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Die eLearning-Branche im Corona-Modus

Berlin, März 2020 - Corona oder Covid-19 ist das alles dominierende Thema dieser Tage. Die Frage, die sich bei immer mehr Einschränkungen des täglichen Berufslebens stellt: Hilft diese Krisensituation die Digitalisierung voranzutreiben? Sich in die Erfordernisse von "New Work" einzuarbeiten? Alte Gewohnheiten zu überwinden und auch angemessenen Ersatz für die allseits beliebte Präsenzkultur ausfindig zu machen? Beflügelt Corona die Kreativität oder machen die massiven Einbußen das (Geschäfts-)Leben schwer? CHECK.point eLearning sprach mit Vertretern der deutschen und österreichischen eLearning-Branche.

"Die Corona-Krise ist ein Stresstest nicht nur für unser Gesundheitswesen und soziales Zusammenleben, sondern es schüttelt auch die Wirtschaft kräftig durch.", konstatiert Dr. Patrick Blum von der inside-Unternehmensgruppe, die seit vergangenem Jahr zu Cornelsen gehört. "Viele Unternehmen reagieren auf die Situation, indem sie den direkten Kontakt zwischen Mitarbeitern auf ein Minimum reduzieren und ihren Mitarbeitern anbieten im Home-Office zu arbeiten, um die Arbeitsprozesse und somit die Wertschöpfung des Unternehmens aufrecht zu erhalten."

Blum fährt fort: "Auch die Aus-, Fort- und Weiterbildung kann einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten, indem sie schnelle digitale Lösungen für effizientes, risikoloses Lernen in Unternehmen ermöglicht. Wie schnell ein Unternehmen dies ermöglichen kann, hängt sehr von der digitalen Reife des Unternehmens ab, kulturell und technologisch. Deshalb bieten wir aktuell verstärkt Unternehmen Unterstützung in Form von Online-Beratung sowie technischen und inhaltlichen Lösungen an. Wir haben unsere Preismodelle für Unternehmen, die unter dem Druck stehen, schnell neue Tools und Technologien einzusetzen, entsprechend angepasst, um auch einen Beitrag zur Bewälting der Krise zu leisten."

Onno Reiners von der M.I.T e-Solutions hält die Krise für "einen Beschleuniger der Digitalisierung". Im täglichen Arbeitsalltag stellt er fest, dass "Termine von Kundenseite reduziert werden und die Kommunikation virtueller wird". Aber als deutsche Tochter eines österreichischen Unternehmens kann er darauf verweisen, dass die M.I.T Österreich ihr Lernportal für alle österreichischen Schulen bis zum Jahresende kostenlos zur Verfügung stellen wird.

"Wir sprüen deutlich, dass die großen Firmen ihre Tagungen und Kongresse absagen müssen und nach Möglichkeiten suchen, ihre Themen aufrecht zu erhalten," beschreibt Michael Repnik, Geschäftsführer der Wiener LearnChamp GmbH seine Sicht auf die Krise. "Das Interesse an digitalen Lösungen steigt, hat sich aber noch nicht konretisiert." Repnik sieht außerdem einen dringenden Bedarf an einem Lernprogramm zum Thema "Homeworking". LearnChamp will binnen einer Woche einen entsprechenden Content vorlegen.

Christian Wachter, Vorstandssprecher der IMC AG, sieht in der Krise eine gute Chance - ohne das Ausmaß der Krise damit kleinreden zu wollen. "Die IMC ist gut vorbereitet und kann sich glücklicherweise bereits als 'digitales Unternehmen' bezeichnen. Wir praktizieren neben unserem Multi-Standort-Konzept generell Homeoffice." Wachter hält alle jetzt anberaumten Maßnahmen für richtig, "auch wenn sie unkonfortabel sind und das Homeoffice-Konzept nicht einfach zu realisieren ist, wenn die Kinder zuhause sind."

Daneben stellt er fest, dass - vor allem in Asien - die gewonnene (Quarantäne-)Zeit vielfach zum Lernen genutzt wird. "Die Zahlen der Systemnutzung sind um 15 bis 20 Prozent gestiegen! Wir werden daher natürlich über zusätzliche Angebote nachdenken." Auch für Hochschulen und Schulen seien jetzt unkomplizierte und pragmatische Angebote erforderlich.

Thomas Jenewein von der Abteilung Training & Enablement/Business Development der SAP AG betrachtet die Lage sehr differenziert: "Unsere Trainings sind meist hybride Szenarien mit bisher etwa 50% Klassenraum-Training. Natürlich lässt sich der Anteil im Live-Virtual-Classroom ausbauen, aber schließen wir dann unsere Schulungsgebäude? In Spanien wurden die Trainingscenter bereits geschlossen." Seines Erachtens sind Tools wie "Zoom" oder "Teams" die großen Gewinner der Krise.
Aber Thomas Jenewein spricht auch davon, dass einerseits ein Ruck durch die Anwender gehe, digitale Tools einzusetzen, andererseits aber die betrieblichen Verluste durch die Krise mittelfristig dazu führen könnten, dass das Thema "Training" ein "Streichthema" werden könnte.

Für den Mittelstand hegt Olaf Bursian von Quadratwissen ähnliche Befürchtungen. "Viele Workshops wurden verschoben. Und ein Training im Bereich Gruppendynamik oder Teambildung lässt sich einfach nicht digitalisieren. Da sind die Ausfälle vorprogrammiert." Generell befürchtet er im Mittelstand einen "Fall back" in Sachen Digitalierung am Ende der Corona-Krise. "Für KMU ist das Thema Digitalisierung nach meiner Erfahrung eher ein 'Sahnehäubchen'. Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen sind stark Output orientert. Und in oder nach einer Krise kommen dann aktuelle Projekte - wie die Digitalisierung - erst einmal wieder auf den Prüfstand."