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Kompetenzen ohne Köpfe?

Karlsruhe, April 2005 - Wo steckt das Know-how eines Unternehmens? Meistens in den Köpfen einzelner Mitarbeiter, sagt das Fraunhofer ISI. Nur große Betriebe schaffen es, Kompetenzen zu verteilen und zu halten, wenn Mitarbeiter den Betrieb verlassen.




Wie abhängig sind Betriebe vom Wissen und von den Fähigkeiten einzelner Mitarbeiter? Dieser Frage ging das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung im Rahmen des Programms "Lernkultur Kompetenzentwicklung" nach, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Europäischen Sozialfonds gefördert wird.


Das Ergebnis ist eindeutig: 70 Prozent der Unternehmen des deutschen Verarbeitenden Gewerbes setzen in den Bereichen Produktinnovation, technische Prozessinnovation und Reorganisation auf die Fähigkeiten einzelner oder weniger Mitarbeiter. Nur 20 Prozent der Betriebe haben von Personen unabhängige Strukturen, zum Beispiel Handbücher oder Wissensdatenbanken, oder stützen sich zumindest auf eine breite Basis von Mitarbeitern, die sich vertreten oder ersetzen können.


Wer alles auf eine Karte setzt, kommt in Schwierigkeiten, wenn die betreffende Person das Unternehmen verlässt. Vor allem Kooperationen und Netzwerke leiden dann darunter. Ein Befund der Studie ist, dass es großen Unternehmen und Unternehmen mit vielen hoch qualifizierten Mitarbeitern leichter gelingt, Kompetenzen von einzelnen Personen zu lösen und auf mehrere Schultern oder die Organisation zu übertragen. Ausnahme ist die Reorganisationskompetenz: Hier spielt die Betriebsgröße kaum eine Rolle. Ein Grund hierfür könnte sein, dass der Erfolg von organisatorischen Maßnahmen häufig vom Engagement eines einzelnen Promotors abhängt.


Seit längerem ist bekannt, dass Unternehmen umso erfolgreicher sind, je besser sie die Schlüsselkompetenzen beherrschen. Neu in der ISI-Studie ist, dass dabei die so genannte Umsetzungskompetenz eine entscheidende Rolle spielt. Mit Daten der ISI-Erhebungen "Innovationen in der Produktion 2003" wurde untersucht, wie viele einmal geplante Maßnahmen tatsächlich umgesetzt wurden. Nur das beste Drittel der Unternehmen hat es geschafft, wenigstens die Hälfte seiner zwei Jahre zuvor geplanten Vorhaben auch zu realisieren - mit positiven Folgen für das Unternehmen: Diese Betriebe mit hoher Aktivitäts- und Umsetzungskompetenz waren hinsichtlich Produktivität sowie Beschäftigungs- und Umsatzwachstum überlegen.