Grundsätzliche Überlegungen

Virtual Reality im Onboarding

Dr. Maria WaltherSaarbrücken, März 2019 - (von Dr. Maria Walther, Walther Learning Solutions) Der Einsatz von Virtual Reality im digitalen Lernen nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Die Begeisterung ist groß und die Einsatzmöglichkeiten scheinen grenzenlos. Jedoch sollte man - nicht nur im Hinblick auf die Kosten und den Zeitaufwand - den Use Case kritisch hinterfragen. Denn wie immer gilt: die beste Technik bringt ohne das passende Konzept keinen tatsächlichen Mehrwert.

Technischer Fortschritt
Der technische Fortschritt hat die Kosten bereits erheblich gesenkt. Mittlerweile liegen die Kosten für eine VR-Brille mit eingebautem Display bei wenigen hundert Euros. Dadurch ist der Einsatz auch im Lernbereich effizient und effektiv implementierbar. Der didaktische Hintergrund ist deutlich aufwendiger: Was soll vermittelt werden, was ist der Vorteil von VR, welche Elemente sollen eingesetzt werden?
Nicht selten sieht man Praxisbeispiele, die zwar auf den ersten Blick innovativ und imposant wirken, auf den zweiten Blick hingegen lässt sich durchaus der eigentliche Sinn anzweifeln. Wieso wird ein 360° Raum in der virtuellen Welt erschaffen, in dem sich ohnehin nur in 45° etwas abspielt? Wieso wird ein Quiz in den virtuellen Raum gestellt, in dem der Lerner umständlich per Kopfzeichen die richtige Antwort auswählen muss? Vielmehr sollte der Fokus auf die Vorteile von Virtual Reality gelegt werden und diese clever mit Lernelementen verknüpft werden. Virtual Reality muss für den Nutzer intuitiv, interessant und unkompliziert in der Handhabung sein. Diese Regel gilt generell für alle Produkte im Bereich digitales Lernen.

Digitales Lernen mit Virtual Reality
Virtuelle Räume sollten dort eingesetzt werden, wo der Raum auch tatsächlich eine Rolle spielt. So lassen sich in der Industrie auch deutliche mehr passende Use Cases finden, als in der klassischen Büroumgebung. Für die Einweisung in eine Maschine ist mehr als nur das Bedienfeld wichtig. Auch die Sicherheitsbestimmungen von Produktions-/ oder Lagerhallen umfassen das gesamte Umfeld in dem der Mitarbeiter sich bewegen kann.
Schwieriger ist es sinnvolle Einsatzszenarien im Office Bereich zu erarbeiten. Ein gutes Beispiel findet sind im Bereich Onboarding, wenn es darum geht den neuen Mitarbeiter den Einstieg in das neue Unternehmen zu erleichtern. Wie sieht der zukünftige Arbeitsplatz aus? Welche Kollegen sitzen neben mir? In welche Richtung liegt das HR-Büro und wo geht es zur IT? Welche Vorgaben zum Thema Datenschutz am Arbeitsplatz muss ich beachten? All das kann im Rahmen eines virtuellen Raums bereits dem neuen Mitarbeiter als Teil des Onboarding Prozesses nahegelegt werden. Hierzu kann der Vorteil der 360° Ansicht komplett ausgenutzt werden.
Lernelemente wie Infoboxen, weisen auf wichtige Aspekte im Raum hin. Ist der Bildschirm beim Verlassen des Arbeitsplatzes gesperrt? Liegen vertrauliche Kundendokumente offen auf dem Bürotisch? Was ist dem Papier im Mülleimer? Welche Besonderheiten sind in einem Großraumbüro zu beachten? Antworten auf diese Fragen lassen sich im virtuellen Raum finden und direkt erleben. Ein Auszug davon lässt sich neben dem Onboarding auch im Recruiting verwenden. Generell ist es sinnvoll Teile des virtuellen Raums wiederzuverwenden um Ressourcen zu sparen und gleichzeitig einen Wiedererkennungswert für den Lerner zu schaffen.

Der nächste Schritt - Expeditions
Als Ausbaustufe lässt sich eine mehrstufige virtuelle Reise in Form einer Expedition konzipieren. Dazu werden zusätzliche virtuelle Räume wie der Empfang, die Kantine, der Meetingraum mit Kanbanboard oder auch der Außenbereich samt Parkplatz aufgenommen. Auch hier können wichtige Hinweise oder Besonderheiten als Lernelemente eingebaut werden. Ziel ist es für den Lernen ein Gesamtbild zu schaffen und ein Thema wie zum Beispiel Onboarding umfangreich zu erarbeiten. Dadurch wird nicht nur ein virtueller Raum, sondern eine kleine virtuelle Welt erschaffen und der Mehrwert den VR bietet ausgenutzt.

Erfolgreiches digitales Lernen basiert auf einem ausgeglichenen Dreiklang von Technik, Inhalt und Konzept. Insbesondere beim Einsatz von innovativer Technik wie virtueller Realität ist die konzeptionelle Arbeit für den Projekterfolg umso relevanter.