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Ein Jahr Bildungsbarometer

Landau, Januar 2006 - Ein Jahr nach dem Start des Bildungsbarometers liegt jetzt der vierte vollständige Bericht vor. Das vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität in Landau initiierte und umgesetzte Bildungsbarometer habe sich als sehr erfolgreich erwiesen.




Immer mehr Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und auch eine breite Öffentlichkeit erwarten die Ergebnisse mit Interesse und Spannung, erklärt Professor Reinhold S. Jäger, Leiter des Projektteams "Bildungsbarometer" beim zepf.

In der Gegenüberstellung der Daten zum so genannten Bildungsindex - eine aus mehreren Antworten bestimmte Benotung des Bildungswesens, zeigt sich keine Entspannung. "PISA und vergleichbare Bildungsuntersuchungen haben die Misere deutlich aufgezeigt; die Bevölkerung kann noch nicht nachvollziehen, dass sich Verbesserungen im Alltag eingestellt haben. Dem Patienten 'Bildung' wird zwar Besserung zugeschrieben, der Zustand gilt jedoch nach wie vor als Besorgnis erregend", betont Jäger.

Deshalb betrachtet die Bevölkerung auch den bei der Föderalismusdiskussion eingebrachten Vorschlag, bis auf wenige Ausnahmen die Kompetenz für die Bildung bei den Ländern zu belassen, als nicht akzeptabel: 93 Prozent der Befragten sind dafür, die Zuständigkeit bei der Rechtschreibung dem Bund zu übertragen, 92% stimmen in die gleiche Richtung bei den Bildungsinhalten der Allgemeinbildenden Schule, 74% bei der Ausbildungsförderung und 72% bei den Studiengebühren. Ausnahme: Schulversuche, etwa zur Ganztagsschule, sollten im Bereich der Länder belassen werden (Zustimmung 61%).

"Offensichtlich", so Jäger, "hat die Bevölkerung ein Gespür dafür, wo die Kompetenzrangeleien zu Lasten der Chancengerechtigkeit des Einzelnen gehen. Deshalb wären die Politiker gut beraten, diese Datenbasis des Bildungsbarometers auch als Votum zu akzeptieren und künftige Bildungsentscheidungen danach auszurichten".

Da Bildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, wurde auch der Frage nachgegangen, in welchem Ausmaß die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten Bildung zum Thema machen. 93% der Befragten waren der Meinung, dass die Bildung in diesen Sendern zu kurz komme. "Dies ist ein eindeutiges Votum der Bevölkerung. Die Verantwortlichen sollten das Hauptkriterium von Sendungen - die Quoten - kritisch hinterfragen und zugleich die Chancen nutzen, nicht nur über Bildung zu berichten, sondern sich als Mitgestalter und Mitverantwortliche für Bildung zu begreifen. Gerade, weil das Potenzial etwa des Fernsehens sehr groß ist, kann Bildung sehr spannend, aber zugleich sehr nachhaltig vermittelt werden", meint Jäger.


Bei der Frage nach den Bildungseinrichtungen, bei denen der größte Veränderungsbedarf existiere, zeigt sich bei der Vorschulerziehung eine stetige positive Veränderung. Nach Auffassung von Jäger erkennt die Bevölkerung, dass mit Bildung und Lernen sehr früh begonnen werden müsse. "Allerdings kann diese Notwendigkeit nicht allein über Veränderungen in der Eintrittszeit in den Kindergarten oder durch eine größere Anzahl von Tageseinrichtungen erfolgen; vielmehr muss eine Professionalisierung der Erzieherinnen und Erzieher diese Veränderung der Rahmenbedingungen begleiten, sonst laufen wir in Deutschland Gefahr, bereits im Kindergarten den Anschluss zu verlieren".

Die Forschungsgruppe Bildungsbarometer des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (zepf) wird die Befragungen fortsetzen. Sie geht davon aus, dass durch die Antworten der Befragten wichtige Daten bereit gestellt werden, die zunehmend in der Bevölkerung, Schulen, Ministerien und Bildungspolitik diskutiert werden. Entscheidungen der Bildungspolitik gehen hierdurch auf den Prüfstand und neue Ideen werden getestet, bevor sie in Bildungsinstitutionen umgesetzt werden.