Mehr Qualität für Schulen
Berlin, September 2005 - (von Anja Janus) Ein umfassendes Konzept für den IT-Einsatz an Schulen hat der Berliner Bildungssenator Klaus Böger am 22. August 2005 in Berlin vorgestellt. Mit dem "eEducation Berlin Masterplan" soll eLearning fester Bestandteil des Unterrichts an allen Berliner Schulen werden. Ziel dieses bundesweit ersten Masterplans sei, so Böger, die Qualität des Unterrichts zu verbessern. Die Senatsverwaltung für Bildung kündigte an, noch am gleichen Tag mit der Umsetzung des eEducation-Programms zu beginnen.
Bis 2010 soll in Berlin computergestützter Unterricht Normalität sein. Der Masterplan setzt nicht nur Standards für die IT-Ausstattung der Schulen, sondern auch für die IT-Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte und die Medienkompetenz der SchülerInnen am Ende ihrer Schullaufbahn. Die Vermittlung von Medienkompetenz entscheide über die Teilhabe an der modernen Gesellschaft, betonte Böger, "dafür brauchen unsere Schülerinnen und Schüler das erforderliche Rüstzeug." Doch auch die Unterrichtsstruktur soll mit Hilfe der digitalen Medien verändert werden: Differenzierung, kooperatives Arbeiten, Projektarbeit und Arbeitsaufträge bestimmen künftig das Unterrichtsgeschehen.
Lottogelder finanzieren Schulmodernisierung
Die IT-Ausstattung der Schulen erfolgt zukünftig genau nach Plan und zwar einheitlich. Dafür sorgt der "Leitfaden zur IT-Ausstattung von Schulen" des eEducation Masterplans. So genannte Ausstattungsmodule ermöglichen den Schulen stufenweise die Hardware aufzustocken.
Rund fünf Millionen Euro im Jahr erhielten die Berliner Schulen seit 1997 für ihre digitale Ausstattung, 2005 sogar sieben Millionen Euro. Bisher kam das Geld aus Lottomitteln, eine unzuverlässige Geldquelle für die rund 750 öffentlichen allgemein bildenden Schulen in Berlin. "Die IT-Ausstattung muss komplett etatisiert werden," fordert Böger daher, doch sei dieser Posten bisher in keinem Länderhaushalt eine feste Größe.
Die Berliner IT-Ausstattung an Schulen liegt über dem bundesweiten Durchschnitt: Weniger als zwölf SchülerInnen teilen sich einen Computer. 2004 lag die Schüler-Computer-Relation bundesweit bei15:1, was auch dem von der EU angestrebten Schnitt entspricht. Für die Lehrerfortbildung und die Wartung der Computer gibt die Senatsverwaltung für Bildung jährlich rund 1,5 Millionen Euro aus.
Medienpass für Lehrkräfte
Auf die Berliner Lehrkräfte, die SchulleiterInnen, die SchulaufsichtsbeamtInnen und die LehramtsanwärterInnen kommt ein umfangreiches Aus- und Fortbildungsprogramm zu. Die Senatsverwaltung hat ein modulares Fortbildungskonzept erarbeitet, das in vier Stufen gegliedert ist. Haben die TeilnehmerInnen erfolgreich eine Kompetenzstufe absolviert, erhalten sie den eEducation Pass Berlin.
Bis 2010 sollen alle LehrerInnen die Anforderungen der ersten Kompetenzstufe "Multimedia Teacher" erfüllen und regelmäßig Multimedia und Internet im Unterricht nutzen. Ab 2006 soll es Gutscheine für die Fortbildung geben, die bei verschiedenen Trägern eingelöst werden können.
IT-Lernziele der SchülerInnen
Wie das Rüstzeug für die SchülerInnen aussieht, wird in dem Masterplan ebenfalls definiert: Das "IT-Kompetenzprofil für Schülerinnen und Schüler" beschreibt, wie gut die SchülerInnen in der jeweiligen Klassenstufe den Computer und die gängigen Programme beherrschen sollten. Doch nicht nur das: Lernen soll auch wieder Spaß machen. Spielerisches Lernen mit Multimedia und eigenständiges Forschen mit dem PC fördere die Motivation und damit die Schulleistung, steht im Masterplan. Durch das individuelle Arbeiten am PC würden die Kinder nicht nur entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert. sie gestalten ihren eigenen Lernprozess und entdecken Wissen.
Für Berliner Schulen, die einen hohen Anteil von Kindern nicht deutscher Herkunft haben bedeutet der Umgang mit dem Computer auch eine differenziertere Förderung, beispielsweise bei Sprachschwierigkeiten. Der PC in der Schule verringere die soziale Kluft, hofft der Bildungssenator. Kinder aus sozial schwachen oder bildungsfernen Familien ohne häuslichen Computer würden trotzdem den Umgang mit dem PC lernen und nicht von der Wissensgesellschaft ausgegrenzt.
Gespannt darf man sein, ob im Jahr 2010 tatsächlich die Verknüpfung schulischer und außerschulischer Lernorte und damit die vier A's des Lernens, die der Masterplan als Ziel propagiert, an den Berliner Schulen angekommen sind: Anyone, Anywhere, Anytime, Anything.