Praxis-Foren und Key-Notes als Publikumsmagneten
Stuttgart, April 2008 - "Wir leben in einer Zeit, in der keiner Zeit hat." Prof. Dr. Lothar Seiwert lenkte bei seinem Auftritt auf der PERSONAL2008 die Aufmerksamkeit auf ein Grundübel des heutigen Arbeits- und Alltagslebens. Für die 9. Fachmesse für Personalmanagement und für die strategischen Gegenmittel des Experten in Sachen Zeit- und Lebensmanagement nahmen sich allerdings sehr viele Interessenten Zeit: 4.053 Fachbesucher strömten am 9. und 10. April in die Landesmesse Stuttgart, in der 208 Aussteller ein breites Spektrum an Werkzeugen und Ideen für eine erfolgreiche Personalarbeit präsentierten.
"Wir freuen uns über den unerwartet großen Ansturm auf die 9. Fachmesse für Personalmanagement", bilanzierte Projektleiterin Tina Engelhard. Der Besucherstrom verteilte sich gleichmäßig auf die drei Ausstellungsbereiche Software und Zutrittskontrolle, Dienstleistungen und Beratung sowie Training und Weiterbildung.
In einem fortwährenden "Belagerungszustand" befand sich an beiden Messetagen die Aktionsfläche Training, auf der Trainer und Berater Kostproben aus ihren Programmen "mundgerecht servierten". Die neue Attraktion für den Bereich Training und Weiterbildung wird deshalb ab sofort zum festen Bestandteil der Fachmesse im süddeutschen Raum.
In den vier Praxisforen waren insbesondere die Keynote-Vorträge von Prof. Dr. Lothar Seiwert und von Dr. Stefan Frädrich "die Renner". Unter dem Diktat von eMails, Handys und Laptops sowie vielen zusätzlichen Verpflichtungen riskierten Menschen ihr Leben, warnte Prof. Seiwert. Die sogenannte Hetzkrankheit sei nicht nur in den USA bekannt, sondern auch hierzulande verbreitet.
"Die meisten Menschen machen sich mehr Gedanken über ihren nächsten Urlaub als über ihren Lebensstil", frotzelte der Keynote-Speaker. Ein vermeintliches Zeitproblem entpuppe sich dabei oft als Prioritäts- oder Kapazitätsproblem. "Lassen Sie los!", appellierte Seiwert an das zum Bersten gefüllte Forum. Im Terminplaner sollte vor allem Zeit für den persönlich wichtigsten Menschen reserviert werden. Proaktiv - sonst sei der Kalender wie in der Arztpraxis sofort wieder ausgebucht.
Mit seinem Vortrag über "Günter", den berühmt-berüchtigten inneren Schweinhund, traf Keynote-Speaker Dr. Stefan Frädrich ebenfalls den Nerv des Publikums. Seine Tipps zur Dressur des eher harmlosen Miesmachers wurden begeistert aufgenommen. Mit einem "Leinen Los" entließ der Fachmann für Selbstmotivation die Zuschauer schließlich beherzt in die Zukunft.
"Der Wert eines Unternehmens steckt zu 99 Prozent zwischen den Ohren der Mitarbeiter!" Prof. Dr. Peter Kern vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO ließ keinen Zweifel daran, worauf unternehmerischer Erfolg basiert. Mit der Bedeutung des Faktors Mensch steigt zugleich der Stellenwert des Personalmanagements - Personalverantwortliche sind als strategische Vordenker und Gestalter des Wandels gefragt, wie unter anderem die Podiumsdiskussion zum Thema Veränderungsmanagement verdeutlichte.
Ersten Gesprächsstoff dazu lieferte die Studie "Aufschwung jetzt", eine aktuelle Umfrage, an der sich 421 Organisationen aus Deutschland und Österreich beteiligten.
Rund 90 Prozent der Befragen gaben an, in den letzten Jahren Veränderungsprozesse durchgeführt zu haben, bei fast 30 Prozent erzielten diese allerdings nahezu keine messbaren Ergebnisse. "Ich schätze, 50 Prozent aller Veränderungsprozesse sind Organisationsruinen", erklärte Studieninitiator Peter Diederich (Wifo Consult). Prof. Peter Kern vom Fraunhofer IAO bezeichnete unscharfe Ziele als Hauptquelle des Scheiterns.
Prof. Ralf Neuhaus von der Fresenius Fachhochschule Köln gab zu bedenken, dass in vielen Unternehmen immer nur ein Rädchen im Getriebe - nämlich typischerweise in der Fertigung - poliert werde. Die Personalabteilung solle ihren Überblick dazu nutzen, das weitverbreitete Abteilungsdenken abzubauen. "Vielen ist nicht klar, dass alle in einem Boot sitzen."
Auch Prof. Kern plädierte dafür, Wände einzureißen und mehr Kreativität im Berufsalltag zuzulassen. Es sei Aufgabe der Personaler, die Belegschaft "neugieriger" zu machen. Statt "ich schaffe" müsste dann aber auch "ich denke" als Tätigkeit akzeptiert sein - im schwäbischen Mittelstand sicher kein leichtes Unterfangen, ergänzte er mit einem Augenzwinkern.
Als Change Agents würden Personaler nur ernst genommen, wenn sie über eine solide Basis verfügten, gab Stefan Kraft, Vice President HR Development bei Continental, zu bedenken: "Sie müssen die Administration im Griff haben. Dann können sie die Sicht von HR in Managemententscheidungen einbringen." Zur Unterstützung und Erleichterung der Verwaltungsarbeit präsentierte die PERSONAL2008 aktuelle Computerprogramme verschiedener Anbieter.
Unter dem Motto "Allen Aufgaben gewachsen" stellte Haufe eine neue Generation von Software vor: Mit dem brandneuen Personal Office Premium sei es erstmals gelungen, Fachinformationen, Anwendungen und Weiterbildung in ein Paket zu packen, schwärmte Patrick Schaudel vom Marketing. "Damit haben wir den Kreis geschlossen. Alle Mitarbeiter der Personalabteilung erhalten eine einheitliche Wissensbasis."
Mit dem integrierten "WeiterbildungsCenter" erweitern die Nutzer bedarfsweise ihre fachliche und persönliche Kompetenz. "Sie können sich in einem 90minütigen Online-Seminar aufschlauen."
Der nächste Termin für das süddeutsche Branchenevent ist bereits am 25. und 26. März 2009 - dann allerdings im M,O,C, München. "Zur dynamischen Weiterentwicklung der PERSONAL planen wir einen jährlichen Wechsel zwischen den beiden Standorten Stuttgart und München", erklärt Alexander R. Petsch, Geschäftsführer von spring Messe Management.
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