Experteninterview

Herausforderungen für die Weiterbildung im Automotive-Bereich

Katharina Steiner, IMC AGSaarbrücken, September 2017 - Die Automobilbranche ist derzeit wie kaum ein anderer Sektor mit sich wandelnden Branchenstrukturen und dem Aufkommen neuer Technologien und neuer Geschäftsmodelle konfrontiert, die Althergebrachtes obsolet werden lassen. Wenig überraschend ist, dass das Thema Digitalisierung dabei eine zentrale Rolle spielt. In nahezu allen neuen Fahrzeugmodellen finden sich heute eine ganze Reihe digitaler Produktmerkmale wie zum Beispiel intelligente Sensortechnik, automatische Einparkhilfen oder moderne Entertainmentprogramme im Premiumsegment. Neben den Merkmalen des Autos selbst, wird auch der Markt rund um die Nutzung des Autos digitalisiert. 

Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Car Sharing Angebot DriveNow von BMW, das dem traditionsreichen Autohaus die Tür zur Shareconomy öffnet. Vertriebsmitarbeiter im Automobilbereich müssen ebenfalls umdenken, da es weniger klassische Diesel-Fahrzeuge an den Mann zu bringen gilt als "smarte" Elektro- oder Hybridfahrzeuge, deren Alleinstellungsmerkmal in erster Linie in der eingebetteten Technologie liegt. Wenn ein Fahrzeug erst durch ein Softwareupdate wieder auf die Straße geschickt werden darf, spätestens dann ist klar: Digitalisierung ist in der Automobilindustrie wichtiger denn je! Aus all diesen Entwicklungen ergeben sich zahlreiche neue Aus- und Weiterbildungsbedarfe, die sich durch alle Unternehmensebenen ziehen: vom Auszubildenden, zum Produktionsmitarbeiter, über den Vertrieb bis hin ins oberste Management und die Forschungsabteilungen.

Im Experteninterview gibt Katharina Steiner, Sales Professional bei der IMC AG, Einblicke in die Weiterbildungsbedarfe im Automotive Bereich.

Hallo Frau Steiner! Vielleicht verraten Sie zuerst, seit wann im Automobilbereich eLearning-Lösungen zur Weiterbildung genutzt werden und wie sich das Weiterbildungsangebot in den letzten Jahren entwickelt hat?

Katharina Steiner: Gerne! Wie in vielen anderen Branchen auch begann die digitale Weiterbildung in der Automobilindustrie zunächst mit klassischen Web-based Trainings. Die Entwicklung der Trainings, deren Zielgruppe in erster Linie neue Mitarbeiter im Unternehmen waren und bei denen es in der Regel um unterweisungspflichtige Themen wie Datenschutz, IT-Sicherheit oder Compliance ging, wurde dabei meist durch die HR- oder IT-Abteilung gesteuert. Dieses Spektrum hat sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Die Fachabteilungen haben mittlerweile erkannt, dass sie ihre Mitarbeiter zu Produktneuerungen, Herstellungsverfahren, Projektmanagement und sogar Soft Skills (wie z.B. Mitarbeiterführung und Feedbackkultur) effizienter über den digitalen Weg erreichen.

Die Zielgruppe hat sich darüber hinaus auch erweitert, vom neuen bis zum langjährigen Mitarbeiter und vom Angestellten bis zur Führungskraft. Neben die großen Themenspanne ist eine enorme Formatvielfalt gerückt. Das klassische WBT muss sich in neuem Gewand zeigen, um junge Nutzerzielgruppen zu überzeugen, die durch die Digitalisierung immer anspruchsvoller werden, was die Attraktivität und Effizienz der Lerninhalte angeht. Viele Unternehmen versuchen sich deshalb in spielerischen Ansätzen, wobei Begriffe wie Game-based Learning und Gamification immer häufiger fallen. Selbstverständlich ist, dass viele Trainings im "Responsive Design" gestaltet werden, sodass sich Mitarbeiter nicht nur am Desktop sondern auch an mobilen Endgeräten weiterbilden können.

Wo liegen derzeit aus Ihrer Sicht die größten Weiterbildungsbedarfe im Automotive-Bereich?

Katharina Steiner: Hier fällt mir als erstes das Stichwort Internationalisierung ein. Eine große Herausforderung liegt darin, alle Mitarbeiter des jeweiligen Unternehmens weltweit mit den Trainingsinhalten zu erreichen, da die deutsche Automobilindustrie heute über international vernetzte Produktionen verfügt. Darüber hinaus müssen heute auch komplexe Zulieferernetzwerke in die Weiterbildungsprozesse einbezogen werden. Es gilt also nicht mehr nur interne Mitarbeiter zu schulen, sondern unter dem Stichwort "Extended Enterprise" auch externe Partner, Händler und Werkstätten. Früher wurde vor allem in Deutschland entwickelt, später beispielsweise in China produziert. Heute schafft der Sektor Arbeitsplätze weltweit in Südamerika, China, Südostasien.

Produktions- und Entwicklungsstandorte sind mehr und mehr miteinander vernetzt, weshalb sich auch Mitarbeiterschulungen nicht mehr konsequent voneinander trennen lassen. Die globalen Player der Branche stehen in der Pflicht, ihre Mitarbeiter auch mit globalen Themen zu Produkt- und Firmenstandards auf dem Laufenden zu halten. Ein weiterer Punkt ist, dass die Unternehmen aufgrund der heute extrem kurzen Innovationszyklen und immer größer werdender Produktpaletten auch ihre Weiterbildungszyklen enger takten müssen, um mit dem Innovationstempo schritt zu halten und ihre Mitarbeiter rechtzeitig fit zu machen. Dies ist nur digital leistbar.

Wie können Anbieter digitaler Weiterbildungslösungen wie IMC dazu beitragen, all diese Herausforderungen zu meistern?

Katharina Steiner: Als langjähriger, internationaler Anbieter umfassender digitaler Weiterbildungslösungen haben wir die notwendige Kompetenz und Erfahrung, um Automobilhersteller bei der Konzeption und Umsetzung komplexer Trainingsszenarien für das gesamte Unternehmen zu unterstützen. Beim Aufsetzen solcher Szenarien kommt uns die über Jahre gewachsene Expertise aus der Digitalisierung von Bildungsprozessen aus verschiedenen internationalen Projekten zugute. Außerdem verfügen wir mit Partnern wie IS Predict, Backes SRT und der Scheer GmbH über ein weites Netzwerk an Partnerunternehmen, die in den Bereichen Predictice bzw. Data Analytics sowie Data Security und Industrie 4.0 aktiv sind und die damit bei den Themen, die Automobilbranche derzeit stark beschäftigen, kompetente Ansprechpartner sind.