Ausprobieren

Ist Online das neue Live?!

Dr. Katja KantelbergUlm, März 2021 - (von Dr. Katja Kantelberg) Ein Lerntrend 2021 heißt "Learnings aus der Corona-Krise". Vieles ging bislang (gar oder noch) nicht, Einiges ging erstaunlich gut anders. Auf jeden Fall gilt: Entwicklung passiert immer. Und wir dürfen uns als PE- und OEler erfinderisch zeigen und entscheiden, ob wir trotz aller Restriktionen gestalten wollen oder ob das wilde Businessleben uns gestaltet. Wir wollen Mut machen. Mut, etwas auszuprobieren, auch wenn es nicht fehlerfrei abläuft. Mut, "out of the box" zu handeln und nicht nur klassische Videokonferenzen und "senderorientierte" Webinare durchzuziehen.

INTERAKTION: Es geht immer mehr als man denkt – bezieht die Leute ein!

Klassische Online-Meetings haben aus unserer Sicht ausgedient – zumindest bei Entwicklungsprozessen. Menschen wollen beteiligt sein, mitdiskutieren und zu Entscheidungen beitragen. Dazu braucht es Nutzungskompetenz und die Bereitschaft, all die technischen Feinheiten der zur Verfügung stehenden Meeting-Software zu erlernen. Auch dass (und wie) man in virtuellen Räumen anders miteinander kommuniziert, darf gelernt werden: Wie meldet man sich, welche Fragen müssen wie gestellt werden, damit die Kolleginnen und Kollegen antworten können, ohne dass alle sprechen müssen usw.
Um es leichter für alle zu machen, empfehlen wir unsere Videokonferenzliebe-Karten, mit denen sich Teilnehmende ohne Ton-Chaos bemerkbar machen können, z. B. mit "Finde ich super" oder "Bitte Mikros ausschalten, es ist sehr laut".

SINNE: haptische und sensorische Erlebnisse mischen Online-Veranstaltungen auf!

Klassische Online-Meetings sollten maximal zwei Stunden dauern, dann sind die meisten "voll". Interaktionsreiche Workshops im Online-Format können bis zu fünf Stunden dauern, sollten aber immer wieder kleine Pausen enthalten, in denen die Augen, Körper und Hirne sich kurz entspannen dürfen. Am liebsten schicken wir unseren Teilnehmenden vor den Workshops Überraschungen per Post zu, die wir für den Workshop brauchen.
Dann: gemeinschaftliches Live-Unboxing. So wird der virtuelle Workshop stärker mit dem realen Leben verbunden und fühlt sich intensiver an.

Bewegung und Spiel im Online-Offline-Mix

Learning on the job ist schon lange das beliebteste Lernen. In Zeiten dynamisierter Komplexität funktioniert es fast nur noch so. In unserem Arbeitsalltag geht Lernen und neue Erfahrungen machen schnell unter, gerade jetzt in der Corona-Zeit und für die meisten im Homeoffice. Umso wichtiger ist es, sich selbst passende Lernerfahrungen zu ermöglichen und Lernnotwendigkeiten geschickt zu kombinieren.

  1. Bewegung reinbringen: Lernen im Stehen, draußen, Vorgänge live zeigen, Vor- und Nachmachen. Zum virtuellen Kaffee verabreden, an echten Kaffeemaschinen und nicht im Sitzen. Gesundheitsgymnastik gemeinsam vor dem Bildschirm mit dem gesamten Team – das sorgt für Lachen und somit für konstruktive Energie.
  2. Lieber öfter kleine Einheiten als Mega-Events. Spielen. Ausprobieren. Fehler machen. Lachen. Experimentieren. Inspirieren durch kleine Videos, Artikel, Cartoons, merk-würdige Bilder und Fragen zum Thema. Alles, außer gewöhnlich. Das hilft wirklich beim Lernen!

 

Speed UND Entschleunigung (z. B. "Nachwirkräume" öffnen)

Inhalte kurz fassen und dann Zeit für Reflexion großzügiger und regelmäßiger einplanen. Beim Erlernen von neuen Dingen braucht es gezielt "Nachwirkräume". Frei nach dem Motto "Ich mach' mir heute kein Abendbrot, ich mache mir Gedanken" braucht es Zeit, das neu Erfahrene nochmal anzuschauen, zu destillieren in "Was will ich mitnehmen?", "Was bringt mich weiter?" und "Was darf ich davon auch wieder vergessen?".

Imperfektion

Wenn Menschen zusammenarbeiten und Technik im Spiel ist, geht was schief. Alles andere ist ein Mythos. Diese Erfahrungen mussten wir alle schon machen, sie halten uns aber nicht davon ab, weiter Dinge auszuprobieren, die die Wirksamkeit von Online-Meetings und -Workshops erhöhen können. Unsere Devise: Doppelmoderation. Das ist oft die Rettung – für ausreichend Kraft, für die Aufmerksamkeitssteuerung, aber auch für das Beheben von Störungen im laufenden Betrieb.