Lebst Du nur oder lernst Du schon?
Frankfurt, Juni 2007 (von Ralph Müller) Second Life stößt vermehrt auf Interesse bei Anbietern im Aus- und Weiterbildungsbereich. Im WIKI von Simteach finden sich mittlerweile 134 Einträge weltweit von Universitäten und Weiterbildungseinrichtungen, die sich in Second Life angesiedelt haben. Anlass genug auf dem Forum Bildungstechnologie, das Anfang Juni an der Universität Frankfurt zu Gast war, sich dieses Thema an einem Tag genauer anzuschauen.
Andreas Klünder, Geschäftsführer von ffm crossmedia stellte die Arbeit der Agentur vor, die in Second Life die zentralen Punkte von Frankfurt aufbaut und die unbeabsichtigt zum Anlaufpunkt für Bildungsmaßnahmen werden. So besucht eine Sprachenlehrerin mit ihren ungarischen Sprachschülern regelmäßig das Goethehaus um Deutschunterricht abzuhalten.
Sie verwendet dabei zusätzlich die freie Software Skype, um sich mit ihren Schülern zu unterhalten. Lernplattformen und herkömmliche Virtual Classrooms hatten sich für ihre Zwecke als zu technisch aufwendig erwiesen, so dass sie sich lieber der Möglichkeiten von Second Life bedient als der klassischen eLearning-Instrumentarien.
ELearning war und ist auch nicht das wesentliche Augenmerk der VHS-Goslar, die seit Beginn dieses Jahres ein sich rasch entwickelndes Seminarangebot in Second Life aufbaut. VHS-Leiterin Ute Lenz-Rühmann und Dozentin Christine Fischer demonstrierten eindruckvoll unter welchen realen Rahmenbedingungen und virtuellen Möglichkeiten sich Seminarangebote mit wachsender Akzeptanz entwickeln lassen.
Mit einem modern gestalteten virtuellen Seminargebäude und medial vielfältig ausgestatteten Seminarräumen überbietet Second Life die oftmals beschränkten realen Möglichkeiten.. Da auch dies alles seinen Preis am Anfang hat ist verständlich, so dass es neben kostenlosen Einführungskursen zu Second Life auch kostenpflichtige Angebote im Bereich Programmierung und Fremdsprachen. Hier wird zunächst in der Second Life Währung Lindendollar abgerechnet. Ab dem Herbst werden Second Life Kurse in das reguläre VHS-Angebot aufgenommen, die dann allerdings auf konventionellem Wege abgerechnet werden.
Dass auch Landesinteressen ihren Niederschlag in Second Life finden, demonstrierte Veith Strasser von der Medien und Filmgesellschaft GmbH, des Landes Baden-Württemberg. Neben einer eigenen Landesvertretung bietet die MFG für baden-württembergische Bildungsunternehmen ein eigenes Areal, in dem diese kostenfrei virtuelle Dependancen errichten können. In vielen Fällen erfolgt dies zunächst in Form von Informationsangeboten und virtuellen Anlaufstellen.
Die Merck-Akademie bietet bereits eine Arbeitsbühne auf der Designschüler ihre dreidimensionalen Arbeitsprodukte präsentieren können. Auch Strasser bekräftigte die Aussage seiner VorrednerInnen, die sich auf die Formel -žMut haben und ausprobieren-œ verkürzen lässt, ohne dabei die institutionellen Rahmenbedingungen der realen Welt ganz aus den Augen zu verlieren.
"Mut haben" könnte auch als Überschrift über dem abschließenden Kurzimpuls von Professor Henning stehen, den er akademisch korrekter mit "Informelles Lernen in Firmen, Hochschulen und Schulen. Aktuelle Trends bei der Nutzung freier Bildungsressourcen" betitelte und der einen Ausblick auf das Spannungsfeld von institutionellem und informellem in Hinblick auf die Möglichkeiten von Web 2.0 und Technologien wie Second Life gab.
Zuspitzen lässt sich sein Beitrag auf die These, dass ein institutioneller Bildungsbetrieb mit begrenzten Ressourcen auf Dauer nicht ohne die Einbindung informeller Bildungsressourcen aufrecht zu erhalten ist. Die Frage, wie dies zu bewerkstelligen ist bietet sicherlich eine gute Vorlage für ein weiteres Forum Bildungstechnologie.
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