPod und per Video. Dan Spencer, Lehrer an der Michigan Center High School im Bundesstaat Michigan/USA, erstellt aus seinen Vorlesungen 15 bis 20 minütige Screencasts mit der Software Camtasia for Mac. Diese Videos können seine Schüler zu Hause oder unterwegs anschauen - die Unterrichtszeit wird hauptsächlich zum Beantworten von Fragen und Lösen von Problemen genutzt.
Anton Bollen, der seit Sommer 2010 in Deutschland für TechSmith tätig ist, hat selbst in Michigan Schule und Universität besucht und kennt den "umgedrehten Unterricht" und Dan Spencer. "Unterricht braucht Abwechslung, um die Schülerinnen und Schüler wach und interessiert zu halten", sagt er und hofft, "dass auch in Deutschland möglichst bald die nötigen Mittel für dieses aktive, interaktive und selbstbestimmte Lernen bereitgestellt werden".
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