Wie Coaching die positiven Aspekte von New Work verstärkt
Berlin, Juli 2020 - (von Dr. Alexander Brungs, Vorstandsmitglied des Deutschen Coaching Verbandes), New Leadership, Work-Life-Balance und Vertrauensarbeitszeit: New Work ist nicht erst seit heute in aller Munde. Viele von uns erleben einen Arbeitsalltag, der hinsichtlich des "Wann, wo & wie" viele Freiheiten zulässt und Mitarbeiter darüber hinaus besser und glücklicher machen kann. Theoretisch klingt das gut - neu, modern, besser - aber ist es das wirklich?
Wir arbeiten in zunehmend agilen Strukturen oder virtuellen Teams, sollen immer mehr selbst entscheiden, müssen in Kategorien der Digitalisierung denken und haben dabei oft den Eindruck, in dichtem Nebel zu navigieren. Zwar gab es niemals zuvor so viele Möglichkeiten, sich professionell weiterzuentwickeln und Karriere zu machen, doch gerade diese Freiheit führt häufig zu einer großen Verunsicherung. In diesen volatilen Zeiten wächst das Bedürfnis nach Orientierung und Sicherheit. Coaches können zur Orientierung wesentlich beitragen, indem sie mit ihren Coachees die positiven Charakteristika von New Work freilegen, verstärken und so auch für das Unternehmen wirksam werden lassen.
Wem können Coaches helfen?
Zu den durch New Work eröffneten Chancen gehören transparente Kommunikationsstrukturen in flachen Hierarchien, die einen schnellen, offenen Austausch aller Beteiligten fördern sollen. Um diese Kommunikations- und Feedbackkultur zu leben, müssen jedoch hierarchische Muster aufgebrochen werden. Besser als jede andere Entwicklungsmaßnahme kann Coaching – gewissermaßen "in Echtzeit" – die individuellen Bedarfe aller im Unternehmen Tätigen bedienen – vom Azubi bis hin zur CEO.
Hier entstehen sowohl für das Management als auch für die Mitarbeiter neue Situationen, die Unsicherheit und Angst hervorrufen, die Produktivität hemmen und Entscheidungen blockieren. Hier helfen Einzel- oder Team-Coachings, das "Warum" hinter neuen Maßnahmen besser zu verstehen und aktiv in den eigenen Arbeitsprozessen zu implementieren.
New Work – New Problem
Problemfaktoren finden sich auf jeder Hierarchieebene – nur äußern sie sich unterschiedlich. Was Berufseinsteigern Startschwierigkeiten und Überforderung bereitet, führt bei erfahrenen Fachkräften vielleicht zum "boreout" und ernsthaften Sinnkrisen. Anpassungen an agile Strukturen und digitale Tools werden meist nicht ohne inneren Widerstand akzeptiert. Fragen wie "Welchen Verlauf wird meine Karriere hier nehmen?" oder "Wie kann ich mit den Veränderungen umgehen?" sind ständige Begleiter.
Für Teamleitungen ist es heutzutage zudem wichtig, die sozialen Kompetenzen um neue Komponenten zu ergänzen: Virtuelle Teams führen, in verschiedenen Zeitzonen arbeiten, zeitnahe Feedbackgespräche auf Detailebene führen – solche neuen Aufgaben, zu denen es noch wenig Erfahrungswerte gibt, bedürfen besonderer Aufmerksamkeit und werden leicht zu Quellen von Stress sowie Unsicherheit.
Um diesen anspruchsvollen und heterogenen Anforderungen gerecht zu werden kann es hilfreich sein, Unterstützung durch einen Coach in Anspruch zu nehmen, der hilft, komplexe Situationen zu reflektieren, Handlungsoptionen auszuloten und Ziele zu klären. Denn auch hier gilt: Nur wenn es den Mitarbeitern gut geht, kann ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein.
Wie finde ich den richtigen Coach?
Da "Coaching" in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung ist, kann sich jede und jeder 'Coach' nennen. Wie soll ich unterscheiden, ob ich es mit einem Blender oder einer seriösen Expertin mit langjähriger Erfahrung zu tun habe? Einschlägige Merkmale der Professionalität von Coaches sind zum Beispiel überprüfbar gültige und aussagekräftige Kompetenznachweise wie ein Zertifikat des Deutschen Coaching Verbands e.V. (DCV), die Verpflichtung auf berufsspezifische Ethikrichtlinien sowie transparente Gestaltung des Coaching-Vertrags im Anschluss an ein hinreichendes Gespräch zur Auftragsklärung.
Wie kann ein Coach konkret helfen?
Nicht überall wo New Work drauf steht, ist auch New Work drin. Mitarbeiter und Unternehmen müssen sich klar darüber sein, dass New Work zahlreiche Möglichkeiten der selbstbestimmten und verantwortungsvollen Arbeitsgestaltung bieten kann. Zunächst aber sollte genau geklärt werden, was dieser Begriff im jeweils konkreten Kontext und vor allem für die direkt involvierte Person bedeutet. Coaching hilft, hier passende Perspektiven zu finden und zielführend anzusetzen.
m Sinne von "Hilfe zur Selbsthilfe" wird ein guter Coach niemals einen bestimmten Karriereweg vorgeben oder bei einer schwierigen Entscheidung eine klare Handlungsempfehlung aussprechen. Stattdessen unterstützt er mit einer metaperspektivischen Betrachtung: Was sind mögliche Optionen? Welche Konsequenzen folgen daraus und wie würden die Best Case- und Worst Case Szenarien aussehen? Durch gezielte Fragen fördert ein Coach die Selbstreflektion seiner Klienten und unterstützt so den Prozess der Entscheidungsfindung.
Dabei ist Coaching generell in unterschiedlichen Szenarien und Formaten durchführbar – so ermöglichen zum Beispiel in New-Work-Umfeldern moderne Tools neben dem klassischen Präsenzcoaching auch das Online-Coaching.
Online-Coaching als "New-Coaching"
Online-Coaching wird oft als Ergänzung zum "klassischen" Coaching mit Präsenzterminen eingesetzt, bei denen sich Coach und Coachee (wie die Klienten auch genannt werden) persönlich treffen (Blended Coaching). Großer Vorteil des Online Coaching ist, dass durch die deutlich höhere Flexibilität in räumlicher und zeitlicher Hinsicht "in Echtzeit" auf veränderte Umstände reagiert werden kann.
Im Prinzip kann solch ein Coaching auch in schriftlicher Form – als Live-Chat oder zeitversetzt über einen Messenger – stattfinden. Spezialisierte Plattformen ermöglichen auch online den Einsatz bewährter Coaching-Werkzeuge. Häufig wird Online-Coaching in Form eines Video-Gesprächs umgesetzt, wobei für uns als DCV zur Nutzung ausschließlich Messenger-Dienste bzw. Coaching-Plattformen in Frage kommen, die den datenschutzrechtlichen Vorgaben der DSGVO entsprechen.
Die leichte Zugänglichkeit von Online-Formaten im Coaching zeigt sich nicht allein in der Art des Austauschs von Coach und Coachee, sondern auch in den bearbeiteten Themen: Nicht wenigen Coachees fällt über die elektronische Distanz der Einstieg in sehr persönliche, stark emotionsbesetzte Fragen leichter als in einer realen Gesprächssituation. Hier bietet sich das Online-Coaching sehr gut als Türöffner an.
Fazit
Um Werte von New Work wie Selbstständigkeit, Freiheit und eine gute Work-Life-Balance in Zukunft gewinnbringend umsetzen zu können, sollte das Bedürfnis vieler Mitarbeitender nach Sicherheit und Orientierung im Fokus stehen. Nur wenn die mit diesem Arbeitsmodell einhergehenden Herausforderungen verständlich benannt und umsetzbar auf konkrete Tätigkeitskontexte heruntergebrochen werden, können die positiv gedachten Implikationen von New Work auch in der Praxis das Arbeitsleben erleichtern.
Ein Coach kann helfen, die skizzierten Herausforderungen des Arbeitsalltags zu meistern – dabei ist es egal, auf welcher Ebene eines Unternehmens man wirkt. Hilfestellungen und Lösungsmodelle werden individuell und exakt auf die Bedürfnisse der Coachees zusammengestellt. Ein gutes, neueres Format zur Umsetzung bietet dabei das Online-Coaching, welches sich besonders durch seine im Vergleich zum Präsenzcoaching höhere räumliche und zeitliche Flexibilität auszeichnet. "In Echtzeit" kann beispielsweise via Live-Chat auf neu auftretende Probleme reagiert werden.
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