Blended Learning an der Ruhr-Universität
Bochum, Juli 2006 - Studierende nehmen Onlinekurse als Ergänzung zur Präsenzlehre sehr gut an: Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) vorgestellt wurde. Dr. Karin Siebertz-Reckzeh von der Hochschule Vechta hat den Einsatz von eLearning auf der Plattform von Blackboard in den "Integrierten Proseminaren" der Bochumer Geschichtswissenschaft über zwei Semester evaluiert.
Ihr Fazit: Die Studierenden in der Studieneingangsphase beurteilen diese Form des Blended Learning überwiegend positiv, mehrheitlich sehen sie darin eine "gute Grundlage" für das weitere Studium und attestieren sich selbst einen "Wissenszuwachs" durch die webbasierten Kurse.
Über 550 Kurse
Bereits im Jahr 2000 hat die RUB die Blackboard-Plattform eingerichtet. Allein in diesem Sommersemester finden hier über 550 Kurse statt, die Vorlesungen und Seminare ergänzen. Das sind elf Prozent aller Veranstaltungen an der RUB in diesem Semester. "Die meisten Hochschulen in Deutschland dümpeln bei fünf Prozent", erläutert Holger Hansen von der Stabsstelle eLearning der RUB. Im Vergleich zum vergangenen Wintersemester ist die Zahl der angebotenen Blackboard-Kurse in Bochum erneut um zehn Prozent gestiegen.
Blended Learning verankern
Die Ergebnisse der vorgestellten Studie wie auch die steigende Zahl der Nutzer wertet Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Wagner als "Signal für die zunehmende Bedeutung des eLearning an der RUB, aber auch in der Hochschulpolitik insgesamt. eLearning ist ein zentrales Element beim Ausbau der Bachelor- und Masterstudiengänge und beim Export von Studiengängen ins Ausland."
Langfristiges Ziel sei daher, Blended Learning systematisch in der RUB zu verankern, betont Prof. Dr. Notburga Ott, Prorektorin für Lehre, Weiterbildung und Medien: "Blended Learning ist für die RUB der richtige Weg. Entscheidend für unseren Erfolg ist, dass alle Beteiligten aus Support, Technik und Didaktik an einem Strang ziehen und dass eLearning die Präsenzlehre sinnvoll ergänzt."
Ergebnisse der Studie
Rund 350 Studierende hat Dr. Siebertz-Reckzeh über zwei Semester befragt: Alle haben an den "Integrierten Proseminaren" (IPS) in der Geschichtswissenschaft teilgenommen. Die IPS sind obligatorisch für alle Studienanfänger und dauern ein Jahr. Die wesentlichen Ergebnisse der Evaluierung: Die Studierenden nutzen ganz selbstverständlich das Internet, so sind 82 Prozent nahezu täglich im WWW und 71 Prozent kommunizieren nahezu täglich via eMail.
Dabei zeigt sich kein Unterschied zwischen den Geschlechtern. Entsprechend hoch ist die Nutzung von Blackboard: 46 Prozent der Erstsemester nutzten die Plattform täglich, immerhin 37 Prozent mindestens einmal im Monat. Die Studierenden erwarten dabei vor allem eine fachliche Orientierungshilfe, aber auch eine Aufwandersparnis sowie eine gute Erreichbarkeit der Dozenten. Was nutzen die Studierenden? In erster Linie bereitgestellte Kursmaterialien (96%) und die Möglichkeit, in Foren zu diskutieren (45%).
Soziale Komponente
"eLearning ist allerdings kein easy Learning", sagt Dr. Siebertz-Reckzeh. Von den Onlinekursen profitieren vor allem die Studierenden, die sich intensiv mit den Lernmaterialien befassen. Die Wissenschaftlerin betont zudem die soziale Komponente des eLearnings: Fachlich wie sozial orientieren sich die Studienanfänger an den Dozenten. Deshalb ist neben dem Kursmaterial die Erreichbarkeit per eMail eine wichtige Funktion der neuen Medien.
Sind Studierende sich sicher, dass ihre Anliegen zur Kenntnis genommen werden, wächst auch das Vertrauen zu den Dozenten. eLearning kann somit helfen, die soziale Situation der Studienanfänger zu verbessern. Studierende, die eine gute Beziehung zu Dozenten erleben, nehmen auch ihre gesamte Ausbildungssituation positiver wahr.