"eLearning gewinnt durch Open Access an Qualität"
Hamburg, September 2007 - (von Claudia Musekamp) Hochschulen weltweit haben die Kommerzialisierung von Wissen als Einnahmequelle entdeckt. Diesem Trend stellt sich die Open Access-Bewegung entgegen, die den freien und kostenlosen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur fordert. Frau Prof. Dr. Gabriele Beger, Direktorin der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft, ist eine der prominentesten Vertreterinnen dieser Bewegung in Deutschland. Wir haben sie gefragt, wie sich eLearning durch Open Access verändert.
Wie verändert sich eLearning durch Open Access?
Prof. Dr. Gabriele Beger: Open Access ist ein großer Gewinn für eLearning in zweierlei Hinsicht. Zum einen wird durch den freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur ein deutliches Signal gesetzt, dass die wissenschaftliche Community sich bewußt ist, dass der demokratische und freie Austausch von Wissen der Weiterentwicklung der Wissenschaft dient.
Zum anderen gewinnt eLearning an Qualität, wenn vollständige Werke zugänglich sind und nicht wie die Schranken des Urheberrechts es vorsehen, nur kleine Teile eines Werkes zugänglich gemacht werden dürfen.
Kann der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur einen Beitrag zur Überwindung der digitalen Spaltung, auch international leisten?
Prof. Dr. Gabriele Beger: Selbstverständlich. Open Access ist ein Produkt des freien Zugangs im Web. Das WWW ist grenzenlos. Deshalb ist auch die Open Access-Bewegung eine internationale. Die schnelle und unkomplizierte Verbreitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen macht nur Sinn, wenn sie international genutzt wird. Die Wissenschaft erhält somit einen einmalige Chance zum Austausch.
Wird die Bibliothek der Zukunft ihre Kunden nur noch online bedienen? Warum braucht es noch einen Präsenzbetrieb?
Prof. Dr. Gabriele Beger: Diese Frage musste ich schon oft beantworten und ich kann sie auch heute mit gutem Gewissen verneinen. Das Leistungspektrum der Bibliotheken bedient sich zunehmend der netzbasierten Anwendungen, so dass eine Bibliothek faktisch immer geöffnet ist, aber die vorhandenen Millionen umfassenden analogen Medien und das notwendige hypride Nutzen aller Quellen wird stets auch einen Bibliotheksbesuch notwendig machen.
Auch wenn zahlreiche Digitaliserungsprojekte, wie die Initiative der EU zur Digitalen Bibliothek mit hoher Priorität versehen sind, es wird auf absehbare Zeit keine vollständige Digitalisierung des gesamten Wissens geben. Nicht zuletzt ist die Bibliothek ein Ort des Lernens, der Beratung und der Kommunikation.
Verschenken die Hochschulen mit Open Access eine Einnahmequelle?
Prof. Dr. Gabriele Beger: Das ist eine provokante Frage, die ich gern beantworte: Ja, wenn es um die Verkaufserlöse geht. Mit Nein muss diese Frage beantwortet werden, wenn es um die Qualität und Quantität der Versorgung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen geht. Denn es ist eine Milchmädchen-Rechnung, wenn man glaubt, dass man gutes Geld mit eigenen Verlagsprodukten verdient, denn das Wissen, was die eigenen Studenten und Wissenschaftler brauchen, muss man zuvor und parallel einkaufen. Der Einkauf kostet mehr, als man mit eigenen Produkten verdienen kann.
Frau Prof. Beger hält am Mittwoch, den 13.9. um 12.30 Uhr eine Eröffnungs-Keynote zur Veranstaltung Campus Innovation/GMW07 in Hamburg.
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