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Neue Wege bei der "Stressprävention"

Friedrichsdorf, September 2005 - Mehr als die Hälfte aller Fehlzeiten am Arbeitsplatz sind auf Stress zurückzuführen. Jährliche Schäden in Milliardenhöhe sind die Folge. Dabei kann der bewusste Umgang mit Stress erlernt werden - wenn man ausreichend trainiert. Neue Wege haben hier die BG BAHNEN und die Eisenbahn-Unfallkasse (EUK) beschritten. Sie bieten ihren Mitgliedern ein besonderes differenziertes Stresspräventionstraining an.


"Wie ein Hamster im Laufrad habe ich mich gefühlt", erzählt der 32jährige Abteilungsleiter. Herzrasen, Angstzustände und zunehmende Erschöpfung - seine Tätigkeiten in dem Pharmaunternehmen konnte Paul M. kaum noch erfüllen. Ähnlich wie Paul M. leidet jeder dritte Arbeitnehmer in Europa - mehr als 41 Millionen Menschen - unter Stress am Arbeitsplatz.

Stress avanciert zum arbeitsmedizinischen Problem Nummer eins. Die individuellen Folgen: Schlafstörungen, Herzrasen, Kopfschmerzen bis hin zum Burn-Out-Syndrom. Von den wirtschaftlichen Folgen ganz zu schweigen. Denn Stress macht vor keiner Branche halt. Und obwohl der Krankenstand in den deutschen Betrieben 2004 mit 3,37 Prozent auf ein Rekordniveau gefallen ist, nehmen die psychischen Erkrankungen gegen den Trend zu.


Beispiel BG BAHNEN und EUK - Die Aufgabe


Stressprävention (Grafik: M.I.T)Beschäftigte im Regionalverkehr sind Zielgruppe eines Stresspräventions- trainings, das die BG BAHNEN und die Eisenbahn-Unfallkasse (EUK) anbieten. Die Herausforderung dabei: Stressprävention kann nicht als Standardlösung funktionieren, denn ohne exakte Diagnose keine Behandlung.


So sind Eisenbahnfahrzeugführer und Lokrangierführer unterschiedlichen Stressoren ausgesetzt. Eisenbahnfahrzeugführer stehen häufig unter Zeitdruck. Hinzu kommen z.B. Konflikte mit Fahrgästen, Fahrzeug- oder Betriebsstörungen. Bei Lokrangierführern dagegen beeinträchtigen eher plötzlich auftretende Störungen oder alltägliche Ärgernisse den Arbeitsablauf.


Ziel des Präventionstrainings ist es deshalb, die eigenen Stressoren genau zu analysieren und Fähigkeiten zu entwickeln, die den Umgang damit erleichtern und überlegtes Handeln fördern.


Die Lösung - Integriertes Konzept


Stressverhalten zu verändern ist ein Prozess, kein einmaliger Akt. Deshalb haben Psychologen, mediendidaktische Berater, Vertreter der Zielgruppen und die Fachberater der Berufsgenossenschaften gemeinsam ein Konzept erarbeitet, das verschiedene Phasen und Methoden integriert:


Die erste Phase (ca. 1 Arbeitstag) besteht aus einer Einführung in das Thema und wird von einem Moderator durchgeführt, der die Beschäftigten auch anschließend bei der Bearbeitung eines CBTs begleitet. Anschließend erproben die Teilnehmer ihr erworbenes Wissen in der täglichen Praxis. In dieser Zeit steht ihnen als Hilfsmittel ein Stresstagebuch zur Verfügung. In der abschließenden Phase folgt eine circa halbtägige Auswertung des Erlebten in der Gruppe, wieder unter Anleitung des Moderators. Der Betrieb investiert also nur ca. 1,5 Arbeitstage in diesen Gesundheitsschutz seiner Beschäftigen.


Im Detail - das CBT


"Wenn jemand eine Situation schon einmal positiv bewältigt hat, wird er in vergleichbaren Situationen nicht verzweifelt und passiv, sondern positiv reagieren und handeln." (nach Dipl.-Psychologe Mathias Fauth)


Von diesem verhaltenstherapeutischen Ansatz ist das von der Friedrichsdorfer Agentur M.I.T newmedia realisierte CBT geprägt: Wie Stress entsteht, wie er wirkt und zu vermeiden ist, veranschaulicht der Theorieteil. Eine Stresswaage zeigt, wann und warum man aus der Balance gerät - und wie man sie wieder findet. Im Übungsteil begegnen die Teilnehmer potenziell stressauslösenden Situationen, die ihnen aus dem beruflichen Alltag bestens bekannt sind.

Die Stresswaage (Grafik: M.I.T)



Und hier zeigt sich in zahlreichen Video-Szenen und 3D-Animationen dass differenziert "diagnostiziert" wurde: Die Eisenbahnfahrzeugführer erleben in 20 Übungen, wie in komplexen Situationen Prioritäten gesetzt werden müssen. Die Lokrangierführer erhalten hingegen 12 "Arbeitsaufträge". Ihre Übungen haben zum Ziel, Probleme überlegt anzugehen, statt durch operative Hektik Fehler zu produzieren.


Die Ergebnisse


Die Ergebnisse aus den bisherigen Trainings lassen vermuten, dass der Gewinn die Investition von 1 ½ Arbeitstagen deutlich übersteigt. Denn die Befragung von Mitarbeitern zeigte eindeutig positive Resultate. Mitarbeiter mit Stresspräventionstraining verfügten über

  • weniger negative Gedanken
  • eine bessere Einschätzung des eigenen Könnens
  • weniger Überforderung in schwierigen Situationen
  • und deutlich weniger körperliche Reaktionen, wie z.B. Schwitzen oder zitternde Knie.