"Wir haben uns an den Bedürfnissen der Manager orientiert"
Düsseldorf, Mai 2012 - (von Prem Lata Gupta) Führungskräfte sind in puncto Weiterbildung eine besondere Klientel. Selten abkömmlich, misstrauisch gegenüber Tests. Und doch ist es wichtig, interne Talente zu entwickeln und Fähigkeiten auszubauen. Leadership Advantage heißt das neue Programm von Skillsoft. Geschäftsführer Stefan Janssen erläutert aus Anbietersicht, was dabei berücksichtigt wurde. Und Manuel von Vultejus, Head of Global Training and Development der Schott AG mit 17.500 Mitarbeiter in 42 Ländern, blickt - in einem zweiten Interview - durch die Brille des Kunden auf das Produkt.
Sie haben Ihr Portfolio sichtbar erweitert und eine komplett neue Produktreihe für Führungskräfte entwickelt. Was ist der Grund?
Stefan Janssen: Der Fach- und Führungskräftemangel, der in vielen Unternehmen zu der Frage führt: Wen können wir aus unseren eigenen Reihen aufbauen? Auch die Tatsache, dass bereits jetzt klar ist, dass in wenigen Jahren die Führungsetage spürbar ausdünnt, weil gleich mehrere Mitglieder beinahe gleichzeitig aus Altersgründen ausscheiden. Früher hat man sich darauf verlassen, neue qualifizierte Manager problemlos finden zu können nach dem Motto "Das ist nur eine Frage des Geldes". Aber diese Zeiten sind vorbei.
Was ist anders an der Weiterbildung für Führungskräfte oder Führungskräftenachwuchs?
Stefan Janssen: Deren Terminkalender ist extrem dicht und ändert sich auch kurzfristig. Das führt bei einer klassischen Weiterbildung zu Stornoquoten von 50 bis 70 Prozent. Wir haben unser neues eLearning-Angebot auf die Bedürfnisse von Managern abgestellt. Dies betrifft Struktur, Wording, Verfügbarkeit und Inhalte. Es spielen durchaus nicht nur praktische Aspekte eine Rolle, sondern auch psychologische Fragen. Manager wollen ihr eigener Herr sein und sich souverän fühlen.
Was bedeutet dies konkret?
Stefan Janssen: Unser Programm "Leadership Advantage" orientiert sich an Kompetenzen. Der Interessierte kann selber Schwerpunkte setzen. Außerdem findet kein klassischer Eingangstest statt, sondern eine Selbsteinschätzung. Was folgt, ist ein automatisches Matching. Es soll widerspiegeln, ob der ursprünglich favorisierte Lernpfad passt.
Das dient der Selbstbestimmtheit und entspricht dem Selbstverständnis von Führungskräften. Alle Maßnahmen und Inhalte sind auch für mobile Endgeräte verfügbar. Wir arbeiten viel mit Videos, die etwa fünf Minuten dauern.
Das ist nicht sehr lang, dann muss ja sehr viel Substanz drinstecken, oder?
Stefan Janssen: In den Videos sprechen bekannte Führungspersönlichkeiten, anerkannte Management-Experten wie Prof. Malik oder auch Romanautoren. Wichtig ist, dass der Lerner sich auf Augenhöhe fühlt und dass er gleichzeitig vermittelt bekommt, wie eine anerkannt erfolgreiche Person eine wichtige Fragestellung für sich beantwortet hat. Es ist wichtig, dass jedes Problem sehr plastisch dargestellt wird. Unsere CBTs sind ebenfalls videobasiert und enthalten Rollenspiele.
Wo bleibt die Interaktivität, die modernes eLearning auszeichnet?
Stefan Janssen: Unsere Challenge-Kurse enthalten Business Cases. Hier ist der Trick, dass es kein Richtig und Falsch gibt. Das wäre zu einfach. Vielmehr ist jeder Lösungsweg richtig, aber nur eine Lösung ist optimal. Der Lerner muss begründen, warum er sich für eine bestimmte Handlungsweise entschieden hat. Und dazu bekommt er auch Feedback von einem Coach.
Ebenfalls ein hochkarätiges Feature sind sieben Live-Veranstaltungen pro Jahr, die über das Internet verfolgt werden können. Hier können bereits im Vorfeld Fragen hinterlegt werden oder es besteht hinterher die Möglichkeit zum Dialog. Manche Unternehmen nutzen diese Vorträge als Einstieg für ihre Management-Meetings und eine anschließende Diskussion.
Wie beurteilen Sie das Interesse an Ihrem neuartigen Angebot?
Stefan Janssen: Die Resonanz ist gut. Das wissen wir, weil bereits die englische Version online ist. Für den deutschsprachigen Bereich werden zwischen März/April und Juli die einzelnen Kompetenzmodule sukzessive aufgeschaltet. Aber wie groß der Bedarf ist, spüren wir daran, dass eine Reihe von deutschen Kunden nicht abwarten wollten und deshalb bereits im Vorfeld das englische Programm eingekauft haben.
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